Montag, 24. Juni 2013
Eine schlimme Geschichte
Kürzlich habe ich von einem Bekannten aus meinem beruflichen Umfeld eine ziemlich schlimme Geschichte gehört. Es geht um die fünfzehnjährige Tochter einer seiner Bekannten, die sich von ihrem Freund trennen wollte. Das ist in diesem Alter sicherlich nicht allzu ungewöhnlich, da viele Freundschaften im Teenageralter nicht von Dauer sind. Der Freund wollte allerdings die Trennung nicht akzeptieren und setzte das Mädchen unter Druck mit Nacktfotos, die er von ihr besaß. Er drohte, die Fotos ins Internet zu stellen und als das Mädchen sich nicht einschüchtern ließ und bei der Entscheidung zur Trennung blieb, machte er seine Drohung wahr und stellte die Fotos über Facebook ins Netz. Als daraufhin dann auch noch diverse Leute über das Mädchen herzogen, trieb sie das so in die Verzweiflung, dass sie versuchte, sich das Leben zu nehmen.

Mich hat diese Begebenheit sehr schockiert, wobei ich über diese Thematik natürlich auch schon vorher in den Medien gehört hatte, da es ja mittlerweile schon einige durch Internethetze verursachte Teenagerselbstmorde gibt. Vor einiger Zeit gab es den Film „Homevideo“ in dem es um einen Jungen geht, der sich beim Masturbieren filmt und der sich das Leben nimmt, als der Film in falsche Hände gerät und im Netz veröffentlicht wird. Als ich den Film sah, war mein erster Gedanke, dass es ein großes Glück ist, in einer Zeit Jugendliche gewesen zu sein, in der es noch kein Internet, kein Facebook und keine Fotohandys gab. Was privat war, blieb weitgehend auch privat. Sicher, es wurde in einer Trennungssituation schon mal von dem Verlassenen gelästert und dies war auch damals alles andere als angenehm. Aber dieses Geläster ging zwangsläufig nicht über den Bekanntenkreis hinaus. Es gab einfach nicht die Möglichkeit, Geläster und Gehetze zu multiplizieren.

Aber es kommt auch noch etwas anderes hinzu. Und das ist das, was ich hier schon einmal als die Renaissance des Wortes Schlampe beschrieben habe. Es gab mal eine Zeit, in der dafür gekämpft wurde, dass Frauen die gleiche sexuelle Freiheit wie Männer zugestanden wird. Und dieser Kampf zeigte auch Erfolg und nur noch die ewig Gestrigen hielten eisern fest am Ideal der sittsamen und sexuell enthaltsamen Frau. Und diesen ewig Gestrigen wurde heftig Kontra gegeben, wenn sie mit ihren verqueren Ansichten zu laut wurden.

Aber irgend etwas ist passiert in den letzten zwei Jahrzehnten und mittlerweile ist es wieder völlig legitim, Frauen und Mädchen wegen ihrer Sexualität an den Pranger zu stellen. Die Bushidos und Sidos dieser Welt haben großen Zulauf und das Nachplappern ihrer hirnlosen und reaktionären Texte gilt als obercool.

Eigentlich ist Älterwerden nichts besonders Angenehmes und oftmals wünscht man sich wehmütig, wieder jung zu sein. Wenn ich allerdings daran denke, wie schnell Jugendliche heute Gefahr laufen, einer Hexenjagd im Internet ausgesetzt zu sein, dann freue ich mich – und das meine ich völlig ehrlich – dass mir dies nicht mehr passieren kann.

Was bleibt, ist tiefes Mitgefühl mit denjenigen, auf die im Netz Jagd gemacht wird. Mitgefühl mit den Jugendichen, die meist noch zu unsicher und fragil sind, um sich über die Meinung anderer hinwegzusetzen und Mitgefühl mit den Eltern, die dem ganzen Geschehen in der virtuellen Welt meist hilflos und ohnmächtig gegenüber stehen.

Ich bin absolut pessimistisch, was die Möglichkeiten eines Kampfes gegen Internetmobbing angeht. Die virtuelle Welt ist mittlerweile so fest verankert im alltäglichen Leben, dass diese Entwicklung nie mehr umkehrbar sein wird. Und gerade die Jugendlichen, die mit der Kommunikation via Internet aufgewachsen sind, werden nicht mehr in der Lage sein, auf diese zu verzichten. Man könnte noch argumentieren, dass ja nicht alle Jugendlichen im Internet mobben. Aber das ist ein schwacher Trost, denn es gibt keine Garantie dafür, dass sich Jugendliche immer die richtigen Freunde suchen – das war auch schon früher nicht anders. Und es reicht, dass jemand einmal leichtsinnig war und dem Falschen etwas anvertraut oder offenbart. Etwas, das ins Netz gerät und dann unter Umständen von jemandem irgenwo gespeichert wird, hat die Eigenschaft, unsterblich zu sein. Da muss man schon verdammt selbstbewusst sein, um über den Dingen zu stehen.

Komisch, jetzt wo ich über dieses Thema schreibe, fällt mir die Doppeldeutigkeit des Wortes “Netz” auf. Die positive ist, die des Vernetztseins im Sinne von sozialem Kontakt. Die negative Bedeutung ist die des Fang-Netzes – wer einmal drin ist, kommt nicht wieder raus!



Samstag, 15. Juni 2013
Andenken an Iris und daran, dass die Welt bunt ist und nicht grau
Bald jährt sich der vierte Todestag meiner Freundin Iris.

Bei der Grabstätte, in der Iris beigesetzt wurde, handelt es sich um ein Urnengrab, in dem auch ihre geliebte Großmutter beigesetzt wurde und auf dem sich lediglich eine kleine Grabplatte befindet. Leider ist das Grab für mich so weit entfernt, dass ich es nicht mal eben so aufsuchen kann.

Vor einiger Zeit las ich hier darüber, dass jemand im eigenen Garten für seine verstorbenen Freunde und Familienmitglieder kleine, sehr liebevoll gestaltete Gedenkstätten angelegt hat. Ich finde diese Idee wunderschön und kommentierte dann, dass ich so etwas auch gern für meine Freundin gestalten würde, was aber leider daran scheitert, dass ich keinen Garten habe. Und dann erhielt ich auf meinen Kommentar eine Antwort, die mir die Sprache verschlug: "das requiem" für ihre verstorbene freundin hat mich sehr bewegt, ich werde für ihre iris einen kleinen gedenkstein anlegen und ihr davor ein blümchen pflanzen. lassen sie mich nur bitte wissen, welche pflanze ihre freundin gemocht hat." Inzwischen wurde wie man oben auf dem Foto sehen kann, der Platz auch angelegt und es soll sogar noch der Namenszug hinzukommen.

Mir fehlen auch jetzt die Worte für diese Begebenheit. Die Bloginhaberin kennt weder mich noch meine Freundin und ich bin auch erst vor kurzem auf den Blog aufmerksam geworden. Trotzdem wird mir jetzt dieses Geschenk zuteil. Meine Freundin, die ein herzensguter Mensch war und in ihrem viel zu kurzem Leben sehr viel leiden musste, hat dieses Andenken verdient.

Wenn Menschen spontan anderen etwas geben oder ihnen helfen, dann werde ich daran erinnert, dass die Welt bunt ist und nicht grau. Durch meine berufliche Tätigkeit wurde ich in ein Umfeld gezogen, in dem es vielen (allerdings nicht allen) vorrangig um Geld geht und in dem diese Vorrangigkeit wirkliches Interesse an andern Menschen immer mehr verdrängt. Dennoch ist dieses Umfeld nicht stellvertretend für die ganze Welt. In der gibt es nämlich nach wie vor Menschen, deren Handeln von Mitmenschlichkeit geprägt ist.

Fast hatte ich dies schon vergessen und ich bin dankbar, dass mich Feuerlibelle wieder daran erinnert hat.



Mittwoch, 29. Mai 2013
Es geht also doch
Freund,
wer Sie auch sind - vielleicht haben Sie einfach die Zufälligkeiten des Internet auf diese Seite geführt -, wie dem auch sei, seien Sie willkommen! Sie werden hier nichts oder nur wenig von dem finden, was die gegenwärtige Welt schätzt. Wir haben uns nicht einmal bemüht, etwas Originelles zu bieten.


Dieser Internetauftritt ist ja nun etwas völlig anderes als die übliche Hochstapelei auf Websites. Und kann durchaus als Tiefstapelei durchgehen, denn die Seite ist in ihrer Klarheit und Einfachheit unter dem Verzicht auf die übliche Phrasendrescherei und geschönte Fotos sehr originell. Selbst einem Website-Feind wie mir gefällt diese Seite.