Realität entsteht durch Beobachtung
Ich habe es zwar immer noch nicht vollständig verstanden, aber zumindest nähere ich mich der Erkenntnis, die dieses Experiment hervorbrachte: es gibt keine verläßliche Realität, sondern Realität ist abhängig von Beobachtung. Ein Beleg dafür, dass man sich aller Dogmen entledigen sollte.




Toleranz beansprucht lediglich ihre Subjektivität
und ist somit das einzige Dogma, welches ein Recht auf Existenz hat. Außerdem geht aus dem Experiment hervor, dass es der Beobachter ist, welcher der Welt einen Sinn gibt. Doch erst wenn der Mensch die Relativität seiner Erkenntnis und die Sinnlosigkeit der Welt anerkennt, toleriert er seine Toleranz. Das bedeutet absurderweise, dass Nichts zu verneinen – es bedeutet womöglich das größte Leid.

Das ist auch nicht so ganz einfach zu verstehen – dass das Tolerieren der Toleranz gleichbedeutend mit der Verneinung des Nichts ist. Dies würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die Nicht-Toleranz das Nichts bejaht. Dies hieße wiederum – vorausgesetzt der Umkehrschluss hat Geltung – dass die Erhebung und Anerkennung von Regeln und Dogmen ein Nichts anerkennt.

Nochmals zum Thema Quantenpyhsik ein anschauliches Video. Noch komplizierter aber auch philosophischer. Schrödinger: "Es gibt nur ein einziges Bewusstsein und wir sind alle Teile dieses Bewusstseins. Da ich dieses Video hier im Kommentar anscheinend nicht einbetten kann, placiere ich es im obigen Beitrag.

Sehr richtige Schlussfolgerung. Zur besseren Verständnis soll jedoch gesagt sein, das es sich hier um ein Gefühl handelt - das Gefühl der Absurdität. Es ist auch das Gefühl, das die Anerkennung des Nichts durch Dogmen erkennt. Die Dogmen tun es nicht selbst.

Ich habe leider nur sehr geringe Kenntnisse über Physik, deswegen tue ich mich ja auch schwer mit dem Verständnis für Dinge wie den Doppelspaltversuch. Was mir allerdings verständlich ist, ist die revolutionäre Infragestellung der Objektivität. Genauso revolutionär empfinde ich die Annahme Schrödingers, dass es im Grunde nur ein großes Bewusstsein gibt und das einzelne Bewusstsein Teil dieses Bewusstseins sind. Dies wäre eine logische Analogie zur Entstehung der Materie, die auch auf einen Urstoff zurückzuführen ist, der sich in Milliarden Jahren zu einer Vielfalt entwickelt hat, zu der auch unsere Erde gehört. So wie Sie in ihrem Blog schreiben: Einst befand sich all das, was existiert, in einem winzigen Punkt ohne Dimension und Ausdehnung. Zu diesem Punkt muss meiner Ansicht nach zwingend auch der Ursprung des Bewusstseins gehören, da es nicht aus dem Nichts entstanden sein kann. Dies ähnelt wiederum ein wenig der Idee des Hinduismus, der von einer Weltseele ausgeht, mit der sich nach dem Tod die individuelle Seele – Atman – wieder vereinigt. Eine Analogie zu dem Gesetzen der Materie, derzufolge nichts einfach verschwindet, sondern sich nur in andere Formen wandelt. Aus irgendeinem Grund hat man – was ich als durch und durch unlogisch empfinde – bisher das Bewusstsein von dieser Gesetzmäßigkeit ausgenommen, indem man behauptet, dass es einfach aus dem Nichts auftaucht und sich wieder in Nichts auflöst. Was allerdings nicht so sehr von Naturwissenschaftlern vertreten wird, sondern eher von Soziologen.

Bitte nehmen sie nicht weiteren Verlauf des Topics "Ein Blog ist geboren" vor weg. Das Weltbewusstsein ist dort gerade im Entstehen und das Individuelle Bewusstsein wird noch folgen ;)

Es ist eine äußerst interessante Frage ob alle Existenz, die des Universums, dessen Gesetze und Bewusstsein usw., aus dem Nichts entstanden ist oder nicht. Wäre zweiteres der Fall müsste man annehmen, dass sie aus sich selbst entstanden ist. Kann eine Menge sich selbst beinhalten? Ein mathematisches Problem, welches die großen Denker schon seit Jahren beschäftigt. Die Mathematik stößt auf ihre Grenzen. Die Antinomie des Barbiers (http://de.wikipedia.org/wiki/Barbier-Paradoxon) verdeutlicht diesen Gedanken sehr schön. Aus: "Man kann einen Barbier definieren als einen, der alle diejenigen und nur diejenigen, die sich nicht selbst rasieren, rasiert" wird "Man kann ein Universum definieren als etwas, das alles was es erschafft und nur was es erschafft, was sich nicht selbst erschafft, erschafft." Da es sich hier um ein Paradox handelt, möchte ich beide sich widersprechenden Möglichkeiten darstellen.
Würde das Universum aus sich selbst erschaffen, hätten wir Nietzsches "aus sich rollendes Rad".
Entstände das Universum aus einem anderen Universum, aus einem anderen Etwas, müssten wir auch annehmen, dass dieses andere wiederum aus einem anderen etwas entstanden sei usw. Diese Kette würde sich unendlich fortsetzen. Die Unendlichkeit hat weder Anfang noch Ende. Dies würde allerdings auch das aus sich rollende Rad bedeuten.
Es scheint einen Punkt ohne Ausdehnung zu geben, in denen unser Bewusstsein und womöglich das Weltbewusstsein an ein Ende kommt, an einen Punkt, den es nicht mehr verstehen kann, an eine neue Dimension. Unser Geist kann sich nur in dem ihn vorgegebenen Wänden bewegen, er kann nicht erfahren, was außerhalb liegt. Das schwierige ist dies zu akzeptieren.

Ich möchte ein Zitat Camus anführen, welches mir ungemein hilft, dieses Leid zu ertragen:
"Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet verhällt es sich ebenso mit der Musik. Wenn eine Kunst frei von Belehrungen ist, dann ist es diese. Sie ist der Mathematik zu sehr verwandt, um nicht etwas von ihrer Grundlosigkeit anzunehmen. Dieses Spiel des Geistes mit sich selbst nach vereinbarten und maßvollen Gesetzen vollzieht sich in dem Klangraum, der der unsere ist und jenseits dessen Schwingungen in einem nichtmenschlichen Universum begegnen. Es gibt keine reinere Empfindung. [...] Der absurde Mensch erkennt diese Harmonien und diese Formen als die seinen." - Der Mythos des Sysiphos.

Könnte man es anders beschreiben?

http://www.youtube.com/watch?v=jvcg3fXV3rs

Unser Geist kann sich nur in dem ihn vorgegebenen Wänden bewegen, er kann nicht erfahren, was außerhalb liegt. Das schwierige ist dies zu akzeptieren. Ich glaube, dass dies nur für Materialisten schwierig zu akzeptieren ist und für all diejenigen, für die das Geistige nicht nur eine Funktion der Hirnwindungen darstellt, ist es akzeptabel, dass wir nur einen winzigen Teil dessen, was uns umgibt, wahrnehmen und verstehen. Diese Einsicht in unsere Kleinheit ist für mich auch noch nicht mit Leid verbunden – im Gegenteil, sie schafft Distanz zu dem alltäglichen Kummer und Mühsal. Und aus eben dieser Distanz kann wiederum Kraft geschöpft werden, um Leid zu bewältigen.

Wenn alle Dinge nur eine Welle der Wahrscheinlichkeit sind, die sich erst durch den Moment der Messung, bzw. der Wahrnehmung manifestieren, dann wäre es interessant, sich einmal mehr mit der Wahrnehmung zu beschäftigen, bzw. diese weiterzuentwickeln. Das was in der Meditation geschieht - ich meine dabei nicht die als reine Entspannungsübungen genutzte Meditation – ist eine Form der geschärften, reinen Wahrnehmung. Und genau wie es die Quantenphysik aussagt, kann in der Meditation etwas wahrgenommen werden, was sonst nur als eine nebulöse Welle der Wahrscheinlichkeit existiert, die sich der Wahrnehmung entzieht. Und das werde ich jetzt gleich noch vorm Schlafengehen tun - meditieren.

Je mehr ich mit der Quantenphysik beschäftige (bzw. versuche, mich damit zu beschäftigen), desto begeisterter bin ich darüber, dass keine ideologischen Dogmen vertreten werden – was allerdings auch ein gravierender Widerspruch zu den Erkenntnissen der Quantenphysik wäre, die ja gerade die Relativität der Wirklichkeit herausstellt.

In den Wiener Vorlesungen "Baupläne und Materien der 'Schöpfung'" aus dem Jahr 2011 wird auf wohltuende und sehr differenzierte Art erläutert, dass sich Glaube und Wissenschaft in keiner Weise widersprechen. Gemäß dem führenden Quantenphysiker Professor Anton Zeilinger kann ein Wissenschaftler nur Agnostiker sein.

In einem Interview mit der Franziskaner Zeitschrift „antonius“ erklärt Professor Zeilinger, dass die Naturgesetzte auf etwas „Tieferes“ hinweisen würden und Wissenschaft und Religion keine Gegenpole seien, sondern sich ergänzen. Er vertritt, was den Begriff Gott betrifft, eher einen mystischen Standpunkt: "Man kann einiges verstehen, Gott ist aber nicht fassbar."

Das ist beruhigend bescheiden und weist die Schranken auf, an die unser wissenschaftliches Denken zwangsläufig stößt, wenn es um die Frage nach dem Ursprung oder dem Zusammenhang von menschlicher Existenz und Kosmos geht. Wir können diese Dinge nicht erklären und dies bedeutet nichts anderes, als dass atheistische Positionen genauso anmaßend sind wie religiöse.

Und immer wieder bemerke ich, dass es gerade die Genies sind – und Anton Zeilinger kann man sicherlich als genial bezeichnen – die bescheiden sind und sich ihres Nichtwissens bewusst sind.