Montag, 18. Februar 2013
Ideale sind unsterblich
Auch wenn ich schon diverse Male Dokumentationen und natürlich auch die beiden Spielfilme über die Weiße Rose angesehen habe, so fesselt mich dieses Thema immer wieder aufs Neue. So auch heute bei der Reportage „Sophie Scholl – allen Gewalten zum Trotz…“ aus dem Jahr 2005. Und ich erliege meist auch der Versuchung, anschließend im Internet zu stöbern um mehr zu erfahren. Und wie bei anderen verwandten Themen wird mir dabei immer schmerzlich bewusst, dass die Zeitzeugen langsam aussterben. Anneliese Knoop-Graf starb im Jahr 2009 und Susanne Hirzel im Dezember vergangenen Jahres. Zwei Frauen, die auch im hohen Alter geistig noch hellwach waren und sich bei ihren Schilderungen noch so erregen können, als wäre alles erst vor kurzem geschehen.

Sophie Scholl wurde nur 21 und ihr Bruder Hans nur 24 Jahre alt. Hans Scholl rief nach der Verkündung seines Todesurteils "Freiheit". Mir fällt dabei die Zeile eines Lieds von Joan Baez ein (die kennt wahrscheinlich heute niemand mehr) über den Gewerkschaftsführer Joe Hill, der zu Unrecht zum Tode verurteilt wurde: „Takes more than guns to kill a man, says Joe – I didn't die". Und etwas davon ist wahr, denn wenn jemand für seine humanistischen Ideale hingerichtet wird, so kann dies immer nur in Bezug auf seine physische Existenz geschehen, nicht für seine Ideen. Die werden dadurch erst unsterblich.

Vielleicht ziehen mich deswegen die Berichte über Widerstandskämpfer so an, es geht im Grunde dabei um etwas Metaphysisches – um die Unsterblichkeit. Etwas, das – allen Gewalten zum Trotz, wie Sophie Scholl formuliert – unbesiegbar ist.



Donnerstag, 14. Februar 2013
Sich in Feigheit üben
Meine Absicht, mich aus einer platt und verächtlich geführten Diskussion einfach herauszuhalten und mich lieber gedanklich anderen Dingen zuzuwenden, wird weiterhin auf eine harte Probe gestellt. Denn etwas hatte ich dabei nicht bedacht – wenn in einer Diskussion auf jemanden eingedroschen wird, übt man sich nicht nur in der hohen Kunst des Ignorierens, sondern auch in der weniger edlen Eigenschaft der Feigheit. Und wie ich es auch anstelle – es ist ein äußerst beschämendes Gefühl!

Und weil es ein so äußerst beschämendes Gefühl ist - für mich jedenfalls - halte ich es nicht mehr aus und gebe noch ein letztes Mal Kontra und habe eben eine Mail geschickt. Wie sagen die Hamburger immer - Wat mutt dat mutt! Dann muss ich allerdings zusehen, dass ich mich schnellstens aus dem Verteiler austragen lasse.

Wenn Menschen Spaß an dumpfen Schuldzuweisungen haben und sich einen Dreck um die Suche nach Ursachen scheren, dann ist es Zeit zu gehen.

Wie sagte Sturmfrau doch mal vor einiger Zeit hier zu einem gewissen Nemoomen, der hier rumholzte (und dessen Identität ich im nachherein amusiert als einen alten Bekannten herausfand) - Ahoi!

Ja genau: Ahoi!



Freitag, 8. Februar 2013
Fundstücke
Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr,
Wir reden, dass uns auf zehn Schritt keiner hört.

Befehle zertrampeln mit Hufeisenschlag:
In den Leib, in die Stirn, in die Augen, – ins Grab.
Wie Himbeeren schmeckt ihm das Töten –
Und breit schwillt die Brust des Osseten.

Ossip Emiljewitsch Mandelstam (1891 – 1938)


"Es müsste bei uns so etwas wie die Nürnberger Prozesse geben."
Ein russischer Künstler aus Wladiwostok über die Zeit der Gulags (aus der Dokumentation "Russische Winterreise" von Thomas Rothe)

Und wie es so ist - wenn man nach einem Film ein wenig neugierig ist, findet man kleine Kostbarkeiten. So wie die Gedichtseite von Ossim Emiljewitsch Mandelstam, den ich vor einer Stunde noch gar nicht kannte. Aber jetzt sicher noch besser kennenlernen werde. Anscheinend geht das Thema russische Geschichte für mich noch weiter...