Freitag, 19. März 2010
Das Stepford-Phänomen
Manchmal ist es gut, zu hören, dass man völlig normal ist. Wenn das gesamte Umfeld sich völlig von einem unterscheidet, kommt unweigerlich die Frage auf, ob der eigene Weg denn eigentlich noch der richtige ist. Und dann fragt man sich, ob man sich denn nicht ändern sollte – wenn alle anders sind, wird dies vielleicht auch richtig sein. In so einer Situation muss man immer wieder von neuem die Wahl zwischen Anpassung und Standhalten treffen. Sieht man sich den Lauf der Geschichte an, hat die große Masse meist geirrt.

Dies erinnert ein wenig an Ira Levins Roman „Die Frauen von Stepford“. Die Protagonistin Joanne ist sich völlig sicher, dass etwas mit den Frauen ihrer Umgebung nicht stimmt. Um sie herum nur Harmonie und Zufriedenheit, die etwas seltsam Unechtes hat. Die anderen tun ihre Bedenken immer wieder als Einbildung ab. Schließlich sucht Joanne in ihrer Verzweiflung eine Psychologin auf. Und dann kommt der Moment, in dem ihr endlich von jemandem bestätigt wird, dass sie ihre Misstrauen an der scheinbaren Harmonie Ernst nehmen sollte. Es gibt Zweifel, die selbstzerstörerisch sind und es gibt Zweifel, die zu einer gesunden Wahrnehmung gehören und somit lebenserhaltend sind. Im Falle von Joanne kommt diese Erkenntnis allerdings zu spät.

Das Beeindruckende an dieser Geschichte ist der Kontrast der Protagonistin zu den übrigen Frauen. An denen ist alles harmonisch und vorbildlich – nur eben völlig unecht und unglaubwürdig. Und man atmet auf, als endlich in Gestalt der besagten Psychologin jemand auftaucht, der dieses Gefühl des Zweifelns nachempfinden kann und als richtig unterstützt.

Und so jemanden braucht man im normalen Leben auch. Jedenfalls, wenn man sich in einem ungutem Umfeld befindet. Oder anders ausgedrückt – wenn man sich völlig von den Menschen seines Umfelds unterscheidet. Das Umfeld kann man sich leider nicht immer aussuchen. Aber Gott-sei-Dank gibt es Menschen, die einem bestätigen, dass man sich auf sein Gefühl verlassen kann. Das ist das, was man zum Überleben in so einer Umgebung dringend benötigt.

Auch wenn es vielleicht kein richtig und falsch gibt – es gibt falsche Umfelder.


Es gibt sogar eine kleine Persiflage namens "Stepfordism"



Donnerstag, 18. März 2010
Genial
Mit diesem Stück wurde ich vor einigen Jahren morgens mit dem Radiowecker geweckt. Ich konnte den Namen nur halb verstehen. Über Wer-Weiß-Was habe ich dann trotz meiner dürftigen Angaben den Hinweis auf Phil Coulter bekommen. Hier ist es - das Stück mit den Pausen:



Pausen sind Musik, die man nicht hört.

Es gibt Musik, die einen wieder mit der Welt aussöhnen kann. Wenn jemand solche Musik macht, kann die Welt nicht nur schlecht sein...



Mittwoch, 17. März 2010
Arbeitsauftrag ist nicht gleich Arbeitsauftrag
Vor längerer Zeit habe ich mich ein bisschen mit dem theoretischen Hintergrund des Vergleichs der Arbeitsweise von Sozialarbeit mit der von kaufmännischer Arbeit beschäftigt. Ich hatte immer noch vor, mich dabei auch mit dem Thema des Arbeitsauftrags zu beschäftigen. Die Idee kam mir, als ich eine Bürokraft eines anderen Büros auf etwas Belangloses ansprach und ich dafür keine Antwort erhielt, sondern stattdessen nur eine hochempörte Reaktion über mein Anliegen. Hochempört, weil ich einfach einen Vorschlag gemacht hatte und dies natürlich nur der Chef höchstpersönlich tun darf. Und verärgert wurde mir vorgehalten, dass für mein Anliegen doch überhaupt kein Arbeitsauftrag bestehen würde. Und da wurde ich wieder unsanft daran erinnert – ich bin nicht mehr im Sozialen Bereich, wo Ideen einfach nur Ideen sind und man über alle Vorschläge nachdenkt, bevor man sie ablehnt. Ich bin unter Kaufmännern, wo der Arbeitsauftrag sich auf das Einhalten von starren Prinzipien und Vorschriften beschränkt und man grundsätzlich nicht darüber nachdenkt, ob man Dinge auch anders oder vielleicht sogar besser machen könnte.

Ja, und dann habe ich mir die beiden sehr verschiedenen Formen von Arbeitsaufträgen einfach mal näher angesehen.