Donnerstag, 3. Januar 2013
Mäuse und Nussknacker
Mir hat mal jemand gesagt, dass man sich klassische Musik erarbeiten muss und da ist auch etwas dran. Am vergangenen Wochenende wurde ich von meinem Freund zu Tschaikowskys Nussknackersuite eingeladen. Wohlweislich habe ich mir davor nochmals E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“ durchgelesen und mir dann auch ein wenig bei YouTube einen Vorgeschmack geholt.

Dann kam schließlich der Abend im wunderschönen Lübeck, wo es noch einen kleinen Weihnachtsmarkt gab, dem wir vor der Vorstellung auch noch einen kurzen Besuch abstatteten. Wir hatten sündhaft teure Karten und saßen so dicht an der Bühne, dass man sehen konnte, wie die Tänzer schwitzten und nach einem Tanz völlig außer Atem waren. Die Kostüme waren wunderschön und die Tänzer des Bolschoiballetts waren beeindruckend.

Ballett und Oper sind für mich immer noch eine fremde Welt, denn ich wurde niemals an diesen Bereich herangeführt, obwohl ich eigentlich aus einer sehr musikalischen Familie stamme. Dafür sehe ich es vielleicht aber auch mit dem „Auge des Anfängers“ wie die Zen-Buddhisten es zu nennen pflegen.

Ballett ist etwas völlig Anachronistisches, denn weder die vollendete Ästhetik noch die zugrundeliegenden Themen passen zu unserer jetzigen Zeit. Heute liegen weder Nussknacker unter dem Weihnachtsbaum noch aufziehbare Puppen. Aber vielleicht ist es eben gerade deswegen noch viel märchenhafter, als es zur Zeit seiner Entstehung war.

Meine Lieblingsfigur war eine kleine Maus, die nur am Anfang als aufziehbares Spielzeug unter dem Weihnachtsbaum zu sehen war. Die Maus guckte so faszinierend böse und war so hartnäckig steif in ihren Bewegungen, dass man den Blick gar nicht von ihr lassen konnte.

Und dies hier war mein Lieblingstanz – der Zuckertanz:



Mittwoch, 19. Dezember 2012
Schießen schafft Lösungen - den Kopf wegblasen
Schießen lehrt die jungen Leute Gutes.
Tom Selleck

Amerika wurde mit Waffen aufgebaut, das liegt in unseren Genen.
Brad Pitt

Mein Gewehr können Sie mir erst aus der Hand nehmen, wenn diese eiskalt ist.
Charlton Heston

„Hätte die Direktorin (der Sandy Hook-Grundschule) eine Waffe gehabt, hätte sie dem Killer den Kopf wegblasen können, ehe er an die Kinder rankommt“.
Louie Gohmert, republikanischer Repräsentant des Abgeordnetenhauses

Die Amerikanische Verfassung von 1791 garantiert den US-Bürgern ein Recht auf Waffen. Unabhängigkeitskrieg, Bedrohung durch die Indianer (die auf ihre Bedrohung reagierten), Bürgerkrieg, wilde Tiere in den Wäldern – damit wird historisch für das Recht auf Waffen argumentiert.

Nur mal so nebenbei: Kriege, Bürgerkriege, wilde Tiere und Ureinwohner gab es übrigens auch in der Geschichte anderer Nationen und trotzdem wird das Recht auf Waffen nicht verfassungsrechtlich geschützt.

Auch nur mal so nebenbei: Louie Gohmert hat natürlich Recht - vorausgesetzt, die Direktorin hätte zuerst geschossen. Bei Überraschungsangriffen ist dies aber meist leider nicht der Fall, Mister Gohmert!



Dienstag, 18. Dezember 2012
Ich bin zu müde für die Philosophie der Balinesen und Inuit
Etwas, was mir von meiner mittlerweile schon viele Jahre zurückliegenden Balireise immer im Gedächtnis bleiben wird, ist der eigentümlich Mythos des einander bedingenden Guten und Bösen.

„Es muss auch das Böse geben, weil nur dadurch das Gute existieren kann“. Sehr sinnbildlich wird dies von den Balinesen im Barong-Tanz dargestellt. In diesem Tanz geht es um den Kampf zwischen dem das Gute verkörpernde, löwenähnlichen Barong und der das Böse verkörpernden Hexe Rangda.

Jetzt habe ich vor ein paar Tagen eine Sendung über Inuit gesehen, in der fast genau das Gleiche über das sich Bedingende Gute und Böse gesagt wurde: „Das Böse muss da sein, um das Gute zu ermöglichen“. Und da die Arktis und das indonesische Bali sehr weit auseinander liegen, ist es schon bemerkenswert, dass zwei so unterschiedliche Kulturen die gleiche Philosophie entwickelt haben.

Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass eine Welt ohne das Böse erstrebenswert wäre. Keine Gewalt, keine Ausbeutung, keine Ungerechtigkeit – das wäre die ideale Welt, in der man leben möchte. Aber Inuit und Balinesen sehen dies anders. Ein wenig erinnert mich dies an Camus Mythos von Sisyphos, demzufolge nicht das Ziel, sondern den Weg dahin als sinnstiftend angesehen wird.

Dieser Mythos ist praktisch, weil er so manchen Alltagskampf leichter ertragen lässt. Der Einsatz für eine Sache ist wichtiger als die Sache selbst und somit entfällt der Erwartungsdruck. Und man wäre nicht enttäuscht, wenn wieder einmal bei irgendetwas überhaupt nichts herausgekommen ist. Oder wenn man im Laufe seines Lebens dahinter kommt, dass sich kaum etwas verändern lässt.

Aber was wäre denn so schlimm daran, wenn man im Paradies leben würde? Wäre es wirklich so eine Katastrophe, wenn man endlich einmal ausruhen könnte? Endlich einmal ein wenig verschnaufen? Müssen Ziele wirklich unerreichbar sein?

Ich bin manchmal sehr müde und könnte gut auf das Steinerollen verzichten.