Mit diesem Stück wurde ich vor einigen Jahren morgens mit dem Radiowecker geweckt. Ich konnte den Namen nur halb verstehen. Über Wer-Weiß-Was habe ich dann trotz meiner dürftigen Angaben den Hinweis auf Phil Coulter bekommen. Hier ist es - das Stück mit den Pausen:
Pausen sind Musik, die man nicht hört.
Es gibt Musik, die einen wieder mit der Welt aussöhnen kann. Wenn jemand solche Musik macht, kann die Welt nicht nur schlecht sein...
Vor längerer Zeit habe ich mich ein bisschen mit dem theoretischen Hintergrund des Vergleichs der Arbeitsweise von Sozialarbeit mit der von kaufmännischer Arbeit beschäftigt. Ich hatte immer noch vor, mich dabei auch mit dem Thema des Arbeitsauftrags zu beschäftigen. Die Idee kam mir, als ich eine Bürokraft eines anderen Büros auf etwas Belangloses ansprach und ich dafür keine Antwort erhielt, sondern stattdessen nur eine hochempörte Reaktion über mein Anliegen. Hochempört, weil ich einfach einen Vorschlag gemacht hatte und dies natürlich nur der Chef höchstpersönlich tun darf. Und verärgert wurde mir vorgehalten, dass für mein Anliegen doch überhaupt kein Arbeitsauftrag bestehen würde. Und da wurde ich wieder unsanft daran erinnert – ich bin nicht mehr im Sozialen Bereich, wo Ideen einfach nur Ideen sind und man über alle Vorschläge nachdenkt, bevor man sie ablehnt. Ich bin unter Kaufmännern, wo der Arbeitsauftrag sich auf das Einhalten von starren Prinzipien und Vorschriften beschränkt und man grundsätzlich nicht darüber nachdenkt, ob man Dinge auch anders oder vielleicht sogar besser machen könnte.
Ja, und dann habe ich mir die beiden sehr verschiedenen Formen von Arbeitsaufträgen einfach mal näher angesehen.
Die zwischenmenschliche Kommunikation hat höchste Bedeutung: denn nur durch den anderen kommt der Mensch zur Klarheit über sich selbst.
Carl Jaspers (1883 – 1969)
Dies habe ich zwar ausnahmsweise auf Anhieb verstanden, stimme aber nur bedingt zu. Denn die Rolle des anderen kann nicht nur zur Klarheit verhelfen, sondern kann – im Gegenteil – auch die Klarheit verschleiern. Bestes Beispiel sind die Kindheitserfahrungen vieler Menschen. Diese Erfahrungen waren oftmals alles andere als glücklich. Zum Beispiel dann, wenn Eltern ihr Kind in irgendeine Richtung drängen, in die es gar nicht will und auch überhaupt nicht paßt. Die vielen Eltern, die ihr Kind als Projektionsfläche sowohl für die eigenen Ideale als auch für ihre Verdrängungen benutzen. Psychoanalytiker finanzieren mit diesen Traumen ihren Lebensunterhalt.
Aber auch unter Erwachsenen kann die Kommunikation zur Falle werden. Dort ist Klarheit oftmals alles andere als erwünscht. Ein Mensch, dem es nur auf die Außenwirkung ankommt, wird jegliche Klarheit vermeiden. Ein Mensch, der sich jeder Auseinandersetzung entzieht, ebenfalls. Und dann gibt es da noch diese Menschen, die jegliches Nachdenken verweigern, die unsäglich und dumpf losplappern, bevor man überhaupt zuende gesprochen hat. All diese Menschen sind denkbar ungeeignet, um zu Klarheit über sich selbst zu gelangen, man entfernt sich von sich selbst anstatt sich zu nähern.
Aber Jaspers spricht vermutlich von einem Idealzustand. So wie es eigentlich sein sollte, damit der Mensch sich zu dem entwickeln kann, was ihm bestimmt ist. Für mich kann das aber nur heißen:
Nur durch die zwischenmenschliche Kommunikation mit den richtigen Menschen kommt der Mensch zur Klarheit über sich selbst. Das sind Menschen, die das Wesen eines anderen erfassen und widerspiegeln - mit seinen Stärken und Schwächen. Und die uns in die richtige Richtung lotsen können, wenn wir uns auf falsche Wege verirrt haben. Dann kann man allerdings erstaunliche Erkenntnisse erlangen. Wer jemals an einer wirklich guten Gruppentherapie teilgenommen hat, hat vielleicht die Möglichkeit gehabt, so eine Erfahrung zu machen. Und dies übrigens nicht nur in Bezug auf das Widerspiegeln durch die anderen, sondern vielmehr durch die Teilhabe am anderen. Denn was uns bei uns selbst die Sicht versperrt, ist für uns bei anderen klar erkennbar. Daraus ergibt sich ein Nehmen und Geben - aber eben nur bei den "richtigen" Menschen.
Dass der Mensch nur im Umkreis seines durch den Sinnanspruch bestimmten Wesens, und nicht im Hinblick auf sein Vorkommen, Handeln und Leisten innerhalb des Seienden zur Seinsgeschichte gehört, bedeut eine Einschränkung eigener Art. Sie kann als Auszeichnung offenbar werden , sooft das Sein selbst zu wissen gibt, was sich ereignet, wenn der Mensch sein Wesen wagen darf, das ihm durch den Vorrang des Seienden in die Vergessenheit versunken ist.
(Martin Heidegger (1889-1976)
Gibt es jemanden, der das versteht? Ich jedenfalls nicht. Aber ich bin über das „wenn der Mensch sein Wesen wagen darf“ gestolpert . Sein Wesen wagen dürfen – das hört sich nach Abenteuer und Experiment an. Nach Geheimnisvollem, das man sich zu eigen machen kann – wenn man eben nur den Mut dazu hat. Sich das nehmen, was einem eigentlich ja schon in ureigenster Form gehört. Und das ist nicht etwa etwas ganz Alltägliches. Nein – das ist ein Wagnis. Und irgendwie wird Neugier auf etwas geweckt.