Mittwoch, 24. Dezember 2014
Um mehr als tausend Jahre verschätzt – manche Erscheinungen sind zeitlos
Lasst uns nicht wohlduftende Weine hochschätzen, Gaukeleien der Köche und kostbare Salben. Nicht sollen Land und Meer ihren kostbaren Schmutz uns zum Geschenke bringen; denn nur diesen Ehrennamen weiß ich für den Luxus. Geben wir uns nicht Mühe, es einander in Unmäßigkeit zuvorzutun. Unmäßigkeit ist in meinen Augen, was zu viel ist über das Bedürfnis, und das, während andere hungern und darben, die aus demselben Lehm und denselben Elementen gebildet sind.
Gregor von Nazianz

Bei dem Text geht es um Anmerkungen, wie das Weihnachtsfest gefeiert werden sollte. Während ich diese Zeilen las, überlegte ich wie alt der Text wohl sein mochte. Die altertümliche Ausdruckweise ließ mich auf eine Zeit um 1500 schließen. Einen früheren Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, da meines Erachtens Weihnachten erst in späteren Zeiten zu einem Geschenk- und Essfest gewandelt wurde. Aber ich hatte mich schwer geirrt – die Zeilen stammen von Gregor von Nazianz und der lebte von 329-390.

Man sieht also, dass es sich nicht um ein Phänomen unserer jetzigen Zeit handelt, in der das Weihnachtsfest in erster Linie dem Schenken und Essen gewidmet wird,, sondern dass dies eine nahezu zeitlose Erscheinung ist. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich hatte mich also um mehr als tausend Jahre verschätzt. Fazit: falls einem die bombastische Weihnachtshektik gegen den Strich geht, immer daran denken - früher war es auch nicht anders.



Freitag, 12. Dezember 2014
Bloggen kann unerfreulich sein – ein i-Tüpfelchen, das mir die Lust verdirbt
Gestern habe ich in meinem zweiten Blog einen unerfreulichen Kommentar erhalten, in dem es eindeutig um Kreditwerbung ging. Ich beließ den Kommentar erstmal und meldete den Vorfall an den Support. Allerdings wurde meine Frage gelöscht und auch der besagte Kommentar auch (wobei der Verfasser noch Abonnent ist).

So dramatisch ist das alles eigentlich nicht, denn schließlich gibt es ja immer die Möglichkeit, unerfreuliche Kommentare zu löschen. Aber das Ganze weckt ungute Erinnerungen an frühere Vorfälle, als ich üble Kommentare erhielt, die mit Fäkalausdrücken und Bedrohungen durchsetzt waren und für mich zu allem Übel auch noch ebenso unerfreuliche Konsequenzen in beruflicher Hinsicht mit sich brachten - ein regelrechtes Blogstalking. Sicher, eine Kreditwerbung (und noch dazu eine grausam dämlich verfasste) ist sehr viel harmloser als beleidigende und bedrohende Kommentare. Aber trotzdem – ich habe keine Lust mehr auf so etwas. Zumal ich es doch ein wenig irritierend finde, dass meine kurze Anfrage im Support einfach kommentarlos gelöscht wurde.

Vor einiger Zeit wurde mein Email-Account geknackt und dadurch gelangten jede Menge Viren auf meinen Laptop. Folge war, dass ich einen neuen Laptop anschaffen musste und es mich Unmengen von Zeit kostete, mich mit dem fürchterlichen windows 8 und word 2010 vertraut zu machen. Der Touchpad des neuen Laptops ist eine Katastrophe, weil er auch auf die leiseste Berührung reagiert und der Cursor springt dadurch beim Blindtippen ständig hin und her, was sich auch nicht korrigieren lässt. Ich tippe also im Zweifingersuchsystem, was doppelt so lange dauert. Abgesehen von diesem Aufwand habe ich jetzt auch immer Angst, dass jemand meine Daten missbrauchen kann und vielleicht jemand schon meine Mailadresse missbraucht hat.

Ich brauche einen Internetzugang für meine Arbeit, da ich im Falle von Außenterminen vor Arbeitsbeginn meine beruflichen Mails checken muss. Aber vielleicht sollte ich das Thema Internet auf das für meine Tätigkeit unbedingt Erforderliche begrenzen. Die Virenattacke und deren Folgen waren schon äußerst nervenaufreibend. Die Sache mit dem dämlichen Kreditwerbekommentar in meinem Blog, in dem so etwas überhaupt nichts suchen hat und das Löschen meiner Supportanfrage, ist jetzt das i-Tüpfelchen, das mir die Lust am Bloggen zu verderben droht. Mein Blog hat etwa 50 Abonnenten und ich selbst habe meine Kommentare auf etwa 5 Blogs reduziert. Vielleicht sind unter diesen Voraussetzungen andere Formen geeigneter. Wobei ich keinen blassen Schimmer habe, welche.

Ich habe vor vielen Jahren in ziemlicher Naivität mit meinem Blog begonnen und mir etwas ganz andere darunter vorgestellt. Inzwischen bin ich nicht mehr so blauäugig. Aber ich frage mich, ob die angenehmen Seiten die unangenehmen noch überwiegen. Und ob ich das alles noch will.

Edit:
Habe jetzt erfahren, dass im Support Hinweise auf Kommerzblogs/Kommentare gelöscht werden, nachdem auch die betreffenden Blogs/Kommentare gelöscht wurden (früher bleließ man die Hinweise im Support). Soweit ist also alles im grünen Bereich. Dennoch ist und bleibt es unerfreulich, dass es überhaupt dazu kommt, dass Blogs für Kommerz missbraucht werden. Es kann eben jeder sein Unwesen treiben, sei es durch Kommerz oder durch Beleidigungen. Bei letzterem kommt dann noch hinzu, dass die Betreffenden oftmals ihre Kommentare wieder löschen und dann automatisch auch jeder andere Kommentar mit entfernt wird.



Donnerstag, 4. Dezember 2014
Wissen light – Studenten haben keine Zeit mehr für Bücher
Es gibt Dinge, die nicht voneinander zu trennen sind. So zum Beispiel Studium und Bücher. Jedenfalls war es bisher so. Jetzt scheint dies allerdings nicht mehr selbstverständlich zu sein. In einer Diskussion über den Stand der Wissenschaft und Forschung erzählte ein Professor für Philosophie, dass ihm einige Studenten erklärt hätten, nicht mehr genug Zeit zu haben, um ein Buch vollständig zu Ende zu lesen. Viele hielten es für völlig ausreichend, sich lediglich mit der Sekundärliteratur zu beschäftigen.

Mich wundert bei der Generation Smartphone eigentlich gar nichts mehr. Das Prinzip des unbedingten Vorrangs der allerneuesten Version und des letzten Updates wird in bemerkenswerter Unbedarftheit auf den Bereich des Wissens und die Aneignung des Wissens übertragen. Warum ein Werk von Platon von Anfang bis zum Ende lesen, wenn die Quintessenz auch en bref in irgendwelcher Sekundärliteratur nachzulesen ist? Googeln, Chatten, Simsen, Appsen, Bloggen und Skypen lässt nicht mehr genug Zeit für das antiquierte und viel zu umständliche Lesen.

Mir fällt eine meiner Deutschlehrerinnen ein, die ich vor einigen Jahren anlässlich unseres Klassentreffens anrief. Als ich sie um ihre Email bat, sagte sie mir, dass sie kein Internet hat, weil sie „einfach keine Zeit dafür" hätte. Ich musste schmunzeln, denn sie hatte mir zuvor erzählt, dass sie nach ihrer Berentung wieder angefangen hat, Kunstgeschichte zu studieren. Ich stellte mir dabei vor, wie mit absoluter Sicherheit jeder junge Student aus tiefster Überzeugung verneinen würde, dass ein Studium ohne Internetzugang überhaupt möglich wäre.

Meine alte Deutschlehrerin ist ein Auslaufmodell. Aber ich bin mir absolut sicher, dass sie es locker mit jedem der rund fünfzig Jahre jüngeren Studenten aufnehmen könnte. Denn ist nicht das Gleiche, ob man ein wenig googelt und sich sein Wissen mittels Wikipedia und Hausarbeiten erwirbt, oder ob man sich die Arbeit macht, sich intensiv mit Primärliteratur zu befassen. Der Prozess des langsamen Erarbeitens und des Eindringens in die geistigen Inhalte eines Werks gehört jetzt anscheinend endgültig der Vergangenheit an. Alles ist reduziert auf die Lightversion. Was diesen Umstand noch erschreckender macht, ist die Aussage des besagten Professors, andererseits würde heute so viel wie nie zuvor publiziert werden. Dies wirft die Frage auf, welche Grundlage Publikationen haben, die von Menschen verfasst wurden, die keine Zeit mehr finden, ein Buch vollständig zu Ende zu lesen? Wie immer die Antwort lauten mag – diese Lightversionen man kann sich sicher getrost schenken.

Die Zeit der großen Denker ist – zumindest bis auf weiteres – vorbei. Wobei dies nicht so dramatisch ist, wie es auf den ersten Blick scheint, denn auch wenn die großen Denker alle mausetot sind, so sind deren unsterbliche Werke noch jederzeit zugänglich. Einfach in den nächsten Buchladen oder die Bücherhalle gehen.