Einfach nur widerlich
Eigentlich ist Missbrauch oder sexuelle Gewalt ein zu heikles Thema um es mal eben so abzuhandeln. Aber mir kommt einfach die Galle hoch, wenn ich diesen ekelhaften Berufsplayboy Rolf Eden mit seiner menschenverachtenden Reaktion auf Pola Kinskis biographisches Buch höre: Dieses Fräulein Kinski, sie will in die Schlagzeilen kommen. Das hatte er gar nicht nötig. Er konnte jede Frau kriegen."
Eben, lieber Berufsplayboy – wer jede Frau kriegen kann, möchte das, was man nicht so einfach haben kann. Tabus gelten nur für Spießer und Kleinbürger. Und ein Spießer will man ja auf keinen Fall sein…
Wann hört dies furchtbare alte Mähr auf, derzufolge jeder Missbraucher, jeder Vergewaltiger und jeder Frauenmörder ein kleines, erfolgloses, von Komplexen gebeuteltes Hutzelmännchen ist? Das mag manchmal zutreffen, aber längst nicht immer. Sexuelle Gewalt hat etwas mit Machtdemonstration zu tun. Und danach dürstet es nicht nur die Erfolglosen, sondern auch die Überflieger und Genies.
Eine brandgefährliche Position, die des Herr Eden, auch wenn er das selbst vermutlich gar nicht realisiert. Sie impliziert nämlich, dass zum Missbraucher wird und werden darf, wer sonst keine oder keinen abkriegt - so als sei das dann legitim. Wer es nicht schafft, einen Partner oder eine Partnerin für Sex abzugreifen, darf dann mit seinem Kind? Mir wird schlecht.
Und ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit zu Missbrauch nicht an die Häufigkeit ehelichen bzw. erwachsenen, einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs gebunden ist.
Was Pola Kinski und ihren Vater betrifft: Ich glaube nicht, dass es hier um Tabubrüche ging und darum, zu kriegen, was man nicht kriegen durfte. Ich nehme an, auch hier ging es um die Befriedigung narzisstischer Bedürfnisse Klaus Kinskis. Anhand seines sonstigen egozentrischen Gehabes kann man sich ja ganz gut ausmalen, was geschah, wenn es nicht nach seiner Schnauze lief und er nicht im Mittelpunkt stand.
behrens am 17.Jan 13
|
Permalink
Es wird ja nicht nur in Bezug auf Pola Kinski immer wieder vorgeworfen, warum denn jemand erst so viele Jahre später die Sache öffentlich macht. Dabei wird es doch gerade bei einer Reaktion wie die des Berufsplayboys doch offensichtlich, dass man von allen Seiten als Lügnerin angefeindet wird. Das kann ein junges Mädchen doch gar nicht durchstehen. Wenn man sich vorstellt, wie die Reaktion ausfällt, wenn es sich um einen "netten" Mann, also einen Sympathieträger handelt, dann habe ich allergrößten Respekt vor dem Mut der Frauen, die sich an die Öffentlichkeit trauen.
Ich mag Pola Kinski als Schauspielerin und hoffe, dass sie so stark ist, Reaktionen à la Rolf Eden abzuschütteln.
Vor allem, so viel kann ich sagen, ist es schwer, überhaupt zu begreifen, dass etwas nicht normal war und dass man ein Recht hat, sich zu beklagen und abzugrenzen. Und dann ist da immer noch die Figur des übermächtigen Missbrauchers, gegen den man sich auch erst einmal wehren, auflehnen muss - und sei es nur innerlich. Pola Kinski wurde auch vorgeworfen, dass sie mit dieser "Enthüllung" bis nach seinem Tod gewartet hat. Nun kann sich der arme Mann ja nicht mehr wehren oder rechtfertigen. Aber wie so eine Rechtfertigung Klaus Kinskis ausgefallen wäre, das kann man ja an fünf Fingern abzählen. Ich glaube, Pola Kinski wäre tausend Tode gestorben.
Ja, die charmanten, die netten, die überall geachteten Missbraucher. "Der war doch immer so nett...!"
Ich komme aus einer Familie, wo es mehrere sexuelle Missbrauchsfälle gegeben hat. Bei mir steht da ein Fragezeichen, keiner kann mir sagen ob es mir auch passiert ist. Ich war zu der Zeit noch zu klein um Erinnerungen zuhaben.
Nun, ich habe eine ziemlich schlechte Stellung gegenüber der Katholischen Kirche, wobei ich nicht ausschließe das die Evangelische Kirche nicht ähnliches getan hat. Ich habe schon ziemlich oft in den Nachrichten gehört und gelesen, wieviele Missbrauchsfälle diese Glaubensgemeinschaft zu verantworten hat. Und die Kirche hat Macht und "erlaubt" sich das "ab und zu.