Israel (2) - Jerusalem - eigentlich kaum zu beschreiben
Fortsetzung von Israel (1)
03.10.2015
Gleich am Folgetag meiner Ankunft breche ich nach Jerusalem auf. Während die Mitarbeiter der Jugendherberge noch sehr nett und auskunftsbereit waren, gestaltet sich der weitere Weg schwieriger, denn fast alles ist nur auf Hebräisch geschrieben und nicht alle Leute sprechen Englisch. Man gewöhnt sich relativ schnell daran, dass jeder Soldat und jede Soldatin ein Maschinengewehr trägt. Was allerdings gewöhnungsbedürftig ist, ist die Tatsache, dass auch einige der orthodoxen Juden ein Maschinengewehr tragen.

Der zentrale Busbahnhof befindet sich merkwürdigerweise in den oberen Stockwerken eines großen Einkaufszentrums. Den richtigen Bus nach Jerusalem finde ich noch relativ einfach heraus, aber die Suche nach der richtigen Straßenbahn gestaltet sich schon sehr viel schwieriger. Ich steige also nach Gefühl aus und nehme mir für den Rest des Weges ein Taxi. Mein schon von Deutschland aus gebuchtes Guesthouse entpuppt sich als eine wahre Oase der Ruhe. Von meinem Balkon aus kann ich die Erlöserkirche und die Grabeskirche sehen und von der Terrasse aus sieht man die goldene Kuppel des Felsendoms.

Das Lutherian Guesthouse of Jerusalem verfügt über einen wunderschönen Garten mit Olivenbäumen, Lavendel, Thymian und Rosmarin. Es befindet sich in der Altstadt inmitten der kleinen quirligen Gassen des Basars. Blick vom Lutherian GuesthouseAllerdings sind die Mauern so dick, dass von der Betriebsamkeit und der Lautstärke des Basars nichts zum Guesthouse durchdringt. Das tut auch bitter not, denn es herrscht aufgrund des heute beginnenden Laubhüttenfest eine rege Geschäftigkeit, da jeder gläubige Jude sich zur Klagemauer begibt Das Sukkot genannte Laubhuettenfest erinnert an die Wiederkehr nach Israel, bei der noch keine festen Häuser vorhanden waren und Hütten gebaut wurden. Aus diesem Grund tragen alle Gläubigen einen Palmenzweig mit sich, der auf das Dach eines Zeltes gelegt wird, in dem gefeiert wird.

Ich besuche auch die hier als "Westernwall" bezeichnete Klagemauer, an der Männer und Frauen getrennt beten. Klagemauer Ich habe nicht das Gefühl, als störend empfunden zu werden, allerdings auch nicht das Gefühl, willkommen zu sein. Ein gänzlich anderes Gefühl als bei meinen Besuchen buddhistischer Tempel während meiner Asienreisen, bei denen man sehr oft angelächelt und manchmal auch angesprochen wird. Hier ähnelt die Reaktion eher der in christlichen Kirchen.

Auch im Urlaub kann ich mich nicht ganz freimachen von meinem Interesse an Sozialarbeit. An den beiden letzten Tagen vor meiner Weiterfahrt nach Nazareth war ich noch bei einer sehr beeindruckenden Veranstaltung - diesmal keine religiöse - anwesend. Veranstalter war eine Einrichtung der Behindertenhilfe. Dies wusste ich allerdings zuerst nicht, denn fast alle Schilder waren auf Hebräisch beschriftet. RollstuhltanzAuf der Bühne befand sich eine Rollstuhlfahrerin und eine in ein orientalisches Kostüm gekleidetet Frau. Dann wurde orientalische Musik gespielt und beide begannen, einen Tanz aufzuführen. Am zweiten Tag gab es eine Musikdarbietung, bei der die Gruppe aus Behinderten und Nichtbehinderten bestand. Außerdem wurden auch diverse von den Behinderten angefertigte Produkte angeboten und beim Kauf einer kleinen Schatulle für einen "Türsegen" kam ich ins Gespräch mit den Mitarbeitern, deren Engagement und Ideenreichtum mich begeisterte.
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