Zum Tod von Lars Vilks
Der schwedische Künstler und Karrikaturist ist gestern bei einem Autounfall mit seinen beiden Personenschützern tödlich verunglückt. Und wie ich es erwartet hatte, gibt es überall im Netz eine wahre Sturmflut von Hasskommentaren von Muslimen, die Vilks Tod auf widerwärtigste Art beglückwünschen.
Das sollte jedem die Augen öffnen, der die Ansicht vertritt, Gewalt und Hass beträfe lediglich eine kleine Minderheit der Muslime. Unter den unzähligen primitiven Hasskommentaren von Muslimen gibt es NICHT EINEN EINZIGEN, der diese Form der Gewaltverherrlichung in Frage stellt.
Man fühlt sich an die Hetze gegen Juden des Dritten Reichs erinnert. Und damals wie heute wird dazu geschwiegen....
RIP Lars!
Das bonmot nach Mitternacht
"Il est interdit d'interdire - Es ist verboten zu verbieten"
Jean Yanne (1933-2003, französischer Schauspieler)
behrens am 23. August 21
|
Permalink
| 0 Kommentare
|
kommentieren
Die Lust am Verbot oder wen canceln wir als nächsten?
Das Mitglied des Hertha BCS Aufsichtsrats Jens Lehmann musste gehen, weil er den Begriff "Quotenschwarzer" gegen Dennis Aogo verwendet hat. Dennis Aogo wiederum musste seine Beratertätigkeit bei Sky aufgeben, weil er den Begriff "Bis zur Vergasung" verwendet hat. In der Tat ist dies ein Satz, den man aufgrund seiner aus dem Dritten Reich stammenden Herkunft auf keinen Fall sagen sollte. Allerdings ist es Fakt, dass manchen Menschen der Ursprung dieser Redewendung nicht bekannt ist. Der Begriff "Quotenschwarzer" wiederum stellt eine Beleidigung dar, allerdings wird nicht die Hautfarbe beleidigt, sondern die Fähigkeit des Spielers, denn es wird unterstellt, dass dessen Aufstellung nicht aufgrund von guten Leistungen, sondern von Quotenregelung erfolgte. Schließlich äußert sich Grünenpolitiker Boris Palmer ironisch zu dem Rassismusvorwurf gegen Aogo und kassierte damit ein Parteiausschlussverfahren.
Empörung über Grünenpolitikerin Bettina Jarasch, die öffentlich von ihrem Kindheitstraum erzählte, Indianerhäuptling werden zu wollen. Da hilft es auch nichts, dass die Vorsitzende der Native American Association of Germany (Carmen Kwasny) diese Empörung als übertrieben einstuft und der Begriff sogar auf der betreffenden Website verwendet wird. Immerhin hat dies kein Parteiausschlussverfahren mit sich gebracht, sondern es wurde "nur" die entsprechende Passage der Rede zensiert.
Staatssekretärin Sawsan Chebli spricht von einem "mit einem nachhaltigen Schock verbundenen, noch nie erlebten Sexismus-Erlebnis ", als ihr der Vorsitzende einer Podiumsdiskussion sagt, er hätte "keine so junge und so schöne Frau" erwartet. Zugegeben - der Spruch ist völlig fehl am Platz. Aber ich kann aus eigener bitterer Erfahrung sagen, dass es jede Menge sexistische Sprüche gibt, gegen die das betreffende tollpatschige Kompliment eine Nettigkeit darstellt. Aber immerhin scheint der Betreffende nicht seinen Job verloren zu haben.
Einem Aldi-Filialleiter wird gekündigt, weil er einen pöbelnden Kunden rausgeschmissen hat. Dieser war zuvor lautstark pöbelnd mit anderen Kunden in Streit geraten, als einer der Kunden zu seinem Begleiter (nicht zu dem Betreffenden!) sagte, er wolle "Negerküsse" kaufen. Ja, dieses Wort sollte man nicht mehr verwenden, aber es ist fraglich, ob es angemessen ist, deswegen lautstark und endlos zu pöbeln.
Die Liste ließe sich noch unendlich fortführen. Aber ich höre jetzt schon die Einwände, dass alles im Kleinen beginnt und die Verwendung von Begriffen wie "Negerkuss" oder "Indianer" zwangsläufig ein Indiz für schlimmsten Rassismus darstellen und genauso zwangsläufig zu Apartheit führen, genauso, wie ein fehlplatziertes Kompliment unabwendbar die Stellung der Frau um mindestens zweihundert Jahre zurückwirft. Ist das tatsächlich und nachweisbar so?? Nein, ist es nicht. Auch wenn die Verteidiger der Political Correctness dies hartnäckig behaupten, so gibt es definitiv keinen überprüfbaren Nachweis dafür. Die Ursache von Rassismus und Sexismus liegt viel tiefer und ist vor allem sehr viel komplexer, als sie mit Redewendungen zu begründen. Und Probleme werden selten durch Verbote und Rausschmisse gelöst - im Gegenteil, dies schafft lediglich ein Klima der Befangenheit und Angst, welches den idealen Nährboden für Denunziation darstellt.
Political Correctness hat keine andere Funktion, als sich für Gegner unangreifbar zu machen, über die tatsächliche Haltung sagt sie absolut nichts aus. Es ist nur ein sprachlicher Trick, sich öffentlich als jemand darzuzustellen, der auf der einzig richtigen Seite steht. Denn die öffentliche Verwendung von Gendersternchen stellt noch keine Garantie dafür dar, dass die Betreffenden sich im Privaten nicht doch höchst abfällig über Frauen auslassen. Genauso wenig wie die öffentlich wirksame Empörung über Begriffe wie "Indianer" oder "Negerkuss" noch keine Garantie dafür darstellt, dass die Betreffenden nicht doch völlig desinteressiert an der Situation von ethnischen Minderheiten sind.
Was soll das Ganze also? Es ist nichts anderes als ein kläglicher Versuch, schwierige und gravierende Probleme auf banale Art zu lösen. Gleichzeitig ist es aber ein höchst gelungener Versuch, sich auf äußerst bequeme Art unangreifbar zu machen. Das hat schon im Mittelalter bei der Hexenverfolgung funktioniert - man denunziert und bestraft andere, um sich selbst zu schützen und unangreifbar zu machen. Man muss aber gar nicht so weit zurückgehen in der Geschichte, auch die totalitären Systeme der jüngeren Vergangnenheit haben sich diesen Mechanismus zunutze gemacht.
Schlusswort: ich bin froh, dass ein schwarzer Bekannter die empörte Reaktion auf die Verwendung des Wortes "Negerkuss" als übertrieben und als "typisch deutsch" bezeichnet hat. Genauso froh bin ich, dass ein schwuler Bekannter mir sagte, er hätte sich über den Film "Der Schuh des Manitu" totgelacht. Last-not-least kann ich als Frau nur sagen, dass es mich fürchterlich nervt, wenn mir jemand von Sozialarbeiter:innen oder Hamburger:innen erzählt, denn ich bin intellektuell durchaus in der Lage, zu erfassen, dass mit dem generischen Maskulinum definitiv beide Geschlechter umfasst (nicht nur mitgemeint) werden. Was übrigens nicht heißen soll, dass mir alle sprachlichen Entgleisungen egal sind. Im Gegenteil - wenn ich einige RAP-Texte höre, die Gewalt gegen Frauen oder Schwule regelrecht bejubeln, bin ich einfach nur darüber geschockt, dass man dafür sogar Echos bekommt. Aber das ist ein anderes Thema...