Sozialarbeit und Berufsbetreuung
Ich möchte hier den Versuch machen, mich ein bißchen näher mit der Begriffszuordnung unseres Berufs zu beschäftigen. Bisher gibt es keine wirkliche theoretische Auseinandersetzung mit der Zuordnung von Berufsbetreuern. Es gibt zwar einige lesenswerte Artikel (die ich auch verkürzt auf meiner Seite unserer Betreuerhomepage wiedergegeben habe) aber die sind immer vor einem rechtstheoretischen Hintergrund verfaßt worden und grundsätzlich niemals von Berufsbetreuern selbst. Ich werde diesen Artikel noch einige Zeit laufend fortsetzen.
Soziale Arbeit
Der Begriff Soziale Arbeit dient seit den 1990er Jahren als Ober- und Sammelbegriff der traditionellen Fachrichtungen Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Seit 2001 ist Soziale Arbeit auch in Deutschland durch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Kultusministerkonferenz (KMK) offiziell als Fachwissenschaft anerkannt. Soziale Arbeit versteht sich als Profession, die wissenschaftsfundiert versucht, praktische soziale Probleme zu lösen, zu lindern oder zu verhindern, genauso wie es Aufgabe von anderen Professionen ist, praktische biologische (Medizin) oder psychische Probleme (Psychiatrie, Psychotherapie) zu lösen. Im Zuge der fortschreitenden Entwicklung der Sozialen Arbeit zur Profession und des gemeinsamen Handlungssystems der immer weniger klar differenzierbaren Teilgebiete, hat sich der mit einer langen Tradition belegte Oberbegriff Soziale Arbeit herausgebildet.
Da die Befähigung eines Individuums am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben teilzunehmen nicht bei allen gleich ausgebildet ist, beschäftigt sich die Soziale Arbeit auch mit der Möglichkeit, gesellschaftliche Benachteiligung abzubauen, die eben diese Befähigung zum Ziel hat.
Gegenstand Sozialer Arbeit sind allgemein gesellschaftlich und professionell als relevant angesehene menschliche „Problemsituationen“. Hierzu gehören überwiegend Probleme mit der alltäglichen Lebensbewältigung, der „Lebenspraxis“ – dem alltäglichen „Zurechtkommen und Zurechtfinden“. Sozialpädagogik bedeutet aber nicht allein Fähigkeiten und Ressourcen der Einzelnen zu fördern; in der Sozialpädagogik steckt auch eine gesellschaftliche Zielsetzung des „Miteinander-Auskommens“. Sozialpädagogik betrachtet das Individuum in seiner Wechselbeziehung mit der sozialen Umwelt. Ziel Sozialer Arbeit ist das Lösen, Lindern oder Verhindern praktischer sozialer Probleme, die sich aus einer unzureichenden Integration von Individuen in ihren sozialen Systemen ergibt, was gleichbedeutend ist, seine biopsychosozialen Bedürfnisse dauerhaft nicht befriedigen zu können.
Soziale Arbeit als Disziplin erforscht die Zusammenhänge der sozialen Problementstehung und Problemlösung. Soziale Arbeit als Profession arbeitet an der Lösung und der möglichen Prävention dieser Probleme.Silvia Staub-Bernasconi betont den fachlichen Auftrag einer Sozialen Arbeit als (eine) Menschenrechtsprofession, die die Verletzung von Menschenrechten (in Bezug auf organismisch verankerten biopsychosozialen Bedürfnissen) lokal, national und global erkennen und benennen soll und sich als wert- und bedürfnisorientierte Disziplin und Profession an der Minimierung von Menschenrechtsverletzungen beteiligen soll. Soziale Arbeit hat ein dreifaches Mandat: die Klientel, den Staat und den Kodex der Sozialen Arbeit. Sie sind also den Bedürfnissen des Individuums sowie der Mikrosysteme genauso verpflichtet wie den Bedingungen des staatlichen Rechtssystems oder der aktuellen Sozialpolitik. Als drittes sind sie außerdem dem Kodex der Sozialen Arbeit verpflichtet, der vergleichbare Traktanden hat wie etwa die Menschenrechtsabkommen.
Die vergangenen Jahre brachten vermehrt eine an betriebswirtschaftlichen Prinzipien orientierte Strömung in der Sozialen Arbeit. Neben pädagogischen Erwägungen gewinnen Überlegungen zur Qualitätsprüfung, -maximierung, Effizienzsteigerung, Standardisierung, etc. mehr und mehr an Bedeutung, dies insbesondere durch Spardruck (Mittelkürzungen) und auch durch die gesteigerte Pflicht zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit der Dienstleistungen, z.B. durch die Einführung des § 93 BSHG. Die Zunahme äußeren Drucks durch Sparmaßnahmen sowohl der kirchlichen als insbesondere der öffentlichen Finanzierungsträger/innen führte zwar auch zu einer begrüßenswerten Qualitätsdiskussion und hierdurch fundierteren Begründung sozialarbeiterischen Handelns, die politische Dimension wurde im Gegenzug wieder mehr und mehr aus begreiflichen Gründen zurückgestellt. Soziale Arbeit ist dennoch gefordert, mehr als nur Krisenintervention zu leisten.
Die Profession der Sozialen Arbeit ist noch und wieder durch die aktuellen Entwicklungen im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft, Individuum und Sozialarbeiter/in zu verorten. Dabei muss das Handlungsfeld insbesondere durch die Gesellschaft definiert werden, die gleichzeitig sowohl als Auftraggeberin, Problemursache und Problemlösungs-Teilinhaberin anzusehen ist. 2006 verabschiedeten 70 Fachbereiche für Soziale Arbeit an deutschen Hochschulen einen „Qualifikationsrahmen“.
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Diese Thesen habe ich größtenteils dem Wikipedia Eintrag "Soziale Arbeit" entnommen.
Innerhalb der Sozialarbeit gab und gibt es - wie in allen anderen Fachbereichen auch - unterschiedliche Theorien und Schwerpunkte. Es ist nicht mein Anliegen, diese hier gegenüberzustellen und miteinander zu vergleichen. Vielmehr möchte ich die grundlegenden Elemente zusammenfassen und auf meine Arbeit als Berufsbetreuerin anwenden.
Unter den vielen Beispielen für Soziale Arbeit wird ausdrücklich auch das des Berufsbetreuers genannt. Jetzt könnte man in zwei Schritten fortfahren: zum Einen könnte man analysieren, was in der konkret stattfindenden Betreuungsarbeit von der Theorie der Sozialen Arbeit tatsächlich auch umgesetzt wird. Zum anderen kann man natürlich auch grundsätzlich thematisieren, ob Betreuungsarbeit denn tatsächlich als Soziale Arbeit zu betrachten ist. Fällt unsere Arbeit überhaupt in die Kategorie Soziale Arbeit? Falls dies verneint wird, welcher Profession ist sie dann zuzurechnen?
Würde man hier einmal tatsächlich ganz wissenschaftlich vorgehen und Zielsetzung, Methodik und Rahmenbedingungen einer Analyse unterziehen, würde man den Bereich der Berufsbetreuer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus dem Begriffsfeld der Sozialen Arbeit lösen können. Würde man dann wiederum überprüfen, in wieweit die an die Profession der Sozialen Arbeit geknüpften Qualitätsanforderungen auch erfüllt werden, wäre das Offensichtlichwerden von erheblichen Mängeln voraussehbar.
Der entscheidende Punkt für die qualitative Beurteilung der Profession der Berufsbetreuer ist also der der Zuordnung. Dies ist erforderlich, bevor man überhaupt an dem Thema Qualität arbeitet.
16.08.09
Bevor man jetzt die Zuordnung der Profession Berufsbetreuer thematisiert, sollte man sich die Definition des Begriffs des Kaufmanns ansehen. Auch die habe ich - gekürzt - Wikipedia entnommen:
Kaufmann ist im weiteren Sinn des Sprachgebrauchs, jeder der erwerbsmäßig Waren anbietet oder daran mitarbeitet Waren anzubieten. Daraus leitet sich die allgemeine Berufsbezeichnung kaufmännischer Beruf ab, die historische Standesbezeichnung Kaufleute, spezielle Berufsbezeichnungen und die handelsrechtliche Bezeichnung.
Kaufleute handeln kaufmännisch, nach kaufmännischen Prinzipien und mit kaufmännischen Methoden, also vor allem wirtschaftlich, daher werden diese Berufe auch kaufmännische Berufe genannt. Sie denken und wirtschaften im Rahmen des Unternehmens betriebswirtschaftlich oder übergreifend volkswirtschaftlich.
Während der Begriff Händler den Ein- und Verkauf von Waren in den Vordergrund stellt - auch als Arbeitnehmer, kennzeichnet der Begriff Kaufmann das berufsmäßige – und auch wirtschaftlich eigenständige – Wirtschaften und Handeln, das auch Herstellung und Verarbeitung einbeziehen kann. Kaufmann und Händler sind auch mit Kalkulation, Rechnungswesen, Logistik, Gütertransport, Lagerhaltung und Marketing befasst, befasst, oft nur mit einigen dieser Bereiche. Das klassische Bild des Kaufmanns, der auch Händler im eigenen Laden oder Geschäft ist, ist nur im Bereich des Einzelhandels gegeben.
Viele Kaufleute sind Händler im rechtlichen und allgemeinen Sinn. Ein Händler ist (fast) immer auch ein Kaufmann.
Nach der Mehrzahl Kaufleute wird besonders im Mittelalter auch ihr Stand (Gesellschaft) benannt. Oft wird der Kaufmann als gesellschaftlich höherstehend angesehen, als der Händler. Die Geschichte der Händler und Kaufleute ist die Geschichte des Handels. Im Mittelalter waren Kaufleute oft in einer Gilde oder Hanse organisiert und gehörten zur städtischen Oberschicht, zum Patriziat. Bis ins 19. Jahrhundert trugen meist nur selbstständige Unternehmer die Berufsbezeichnung Kaufmann, später wurden zunehmend auch Angestellte als Kaufmann geführt.
Dummheit ist laut. Und telefoniert.
Es gibt keine stille Dummheit. Dummheit ist immer laut. Dummheit äußert sich in Schrift, Bild und Wort. Und das Wort äußert sich per Handy. Vor der Handy-Ära gab es genauso viel dumme Menschen wie jetzt. Aber die Kommunikation war begrenzt auf den direkten, unmittelbaren Kontakt.
Ein dummer, schweigender Mensch ist erträglich. Ein dummer und redender Mensch hört auf, erträglich zu sein. Man kann seine Gedanken hören. Mit dem Handy ist immer ein Gesprächspartner präsent. Der Dumme hat sich gegen die Stille rückversichert. Mit seinem Handy kann er jederzeit zu einen anderen Dummen Kontakt herstellen. Und seine Dummheit aus der Stille in das Hörbare transportieren.
In der Öffentlichkeit verdreckt er damit die Gedankenwelt der anderen. Unmöglich, sich noch zu konzentrieren, wenn in unmittelbarer Nähe ein Dummer mit einem anderen Dummen seine Gedanken austauscht. Man wird zur Teilhabe gezwungen.
Ich wußte früher nie, wie man sich die Hölle vorzustellen hatte. Jetzt weiß ich es. In der Hölle gibt Handys. Und es gibt Unmengen von dummen Menschen, die damit laut telefonieren.
So sieht die Hölle aus. Und so hört sie sich an.
Dummheit als Bedürfnis
Es ist nicht so, daß die Menschen heute dümmer sind als als früher. Jede Epoche hat die ihr eigene Dummheit.
Aber in unserer jetzigen Zeit hat hat die Dummheit eine viel größere Plattform. Und es steckt eine mächtige Industrie hinter der Dummheit. Mit Dummheit kann man Geld machen. Und das geschieht mittlerweile viel professioneller als früher.
Früher haben sich die Menschen auf dem Jahrmarkt Skurilitäten angeschaut. Aber es war nicht immer Jahrmarkt.
Jetzt findet ein immerwährender Jahrmarkt statt. Und Dummheit ist gesellschaftsfähig geworden. Gilt als chic.
Überall und jederzeit kann man sein Bedürfnis nach Dummheit befriedigen. Es scheint ein menschliches Bedürfnis nach Dummheit zu geben. So wie Durst und Hunger. Anders ist nicht zu erklären, was Menschen so reden, schreiben, lesen und sich im Fernsehen anschauen. Für dieses Phänomen muß es eine Erklärung geben. Und die lautet: Dummheit ist ein Bedürfnis.
behrens am 10. August 09
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