Schießen schafft Lösungen - den Kopf wegblasen
Schießen lehrt die jungen Leute Gutes.
Tom Selleck
Amerika wurde mit Waffen aufgebaut, das liegt in unseren Genen.
Brad Pitt
Mein Gewehr können Sie mir erst aus der Hand nehmen, wenn diese eiskalt ist.
Charlton Heston
„Hätte die Direktorin (der Sandy Hook-Grundschule) eine Waffe gehabt, hätte sie dem Killer den Kopf wegblasen können, ehe er an die Kinder rankommt“.
Louie Gohmert, republikanischer Repräsentant des Abgeordnetenhauses
Die Amerikanische Verfassung von 1791 garantiert den US-Bürgern ein Recht auf Waffen. Unabhängigkeitskrieg, Bedrohung durch die Indianer (die auf ihre Bedrohung reagierten), Bürgerkrieg, wilde Tiere in den Wäldern – damit wird historisch für das Recht auf Waffen argumentiert.
Nur mal so nebenbei: Kriege, Bürgerkriege, wilde Tiere und Ureinwohner gab es übrigens auch in der Geschichte anderer Nationen und trotzdem wird das Recht auf Waffen nicht verfassungsrechtlich geschützt.
Auch nur mal so nebenbei: Louie Gohmert hat natürlich Recht - vorausgesetzt, die Direktorin hätte zuerst geschossen. Bei Überraschungsangriffen ist dies aber meist leider nicht der Fall, Mister Gohmert!
Gewalt mit noch mehr Gewalt beantworten zu wollen, zeugt nicht von allzu ausgeprägtem Intellekt.
Und die Idee, jede Grundschullehrerin künftig mit einer Wumme unterm Twinset herumlaufen zu lassen, auch nicht. Was geschieht, wenn da mal ein Junior in ihrer eigenen Klasse durchdreht und ihr das gute Stück entwendet? Wieder mal nicht zuende gedacht, das Ganze, und außerdem das Pferd von hinten aufgezäumt - wie es die von uns allen geschätzte amerikanische Eigenart ist.
behrens am 19.Dez 12
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Du hast ja bei Dir im
Blog noch viel ausführlicher über das Thema Amoklauf geschrieben. Es taucht ja immer wieder die Frage nach Ursache und Wirkung auf. Und immer wieder wird betont, dass weder Killervideospiele noch Gewaltfilme Ursachen darstellen. Das mit der Ursache und Wirkung ist jedoch viel komplizierter, als dass man es so kurz beantworten könnte. Sicher, wer mit sich im Reinen ist und glücklich und zufrieden, der wird auch bei häufigem Konsum von Killer-Videospielen nicht selbst zur Waffe greifen. Nur wer ist schon so glücklich und zufrieden, dass er überhaupt nichts kompensieren muss?
Man muss sich im Klaren darüber sein, dass das, was in der virtuellen Welt passiert, auch in irgendeiner Form Einfluss auf die reale Welt hat. Dies wird auf einfache Weise deutlich an der Werbung, in die wohl keine Firma investieren würde, wenn sie ohne Wirkung wäre.
Killerspiele können nie als alleinige Ursache darstellen, aber sie können mit Sicherheit etwas verstärken, was schon im Ansatz vorhanden ist. Wer in der virtuellen Welt schon mal Gewalt geübt hat, für den ist Gewalt auch in der realen Welt nicht mehr ganz so fremd.
Es gibt von dem Sozialphilosophen Günther Anders die treffende Aussage:
”Die Lüge hat sich wahrgelogen”. Das was in der virtuellen Welt präsentiert wird, mag unrealistisch und gelogen sein, aber es kann unter bestimmten Umständen dennoch bis in die Realität vordringen.
Was die Tatsache der uneingeschränkten Möglichkeit des Waffenbesitzes angeht, so kann man auch erstmal sagen, dass ein Schrank voller Pistolen und Gewehre noch mit keiner Aktion verbunden ist. Allerdings geht auch von leblosen Gegenständen ein Aufforderungscharakter aus. Gegenstände haben immer einen bestimmten Zweck, für den sie entworfen und erworben werden, in gewisser Weise einen Appell. Der mag an vielen Menschen abprallen, so wie zum Beispiel Zigaretten auf dem Tisch nur für einen Raucher attraktiv sind und nicht für Nichtraucher. Wer allerdings gegen seinen Schmachter ankämpft, wird besser damit fahren, keine Zigaretten im Haus zu haben.
Sicher, verbieten ist immer eine äußerst dürftige Maßnahme. Aber muss im Namen der Freiheit wirklich jeder Schrott erlaubt sein, egal welch miesem Zweck er dient? Oder könnte man nicht zumindest bestimmte Dinge so teuer machen, dass sie nicht mehr für jeden so einfach zu erwerben sind?
O weh, gerade laufen die Nachrichten und es wird berichtet, dass die Amerikaner jetzt aus Angst vor einem Waffenverbot regelrechte Hamsterkäufe machen….
Ich bin absolut mit Dir einig darüber, dass im Namen der Freiheit nicht jeder Schrott erlaubt sein muss. Ich habe ja bei mir drüben auch schon mal geschrieben, dass ich der Ansicht bin, niemand braucht eine Schusswaffe im Haus. Mehrere schon gar nicht. Es ist keine sehr populäre Haltung, da für ein totales Verbot zu sein, das weiß ich. Aber mir leuchtet eben beim besten Willen nicht ein, was Schusswaffen in den Händen von Privatleuten zu suchen haben sollen. Ihr Gefährdungspotential ist um so vieles höher als ihr Nutzen.
Für mich ist eine Schusswaffe auch überhaupt nicht attraktiv. Ich würde so ein Ding nicht mal in die Hand nehmen wollen. In der Hinsicht bin ich Nichtraucherin, wie Du sicherlich auch und wohl die Mehrheit der Menschen. Das Blöde dabei ist, dass es so verheerend ist, wenn eine Schusswaffe in die falschen Hände kommt.
Auch, was die Killerspiele angeht, sind wir uns im Grunde einig. Man kann nicht davon ausgehen, dass die keinen Effekt auf das Fühlen, das Selbstbild und auch das Handeln desjenigen Menschen haben, der sie spielt. Im Gegenteil. Und je jünger der Spieler, desto gravierender sind wohl auch die Auswirkungen. Wie gesagt, auf der anderen Seite sehe ich es so, dass wir es auch sind, die diese Spiele produzieren und konsumieren und damit ein Bedürfnis befriedigen.
Du hast Recht, es hat auf einen glücklichen, ausgeglichenen Menschen vermutlich wenig Einfluss, wenn er so ein Spiel spielt. Mit der Playstation, die wir vor ein paar Monaten gebraucht von einem Kollegen kauften, kamen auch zusätzlich noch ein paar Spiele mit, die mein Mann sofort wieder verscherbelt hat, weil wir nicht das geringste damit anfangen konnten: Hau-Drauf-Spiele, Einsamer-Renegade-schlägt-sich-durch-die-Welt-Spiele, Egoshooter. Wir haben zwei Minuten reingeschaut und spielen nun doch mit stetiger Begeisterung immer wieder "Little Big Planet". Was ich damit sagen will: Jemand, der glücklich und ausgeglichen ist, hat vermutlich gar nicht das Bedürfnis, solche Spiele zu spielen. Uns haben sie total gelangweilt, und das in die eher lahme Story eingebaute Heldentum, die martialischen Sprüche und der ganze Rummel hat uns einfach kalt gelassen. Wir fragten uns im Gegenteil, wie es wohl sein kann, dass der betreffende Kollege so etwas toll findet - danach wirkte er gar nicht nach außen.
Jemand, der das Bedürfnis danach besitzt, solche Spiele zu spielen (oder auch entsprechende Bücher zu lesen, im Wald mit Flecktarn angetan herumzurobben, so geartete Rollenspiele zu spielen oder was auch immer), ist grundsätzlich bereits von seiner persönlichen Geschichte her empfänglich für sowas. Was dann folgt bei täglichem "Genuss" ist meines Erachtens nach ein enormer Verstärkungseffekt, der das zuvor unbestimmte Gefühl in Bahnen lenkt und möglicherweise dann auch einem gewalttätigen Handeln vorausgeht.
Ich frage mich immer, wo die Grenze liegt. Wann wird der kleine Junge vom netten Zehnjährigen, der auf Bäume klettert und allenfalls mal mit dem Plastikschwert um sich drischt zum gewaltphantasierenden Frühpubertierenden, der es aller Welt zeigen muss? Ich glaube, das passiert nicht plötzlich, sondern schleichend, und hat sowohl etwas mit gesellschaftlichen Umständen als auch mit erzieherischen Kompetenzen zu tun.
Hamsterkäufe? Das ist krass. Man könnte, wäre man ein Schelm, glatt Böses dabei denken. Aber so weit will ich es ja nicht treiben, ich gehöre nicht zu den Verschörungstheoretikern.
behrens am 20.Dez 12
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Zu dem Thema PC-Spiele muss ich unbedingt eine Geschichte erzählen. In den 80ern habe ich mit meinem Studiengang eine Studienreise nach England gemacht, die mit einer langen Fährfahrt verbunden war. Auf der Fähre standen auch Automaten mit PC-Spielen (übliche Art: draufhauen, irgendwo drauf schießen oder durch Labyrinthe laufen), die damals noch längst nicht so verbreitet waren wie jetzt. Unser Prof – spezialisiert auf Jugendarbeit – sah die Geräte kopfschüttelnd an, aber aus irgendeinem Grund setzte er sich dann selbst mal daran. Und ich werde nie seinen Gesichtsausdruck vergessen, als er nach einiger Zeit wieder zu uns zurück kam und in einer Mischung aus Erstauen und Naivität sagte: „Also, das bringt ja irgendwie tatsächlich echt Spaß!“ Und das ist vielleicht gerade die Falle, denn anscheinend kann man sich wirklich für eine Weile sehr kurzweilig die Zeit vertreiben, selbst wenn man diesen Dingen eigentlich kritisch gegenübersteht und intelligent genug ist, um sich auch anders die Zeit zu vertreiben.
Obwohl ich bis auf ein einziges Spiel nichts auf dem PC habe, kann ich mir den Suchtcharakter dennoch lebhaft vorstellen. Auf irgendeinem Fernsehkanal gab es vor Jahren eine Zeitlang jede Nacht eine merkwürdige Sendung mit sehr jungen Leuten, die alle am PC saßen und PC-Spiele vorstellten. Ich war einigermaßen geschockt, weil es eigentlich ausschließlich äußerst gewalttätige Spiele waren: Kung-Fu Kämpfer, Boxer oder irgendwelche anderen Kampfsportarten, z. T. auch sehr militaristisch aufgemacht. Ständig wurde jemand geräuschvoll plattgemacht, was dann Punkte gab.
Ich hatte übrigens bis vor kurzem ein junges Paar betreut, die beide unter Spielsucht litten. Zuerst war es nur der Mann, der die Spielsucht dann damit in den Griff bekam, dass er sich eine Playstation gekauft hatte. Vor der Spielsucht war der Mann starker Kiffer und die Spielsucht trat erst auf, als er mit dem Kiffen aufhörte. Dann wurde quasi von einem Tag auf den anderen auch die Frau spielsüchtig. Mit Ach und Krach schaffen es die beiden, sich finanziell über Wasser zu halten, indem sie ihr jetzt ihr Geld von jemand aus einer Beratungsstelle einteilen lassen.
In Bezug auf das Thema Gewalt in Medien gibt es ja zwei Theorien, wie Du wahrscheinlich weißt. Die eine vertritt den Standpunkt, dass Gewalt darstellende Filme einen sogenannten kartharsischen Effekt haben, indem Gewaltphantasien zumindest teilweise ausgelebt werden. Die andere vertritt den Standpunkt, dass diese Filme Gewaltphantasien stimulieren. Ich neige zu letzterer Meinung, obwohl auch ich mir nicht vollständig sicher bin. Vielleicht können ja sogar auch beide Wirklungen eintreten.
Es schlummern in jedem Menschen Gewaltpotentiale. Und eine ganze Industrie lebt davon, sich das zunutze zu machen. Und längst ist es nicht mehr nur ein amerikanisches Problem, denn wir hatten hier ja auch schon einige Amokläufe, ich glaube, in den letzen zehn Jahren waren es sechs. Und trotz des in Deutschland herrschenden Waffenverbots waren die jungen Täter bis auf die Zähne bewaffnet. Es wird Zeit, dass wir aufwachen.