Uneingeschränkte Zustimmung
Man mag musikalisch andere Neigungen haben, aber mir imponiert ihr Mut, gegen dieses waffengeile Alphamännchen anzutreten.

Seit fast einem halben Jahr sitzen die Frauen jetzt schon im Gefängnis nur weil ihre Kritik dem Alphamännchen anscheinend Potenzschwierigkeiten bereitet. Goliath gegen vier weibliche Davids. Ich habe leider Zweifel, ob dies wie in der Bibel ausgeht.

Manche glauben an den menschlichen Verstand. Ich nicht.
https://youtu.be/ALS92big4TY




Ich bewundere auch den Mut dieser Frauen.

Man mag hier mit dem Finger auf Putin zeigen, auf eine noch nicht "gereifte Demokratie", von alten Stukturen, männlichen Seilschaften und einer postmodernen Form der Inquisition reden.

Ganz abgesehen davon, dass in dieser kurzen Aktion auch ein schwelender Generationenkonflikt wie in einem Brennglas zum Ausdruck kommt. Das zwiebelt natürlich und zwar nicht nur das "Alphamännchen", sondern wohl auch große Teile der russischen Gesellschaft, die Begriffe wie "Perestroika" und "Glasnost" wohl bis heute noch nicht verarbeitet haben. Das "Alphamännchen" kann sich seiner Gefolgschaft sicher sein und das weiß es auch.

Bleibt noch die Frage, wie es eigentlich um "westliche" Demokratien bestellt ist. Betrachtet man bestimmte Entwicklungen, vor allem seit dem 11. September 2001, so lassen sich auch "hier" steigende, autoritäre Tendenzen nicht verleugnen. Die wiederum mögen, angesichts des russischen "Alphamännchens" und der Verfolgung chinesischer Oppositioneller auf den ersten Blick nicht allzu gravierend sein, sie bergen aber leider auch noch viel "unentwickeltes Potenzial" in sich.

Wie ist es zum Beispiel um US-amerikanische Journalisten bestellt, die einen Begriff wie "National Security" kritisch hinterfragen oder welche Chancen hat dort eigentlich der Kandidat für ein politisches Amt, der sich als Atheist outet?

Aber gut, das führt jetzt vielleicht vom Thema weg ...

Oh, ich finde überhaupt nicht, dass das vom Thema weg führt. Wir selbst müssen uns ja auch immer wieder daran messen lassen, wie wir mit Menschenwürde und Menschenrechten umgehen lassen, und um so gründlicher, je schärfer wir die Defizite anderer kritisieren. Was nicht bedeutet, dass man nicht kritisieren sollte - im Gegenteil.

Ich las einmal an anderer Stelle, ein solches Handeln wie das von Pussy Riot sei nach deutschen Gesetzen ebenfalls verboten, da es eine Störung bzw. Beschimpfung der Religion darstelle. Dafür könne es bis zu drei Jahren Knast geben. Sich darauf zurückzuziehen ist natürlich einfach und bequem, denn im Kontext ging es überhaupt nicht um Religion, das Ganze war politisch. Die Auswahl es Ortes für diese Aktion geschah ja nicht zufällig. Naja, aber man sieht halt nur, was man sehen will, und manch einer hat lieber "Recht und Ordnung" für Russen und Deutsche gleichermaßen, als die Meinung und Kritik anderer zu ertragen.

Demokratie ist wohl leider niemals ein Zustand, auf den man sich verlassen und ausruhen kann, sondern ein lebendiger Prozess, der sich immer wieder beweisen muss. Die Gegenspieler sind Demokratie sind Sicherheitsbedürfnis, Machtgier und Dogmatik. Diese Gegenspieler gibt es in jeder demokratischen Gesellschaft, so auch in unserer und wahrscheinlich sogar auch in jedem Individuum. Wichtig ist jedoch, dass die Möglichkeit besteht, sich gegen diese Gegenspieler zu wehren.

Auch bei uns würde eine Band, die in der Kirche unangemeldet ein Punkkonzert gibt, mit einer Anzeige wegen Ruhestörung oder wegen Verletzung religiöser Gefühle rechnen müssen. Aber dies ist eingebettet in ein Rechtssystem, das die Möglichkeit der Verteidigung garantiert, und was noch viel wichtiger ist – der Pressefreiheit. Wenn dann tatsächlich eine viel zu hohe Strafe angedroht wird (was durchaus möglich ist), würde die Öffentlichkeit Sturm laufen – ohne dass dazwischen geknüppelt wird. Auch in den Fällen, in denen berechtigte Zweifel an der Arbeit der staatlichen Organe besteht, wird Widerstand und Protest zugelassen, wie dies beispielsweise der Fall war bei Schill, der aufgrund seiner zweifelhaften Urteile heftige Kritik erntete.

Demokratie ist kein Garant gegen Missstände, das ist wohl war. Aber zumindest besteht die Möglichkeit des Widerstands.

welche Chancen hat dort eigentlich der Kandidat für ein politisches Amt, der sich als Atheist outet? . Zumindest was die potentielle Wählerschaft betrifft, wären die Chancen wohl nicht sehr groß, da in Amerika große Berührungsängste bestehen, was bekennende Atheisten betrifft. Ob ein potentieller Kandidat gar nicht erst für eine Kandidatur zugelassen werden würde – ich weiß es nicht. Allerdings bin ich mir sicher, dass dies im Falle einer Kandidatur von den Gegenkandidaten im Wahlkampf argumentativ verwendet werden würde.

Wichtig ist jedoch, dass die Möglichkeit besteht, sich gegen diese Gegenspieler zu wehren.

Das kann ich voll und ganz unterschreiben!