Die Zeit wird zeigen...
Gerade läuft auf BR-Alpha die Tagesschau vor 25 Jahren, in der ein Ausschnitt aus den DDR-Nachrichten gezeigt wird. Es geht um die Reaktion auf den Vorwurf Kohls, es gäbe in der DDR Konzentrationslagern für politische Gefangene. Die DDR kontert entrüstet, dass es in der DDR keine Konzentrationslager, sondern nur Gefängnisse geben würde. In diesen befänden sich nur gewöhnliche kriminelle Straffällige und keine politischen Gefangenen. Abgesehen von Kohls erster polemischen Aussage, die Gefängnisse mit Konzentrationslagern gleichsetzt, hat sich seine zweite Aussage nach Öffnung der Mauer als durch und durch wahr erwiesen.

Mich macht dieses Lügen immer noch wütend – auch jetzt noch nach über zwanzig Jahren. Wütend, dass ein riesengroßes Unrecht einfach weggelogen wurde. Wütend über die unendlich vielen Diskussionen, in denen Ideologie gegenüber der Wahrheit immer den Kürzeren zog. Und vor allem wütend darüber, dass dieses Unrecht weder eingestanden geschweige denn gutgemacht wurde.

Und jetzt folgt auch noch eine kurze Meldung über die friedlichen Proteste chinesischer Studenten, die sich dagegen wehren, dass ihr Wunsch nach mehr Demokratie gleichgesetzt wird mit anarchistischer Zersetzung. Zwei Jahre später wurden die durch und durch friedliche Besetzung des Platzes des himmlischen Friedens in unvergleichlicher Brutalität grausam niedergeschlagen. Auch das macht mich unsagbar wütend. Mir fällt dabei der Kommentar Margot Honeckers ein, die dem chinesischen Regime vollste Berechtigung für ihr Gemetzel aussprach.

Merkwürdigerweise machen längst vergangene Nachrichten wütender als aktuelle. Denn inzwischen hat sich vieles, was damals nur vermutet wurde, als real herausgestellt. Die Zeit hat den glasklaren Beweis dafür erbracht, dass etwas zu Unrecht geschehen ist. Ändern tut sich deswegen aber noch lange nichts.