Ich möchte hier weg, einfach nur weg
Ich habe oftmals Dankbarkeit dafür gespürt, dass ich das Dritte Reich nicht miterleben musste. Mitanzusehen, wie Menschen diffamiert und misshandelt werden und dann irgendwann einfach verschwinden ist mir erspart geblieben. Ich hätte nicht gedacht, dass das alles nochmals wiederkommt, allerdings war ich mir da auch nie völlig sicher, ein letzter Zweifel war immer da.
Und dieser Zweifel hat sich jetzt bestätigt. Jüdische Einrichtungen in Deutschland müssen unter Polizeischutz gestellt werden, selbst Schulen und Kitas. Auf der Straße tobt ein Mob, der übelste antisemitische Parolen brüllt und Hamas und IS Symbole offen mit sich führt.
Hier im Süden Hamburgs sind vor zwei Wochen muslimische Jugendliche nachts randalierend durch die Straßen gezogen und haben Wande und Schaufenster mit antisemitischen Parolen besprüht. Natürlich wurde das mit dem Handy dokumentiert und dabei gab es dann unter anderem auch das Statement eines Jugendlichen, dass er "Hitler toll findet und dafür ist, Juden zu vergasen". Wenig später in der Halloween-Nacht gab es hier kriegsähnliche Zustände - sogenannte Polenböller, an denen zusätzlich noch Spraydosen befestigt waren und Molotowcocktails. Ohne Hundertschaften der Polzei, Wasserwerfer und Polizeihubschrauber wäre es böse ausgegangen.
Egal, was sich Politiker, Sozialarbeiter und Pädagogen jetzt überlegen - es ist definitiv zu spät. Statt dieser kriegsähnlichen Gefahr ins Auge zu sehen, haben wir in Deutschland über Clos für Diverse, Regenbogenflaggen für Fußballspieler (in einem Land, in dem man nicht spielen sollte, wenn man dieses Banner ernst nimmt) und die große Wichtigkeit des Genderns diskutiert.
In Deutschland kann jemand seinen Job verlieren, wenn er einmal versehentlich das N-oder Z-Wort verwendet. Wenn man in der Straße ein grausames Massaker an Juden feiert oder öffentlich äußert, dass Juden vergast werden sollten, passiert nichts. Absolut nichts..
P.S. gerade eben erreicht mich die Nachricht, dass eine Straße weiter von meiner Wohnung ein illegales Autorennen vier Verletzte gefordert hat. Was das mit dem Thema zu tun hat? Bei den Beteiligten handelt es sich um die gleiche Szene, aus der sich auch die Halloween-Krawalle und die antisemitische Randale rekrutiert. Politisch unkorrekt, das hier zu benennen? Vielleicht, aber manchmal ist die Realität politisch unkorrekt.
wuerg am 12.Nov 23
|
Permalink
Bleiben Sie hier, woanders ist es nicht viel besser. Das Pendel bewegt sich bereits zurück. Und da Sie Jugendliche ansprechen, die schon vor dem Angriff auf Israel zunehmend illegal böllerten: Die Mehrheit geht artig zur Schule, auch wenn sie nicht nur von eingewanderten und nachgeborenen Machos, sondern auch denen drangsaliert werden, die es ihnen aus Angst oder Bewunderung gleichtun. Bald können sie wieder ihn Ruhe lernen, später studieren.
behrens am 25.Nov 23
|
Permalink
Nein, dafür fehlt mir der Optimismus. Ich kann nicht in einem Stadtteil leben, der eine Hochburg des Antisemitismus ist. Es kommt ja längst nicht alles in die Medien, was sich so ereignet und zuviel ist zuviel. Ich hoffe, dass ich in einiger Zeit gesundheitlich so auf der Höhe bin, dass ich mich dem Stress von Wohnungssuche und Umzug widmen kann.
damals am 12.Nov 23
|
Permalink
Was anders ist als im Dritten Reich: Die jüdischen Einrichtungen bekommen Polizeischutz. Das macht die Lage nicht ungefährlich, zeigt aber, dass sich Geschichte nicht 1:1 wiederholt. Die Probleme von heute sind die Probleme von heute.
behrens am 12.Nov 23
|
Permalink
Das ist ein Argument, das ich immer wieder höre. Bei einer Gedenkrede anlässlich der Reichspogromnacht würde damit auch argumentiert und es stellt ja auch tatsächlich einen Unterschied dar. Ich sehe aber dennoch keinen prinzipiellen Unterschied darin, ob der Staat antisemitisch ist oder aber eine zunehmende Menge in der Bevölkerung. In Frankreich sind schon mehrere Tausend Juden ausgewandert, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühlen und auch hier,wo es ja erst seit einigen Jahren wieder eine kleine jüdische Bevölkerung gibt, haben die ersten schon wieder das Land verlassen. Wie soll man hier angstfrei leben, wenn man noch nicht einmal mehr nach außen zu erkennen geben kann, dass man Jude ist? Es ist nur eine Frage der Zeit und wir haben so wie in Frankreich die ersten Toten.