Man sollte sich nie auf Filmkritiken verlassen, die voll des Lobes sind, wenn man nicht enttäuscht werden will. So ging es mir eben bei „Black swan“. Ich hatte noch die Kritiken bei Erscheinen des Films in Erinnerung, die den Film als beeindruckend lobten. Was mich dann aber richtig neugierig machte, war die Rubrik „Hintergrund“ der Fernsehzeitung. Dort stand nämlich geschrieben, dass der Regisseur Darren Aronofsky sich beeinflusst sah durch Roman Polanskis Filme „Der Mieter“ und „Ekel“. Letzter Film hat mich nicht allzu sehr beeindruckt, weil ich Catherine Deneuve nicht besonders mag, denn es reicht mir nun mal nicht, wenn jemand zwar wunderschön aussieht, aber die schauspielerischen Fähigkeiten sich meist darauf beschränken, geheimnisvoll lächelnd in die Kamera zu starren.
Was allerdings Polanskis „Der Mieter“ betrifft, so ist dies für mich der beeindruckendste Film, den ich je gesehen habe. Ich bin vor vielen Jahren mehr oder weniger zufällig spätabends in diesen Film gestolpert ohne zu wissen, dass es sich um ein Werk von Polanski handelt. Dies habe ich erst bemerkt, als er als Protagonist im Film auftauchte.
„Der Mieter“ ist ein Film, durch den man langsam in die Welt der Psychose hineingezogen wird und am Ende nicht mehr weiß, ob man sich in der Realität oder im Wahn befindet. Und dieser Prozess steigert langsam seine Bedrohlichkeit. Das Unheimliche am Film ist das Ungewisse, denn obwohl man einerseits spürt, dass die Hauptperson mit dem Bezug zur Realtität kämpft, ist man sich andererseits auch sicher, dass nicht alles Wahn ist, sondern mit Außenwelt etwas nicht stimmen kann. Der Film schafft es wie kein anderer, das Gefühl von beängstigender Unsicherheit zu hinterlassen.
Auch bei „Black swan“ ist man sich stellenweise nicht sicher, ob es sich um Realität oder Fiktion handelt. Aber dies wird bewusst als Mittel eingesetzt, während es beim Polanski so subtil eingearbeitet ist, dass man ohne es recht zu bemerken, in die Falle des Zweifels tappt. „Black swan“ ist ein typischer Hollywoodfilm und den Unterhaltungswert kann man nicht bestreiten, genauso wie die schauspielerische Leistung Natalie Portmans. Aber das war’s dann auch schon. Und dies ist etwas, was ich allgemein mit amerikanischen Filmen verbinde – Unterhaltung. Amerikanische Filme können hoch spannend sein oder romantisch, urkomisch oder gruselig – nur wirklich beeindruckend sind sie nicht. Hauptziel fast aller amerikanischen Filme ist der Erfolg beim Publikum. Kein wirklicher Künstler arbeitet so, denn Kunst ist immer ureigenster Ausdruck und nicht geplante Wirkung.
Und genau das ist er, der Unterschied zwischen Durchschnitt und Genie.
Vielleicht sollte sich Polanski des Themas annehmen.