Die Gedanken sind frei...
Kaum bin ich von einem Kontemplations-Seminar zurückgekehrt, da naht im Alltag schon die erste Situation, in der die Haltung des wertfreien Wahrnehmens auf eine harte Probe gestellt wird. Ich will es gar nicht weiter erläutern, einfach nur sagen, dass es um einen fürchterlichen Dialog geht, in dem jeder mit seinem Brett vorm Kopf um sich schlägt. Ein paar Stimmen vielleicht, die zum Nachdenken mahnen, aber ansonsten dumpfe Borniertheit, deren Horizont mit dem Tellerrand endet. Und niemand hat dabei Hemmungen, mit vereinter Kraft auf einen einzelnen einzuknüppeln.
Und ich versuche, es einfach
vorbeiziehen zu lassen und erlebe dabei Wechselbäder. Mal ist alles wie gehabt und ich tue mich schwer mit der unglaublichen Ignoranz und der rein Ich-bezogenen Sichtweise. Aber dann klappt es erstaunlicherweise doch für einige Momente und mir gelingt es, einfach darüber wegzusehen. Den Blick abzuwenden in eine andere Richtung. Darin bin ich nicht sehr geübt. Aber ich muss sagen, es gefällt mir.
Und ich schicke meine Gedanken ein paar Tage zurück und gehe wieder nachts allein in Stille durch diesen wunderschönen Kreuzgang in den uralten Gemäuern des Ratzeburger Doms.
Manche Menschen muss man sich wegdenken um frei atmen zu können.