Internationaler Frauentag – ein Statement aus dem Jahr 1978 und ein Aufruf aus dem Jahr 2020
1978:
„Wenn ein Ausländer auf der Straße zusammengeschlagen wird, ist das Politik.
Wenn eine Frau in ihrer Wohnung mißhandelt wird, sind das Privatschwierigkeiten, Beziehungsstörungen.
Wenn ein Arbeiter kein Mitspracherecht hat bei der Produktion, ist das Politik.
Wenn Frauen kein Mitspracherecht haben über ihr eigenes Leben, sich nicht wegzulaufen trauen, weil sie nirgends hinkönnen, weil sie Angst haben vor seiner Rache oder daß ihnen die Kinder weggenommen werden, dann ist das privat.“
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Anja Meulenbeult (*1945) aus „Die Scham ist vorbei“ (1978).

2020:
„Wer die Nutte ran bringt, 2000 Euro, Berlin-Charlottenburg.“:
Rapper „Fler“ (*1982) auf Instagram (2020)

Dieser Aufruf wurde von dem Rapper „Fler“ auf Instagram veröffentlicht und bezog sich auf eine junge Frau, die unter dem Hashtag „#unhatewomen“ aus seinen Texten zitierte, dem Aufruf wurde ein Foto der Frau beigefügt. Das Hashtag ist Teil einer Kampagne der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes, in der Texte aus Rap-Songs zitiert werden, die Gewalt gegen Frauen verharmlosen und propagieren.

Hat sich in den über vierzig Jahren etwas für Frauen verändert? Ja, es hat sich erheblich etwas verändert, denn im Gegensatz zum Jahr 1978, in welchem Frauen zwar für ihr Engagement heftigst kritisiert wurden, belässt man es im Jahr 2020 nicht mehr mit Kritik, sondern es wird eine mit übelster Gewalt verbundene Hetzjagd veranstaltet.

Was hat das jetzt mit dem Zitat von Anja Meulenbelt zu tun? Muss man eigentlich nicht erklären, denn diese Welle von Gewalt gegen Frauen wird auch im Jahr 2020 immer noch als ein Privatproblem kleingeredet. Während bei Gewalt gegen Migranten binnen weniger Stunden eine Großdemo und ein Solidaritätskonzert veranstaltet wird, folgt auf Gewalttaten gegen Frauen nur ein Schulterzucken. Ja – natürlich muss es Reaktionen auf Gewalt gegen Migranten geben, es stellt sich nur die Frage, warum grundsätzlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Ich kann mich nicht erinnern, dass es für die Hetzjagd auf Frauen Sylvester 2015/2016 ein Solidaritätskonzert gab, obwohl Hunderte von Frauen betroffen waren und die Angriffe zeitgleich in mehreren Städten (auch außerhalb Deutschlands) stattfanden. Eine wirklich sehr spannende Frage…

Ich glaube, viel mehr muss man nicht sagen zur Bedeutung des Internationalen Frauentags.




Und was ist mit One Billion Rising???

Ich muss gestehen, dass ich diese Aktion nicht kannte und nachdem ich darüber gelesen habe, heiße ich sie natürlich gut. Der Titel „One Billion Rising“ ist allerdings etwas verwirrend, denn natürlich gibt es bei weitem keine Milliarde, die sich gegen Gewalt gegen Frauen erhebt.

Eine Reaktion auf massive Gewalt ändert noch nichts an dem Umstand, dass diese Gewalt vorhanden ist, so wie ein Verteidigungskrieg noch nichts daran ändert, dass es zuvor einen Angriffskrieg gab. Und eben nicht nur das, denn diese enorme Gewalt hat sich ja erst entwickelt, nachdem es durch den Feminismus zu gesellschaftlichen Umwälzungen kam. Man kann es vielleicht vergleichen mit dem Ku-Klux-Klan, der sich auch erst formierte, nachdem sich die Sklaven befreit hatten. In beiden Fällen eine Kampfansage an die Freiheit der anderen, die als minderwertig angesehen werden. Der Ku-Klux-Klan wird jedoch von der großen Mehrheit geächtet und agiert im Verborgenen. Dies ist bei Rappern nicht der Fall, die nicht nur in vielen Medien präsent sind, sondern durch ihre Fangemeinde auch noch bestens damit verdienen.

Es ist schon eine merkwürdige Zeit, in der Menschen für das Zeichnen von harmlosen Karikaturen massakriert werden, während wiederum andere für brutalste und gewalttätige Hetze gegen Frauen im Netz gefeiert werden.

Ja, das stimmt. Dass man gegen Rappertexte nicht massiver vorgeht, ist vielleicht der Sorge um die Freiheit der Kunst geschuldet. Vermutlich ist es schwierig, da Grenzen zu ziehen, Aber es ist schon komisch, wenn Lieder über den Genuss einer Vergewaltigung einfach so durchgewunken werden, ein Werbespot hingegen, in dem ein Mann mit Drei-Tage-Bart zuerst zum Ceranfeld-Schrubben missbraucht wurde und dann der Vergleichstest mit der Klobürste angekündigt wurde, schon nach einer Woche wieder verschwunden war, dabei war der wirklich ziemlich witzig. Alles Muschis, diese Männer ;-)

Dafür hat man jetzt Xavier Naidoo aus der DSDS Jury rausgeschmissen mit dem Vorwurf des Rassismus und der Volksverhetzung. Macht er in besagtem Text wirklich Stimmung gegen Rassen, wie Asiaten, Afrikaner oder andere Menschen die keine weiße Haut haben (so wie er selbst)? Oder macht er vielleicht einfach Stimmung gegen Menschen, die eine widerwärtige, menschenverachtende und extrem gewalttätige Haltung zeigen? Wie z.B. diejenigen, die so etwas von sich geben:

Schlag dir die Zähne raus,
man hört nur noch dein Fotzengeschrei.
Logge mich ein bei Instagram
Es wird auf Story geteilt.

Al Gear

Xavier Naidoo
Ich kenne den "besagten Text", siehe oben, nicht. Kannst Du die entsprechenden Zeilen zitieren? Ich frage nach, weil ich einen Text von ihm kenne, den ich als homophob empfunden habe - Zusammenhang mit Kindesmissbrauch -. Leider habe ich den Text nicht mehr und habe kein Interesse an Xavier Naidoo. Grundsätzlich finde ich es sehr wichtig, zu Rappertexten Stellung zu beziehen, weiß selbst noch nicht, wo und wie ich das tun könnte. Normalerweise melde ich mich nirgendwo im Internet zu Wort. Ich bin nur zufällig hier gelandet, als ich das Wort Begrenztheit in die Suchmaschine eingegeben habe. :-)

Das müsste der Text sein, der zum Rausschmiss von Xavier Naidoo aus der DSDS-Jury führte:

"So nehmen Tragödien ihren Lauf. Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden. Sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden. Und ihr steht seelenruhig neben dran. Schaut euch das Schauspiel an, das euch alle beenden kann. Weit und breit ist hier kein Mann, der dieses Land noch retten kann. Hauptsache es ist politisch korrekt – auch wenn ihr daran verreckt. Und nochmal: Ich hab fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt. Da muss ich harte Worte wählen, denn keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt es mit mir zu tun! Lass uns das beenden – und zwar nun.“

Gefällt mir nicht, aber meines Erachtens ist es fraglich, ob diese Zeilen einen Rausschmiss rechtfertigen. Sido flog auch nicht aus der Jury von "The voice of Germany" raus. Aber dessen Texte hetzten ja auch nicht gegen Migranten, sondern nur gegen Frauen. Das ist er eben, der feine Unterschied.

Xavier Naidoo
Ich finde, dass diese Zeilen einen Rausschmiss rechtfertigen. Es geht um die "Heraufbeschwörung" von inneren Bildern durch die Benutzung des Wortes "Wölfe" für Migranten, Schwarze, Fremde und die Behauptung, dass durch "Fremde" fast jeden Tag ein Mord geschieht,"fast" assoziere ich mit "mindestens jeden zweiten Tag".
Ja, Sido hätte auch gehen sollen!
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/verschwoerungsthoerie-warum-ist-quanon-so-gefaehrlich-100.html
Interessanter Beitrag von heute in Mediathek ZDF.