Ich habe gewusst, dass es irgendwo in meinen Gedichtbänden ein Gedicht gibt, dass zu
unserem Grabstein passt. Was man bei den lebenden Menschen nicht findet, findet man bei toten Dichtern:
Auf dem Kirchhof
Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt
ich war an manch vergessnem Grab gewesen.
Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt,
die Namen überwachsen, kaum zu lesen.
Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer,
auf allen Gräber fror das Wort: Gewesen.
Wie sturmestot die Särge schlummerten,
auf allen Gräbern taute still: Genesen.
Detlev Liliencron (1844-1909)