Um mehr als tausend Jahre verschätzt – manche Erscheinungen sind zeitlos
Lasst uns nicht wohlduftende Weine hochschätzen, Gaukeleien der Köche und kostbare Salben. Nicht sollen Land und Meer ihren kostbaren Schmutz uns zum Geschenke bringen; denn nur diesen Ehrennamen weiß ich für den Luxus. Geben wir uns nicht Mühe, es einander in Unmäßigkeit zuvorzutun. Unmäßigkeit ist in meinen Augen, was zu viel ist über das Bedürfnis, und das, während andere hungern und darben, die aus demselben Lehm und denselben Elementen gebildet sind.
Gregor von Nazianz

Bei dem Text geht es um Anmerkungen, wie das Weihnachtsfest gefeiert werden sollte. Während ich diese Zeilen las, überlegte ich wie alt der Text wohl sein mochte. Die altertümliche Ausdruckweise ließ mich auf eine Zeit um 1500 schließen. Einen früheren Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, da meines Erachtens Weihnachten erst in späteren Zeiten zu einem Geschenk- und Essfest gewandelt wurde. Aber ich hatte mich schwer geirrt – die Zeilen stammen von Gregor von Nazianz und der lebte von 329-390.

Man sieht also, dass es sich nicht um ein Phänomen unserer jetzigen Zeit handelt, in der das Weihnachtsfest in erster Linie dem Schenken und Essen gewidmet wird,, sondern dass dies eine nahezu zeitlose Erscheinung ist. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich hatte mich also um mehr als tausend Jahre verschätzt. Fazit: falls einem die bombastische Weihnachtshektik gegen den Strich geht, immer daran denken - früher war es auch nicht anders.