The roaring seventies – Ideologien und Wendehälse
„Die letzen 30 Jahre“ – weil’s so schön wehtut, habe ich mir diesen Film jetzt ein zweites Mal angesehen. Anscheinend sind Wendehälse mein Thema. Im Film geht es um zwei grundsätzlich verschiedene Menschen – Resa, die „um der Gerechtigkeit Willen“ Jura studiert und Oskar, der um „der Gerechtigkeit Willen“ Schulungen in Marxismus gibt, bei den Roten Zellen mitarbeitet und mit der RAF sympathisiert.
Das waren sie auch schon, die Ähnlichkeiten. Zwei Menschen, die der Meinung sind, das Gleiche zu tun und zwischen denen in der Wirklichkeit Welten liegen. Denn nur einem der beiden geht es wirklich um Gerechtigkeit – dem anderen geht es in Wahrheit nur um eines: um Macht. Während sich bei Oskar alles darum dreht, diejenigen zu bekämpfen, die für ihn die Macht verkörpern, die er selbst (noch) nicht hat, geht es Resa darum, für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu kämpfen.
Und wie es dann so kommt im Leben – letztendlich ist es Oskar, der Karriere macht. Er ist immer noch ein großer Kämpfer – allerdings jetzt nur noch für sich selbst. Irgendwann ist das von den Eltern bezahlte Studium beendet und dann ist der Weg offen, um selbst an die Macht zu kommen. Und dann wird klammheimlich die Seite gewechselt. Allerdings nicht, ohne immer wieder zu beteuern, dass man „immer noch der Alte“ geblieben ist. Reza hingegen geht ihren Weg der kleinen Schritte und vertritt Umweltschutzorganisationen.
Die Charaktere der beiden Protagonisten mögen für manche überzeichnet und unrealistisch wirken – wer die 70er bewusst miterlebt hat weiß, dass es bittere Wahrheit ist. Insbesondere eines ist bedrückende Realität: die Tatsache, dass gerade diejenigen Menschen, die für „die großen politischen Ziele“ kämpfen, im wirklichen und konkreten Leben andere Menschen einfach nur benutzen. In der Theorie groß und mit allen rhetorischen Tricks gewappnet, versagen sie kläglich, wenn es um Mitmenschlichkeit geht. Man läuft aber gegen ihre sophistischen Wände, wenn man mit ihnen darüber reden will.
Während ich hier schreibe, läuft der Film noch und jetzt kommt gerade der Zeitsprung, in dem sich Oskar und Resa nach zwanzig Jahren wiedertreffen. Resa vertritt eine Umweltschutzinitiative in Ihrem Kampf gegen die Enteignung von Obstplantagen durch ein Braunkohlewerk. Oskar ist im Vorstand von eben diesem Braunkohlewerk und hat es sich inzwischen in einer kleinen privaten Welt mit Haus, Frau, zwei Autos und zwei Kindern gemütlich gemacht. Wie im wahren Leben gewinnt den Prozess natürlich er und nicht Reza.
Und wie es so ist – auch in meinem wahren Leben habe ich so manchen „Oskar“ getroffen. Allerdings nie in einer Beziehung, meine Abneigung gegen Unechtheit war zu ausgeprägt, um mich mehr als unbedingt erforderlich zu nähern. Und immer noch gibt es die Oskars. Einen davon gibt es sogar in meinem Bekanntenkreis. Jemand, der stolz berichtet, „kurz davor gewesen zu sein, sich der RAF anzuschließen“. Der sich berufen fühlte, für die Entrechteten in unserer Gesellschaft einzutreten. Heute kämpft er nicht mehr gegen die Staatsmacht, im Gegenteil – bei jeder Gelegenheit droht er mit ihrer Zuhilfenahme. Die Sympathie für Hausbesetzer hat er geschickt kompensiert in den Status des „Hausbesitzers“. Letztendlich ist dies für ihn aber nur ein kleiner orthographischer Unterschied – ein „i“ statt ein „e“. Aber in einem ist er sich treu geblieben – noch immer bekämpft er jeden, der nicht seiner Meinung ist.
Wie heißt es so schön „Die Herrschenden musst du solange bekämpfen, bis du ihnen angehörst“. Tja, und mit der Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, ist dies dann erreicht und somit ändert sich dann auch grundlegend die Richtung. Jeder hat dies mitbekommen, außer Oskar selbst. Denn er ist nach wie vor der Meinung, noch „immer der Alte“ zu sein. Und irgendwie hat er damit ja auch nicht ganz unrecht.
b-reeze am 25.Nov 10
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Ja ich habe den Film auch gesehen und Oskar in vielen Menschen meines Bekanntenkreises -auch in mir selber- wieder erkannt. Ich finde, er ist ein bisschen schlecht weggekommen, überzeichnet, klischeehaft. Früher war es die Startbahn West, heute ist es Stuttgart21. Resa war da etwas glaubhafter dargestellt, obwohl Gudrun Landgrebe kaum etwas von der ehemaligen Naivität der jungen Resa zeigen konnte oder wollte. Vielleicht sollte das die komplette Desillusionierung, das Hart-werden im Kontakt mit Oskars beleuchten. Besonders hart fand ich, das Resa Oskars Kind abtreiben lässt - mit all den seelischen Folgen - und Oskar hat dann selber zwei Kinder (nach all den ablehnenden Haltungen früher) und liebt sie mehr als seine Frau, die ja nur die Versorgerin ist.
So gibt es viele Oskars...
Aber ein Gedanke geht noch weiter: ich denke, Veränderungen gibt es viele im Leben und so manch ein Joschka wird zum Oskar und während wir älter werden und unsere Kräfte schwinden ist es ganz logisch, dass gerade Männer (die ja unter dem Einfluß des Testosterons stehen) von den Rebellen zum Weichei werden, sich anpassen, nach der Obrigkeit, dem Geld, der Sicherheit schreien, weil sie es selber nicht mehr hinbekommen. Ich fand diesen Aspekt des Films sehr interessant: die Veränderungen im Reifen und Älter werden. Egal, ob positiv oder negativ. Wir haben uns auch verändert und darüber lohnt es sich nachzudenken. Immer wieder!
behrens am 25.Nov 10
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Ich empfinde Oskar nicht als klischeehaft, sondern im Gegenteil – in der Realität gibt es nicht selten sogar noch schlimmere Wendehälse. Du hast das Thema „Testosteron“ angesprochen und wenn ich drüber nachdenke, sind in der Tat die ausgeprägten Wendehälse meist Männer. Diejenigen, die in den Revolutionären Zellen eine große Klappe hatten, haben dies dann später auch als Manager oder Vorstandsvorsitzender und in beiden Positionen sind Frauen nun mal immer noch in der Minderheit.
Das, was Du als Entwicklung vom „Rebellen zum Weichei“ bezeichnest, sehe ich nicht als eine Zwangsläufigkeit des Älterwerdens an. Rückgrat und Ideale kann man auch noch im Altersheim haben. Und mit Reife hat dies ganz bestimmt nichts zu tun. Sicherlich schwinden die Kräfte und man wird desillusionierter und auch kompromissbereiter. Letzteres sehe ich aber nicht als negative Entwicklung an, denn um etwas im Interesse aller zu verändern, muss man auch Kompromisse machen.
Vielleicht ist die Frage einfach nur, wie ernst es jemandem tatsächlich war mit dem Wunsch nach Veränderung. Denjenigen mit der großen Klappe war es nämlich niemals wirklich wichtig. Es war einfach nur der Drang zu Macht und zum Wichtigmachen. Ein authentischer Wunsch, etwas für andere zu tun, lag dem Ganzen sicherlich nicht zugrunde.
Ich fand den Typus des Oskar sowohl vor als auch nach der Wende vom Revoluzzer zum Vorstandsvorsitzenden einfach immer nur zum Weglaufen. Und ich habe nie verstanden, warum andere Frauen nicht auch Reißaus nehmen. Bei dem Oskar nach der Wende kann ich es mir noch halbwegs damit erklären, dass Geld viele Bequemlichkeiten bietet und ein Vorstandsvorsitzender nun mal mehr davon besitzt als ein Lehrer oder Briefträger. Aber was war es bloß vor der Wende? Was finden Frauen an dieser Sorte Männer, die sich als große Krieger fühlen, nur weil sie aus dem sicheren Hinterhalt mal ein Kaufhaus abfackeln oder Flugblätter entwerfen, deren Inhalt niemanden außer ihnen selbst interessiert?
Was die Vorliebe vieler Frauen für Helden betrifft - da kann ich mich anschließen. Aber für mich sind nun mal weder Kaufhausabfackler noch Vorstandsvorsitzende Helden. Und Männer, die mit anderen Menschen wie mit Immobilien umgehen, haben auch nichts Heldenhaftes sondern etwas Erbärmliches.
Ich habe den Film nicht gesehen und kann daher darüber konkret nichts beitragen. Aber natürlich fällt mir auch so etwas ein.
Ich glaube, dass es Wendehälse sowohl unter den Frauen als auch den Männern gibt, es bei den Frauen nur wenig auffällt, weil der Wandel von der Revoluzzerin zur braven Familienmutti erstens immernoch als gesellschaftsfähig gilt, zweitens als biologisch notwendig vorgezeichneter Weg betrachtet wird und drittens Frauen oft noch automatisch als "gut" und "integer" wahrgenommen werden, selbst wenn sie ihren früheren Idealen untreu werden. Dem Mann dagegen wird gleiches Verhalten als bequem und rückgratlos angelastet. Ich will damit auf keinen Fall rückgratloses Verhalten schön reden. Ich denke eher, es passiert in beiden Geschlechtern gleichermaßen, wird nur nicht gesehen. Mag auch daran liegen, dass die Männer häufig per Erziehung und Erwartungsdruck die größere Klappe haben und es daher eher auffällt, wenn sie ihrem Geschwätz von gestern untreu werden. Die an die Frauen gerichtete Rollenerwartung tendiert eher in die Richtung: "Tue Gutes und halte die Klappe darüber".
So scheint es auch die Männer härter zu treffen, sich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen, wenn ihr Lebensmittelpunkt vormals auf das Demonstrieren von Stärke und die Ausübung von Macht ausgerichtet war. Dann irgendwann ist es so weit, dass man die Grenzen der eigenen Stärke und Macht eben allein schon durch den körperlichen, manchmal auch geistigen Verfall zu spüren bekommt, und wenn sich darauf die Identität gründete, dann wird diese schnell in Zweifel gezogen.
Eines fällt mir allerdings immer wieder auf, wenn ich in Reportagen und Interviews wie auch im realen Leben auf integre, authentische und idealistische Menschen treffe: Sie altern irgendwie nicht. Natürlich altern sie äußerlich, aber innerlich strahlen sie eine Energie aus, die das Alter an Jahren schnell vergessen lässt. Ehrliches Engagement erhält auch die eigene Lebensenergie, nicht nur diejenige der anderen - aber eben nur dann, wenn es keine sozial angestrichene Selbstbefriedigung ist.
P.S.: Radfahrer sind Helden, das wissen wir ja inzwischen!! ;-)
behrens am 26.Nov 10
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Ich habe mir nochmals alle "Wendehälse" in meinem Bekanntenkreis vor Augen geführt, und ich finde einfach keine Frau! Vielleicht liegt es daran, dass es sich um typisches Alphatiergehabe handelt. Erst auf den Demos ganz vor sein und später in der Firma auch ganz vorn.
Bei Frauen gibt es andere Strategien, um im Mittelpunkt zu stehen. Mir fällt da immer Uschi Obermaier aus der Kommune 1 ein. Alle anderen hatten irgendwelche Parolen drauf oder veranstalteten aufsehenerregende Aktionen. Alle - außer Uschi Obermaier - die sah einfach nur gut aus und ließ sich fotografieren. Von ihr wird immer noch viel gesprochen, obwohl sie nie auch nur einen einzigen aussagekräftigen Satz von sich gegeben hat.
Wenn man sich die prominenten Pärchen ansieht, dann kann man ja auch wirklich ein bestimmtes Muster nicht leugnen: auf der einen Seite prominenter Mann, wie z.B. Politiker, Sportgröße, Schauspieler oder Musiker. Auf der anderen Seite junge und attraktive Frau.
Der Wendehals hat einfach nur ganz opportun die Seite gewechselt. Die Frau wird älter und wird, wenn sie Pech hat, auch ausgewechselt. Die typische Verona, Sandy und Verena hat überhaupt keine Einstellung, der sie treu bleiben könnte. Sie muss lediglich versuchen, möglichst lange gut auszusehen, damit sie am Ball bleibt. Wennn man so will - sie muss möglichst lange ihrem äußeren Erscheinungsbild treu bleiben, das reicht völlig.
b-reeze am 26.Nov 10
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Haben wir es da nicht jetzt ganz sichtbar auf der Hand?
Die Männer (Alphatiere, Wendehälse) krakeelen und kämpfen - alles äußeres Gehabe, um die Machtposition zu haben!
Die Frauen (Veronas und Sandys dieser Welt) schönen und pudern und lassen operieren - alles äußeres Gehabe, um die Machtposition (ja genau: über die Männer, denn welcher Mann kann da schon Nein sagen?) zu haben!
Und dann die integren, authentischen Menschen - Männer wie Frauen - die keine Macht brauchen, um sich selber zu sein, die in sich ruhen und ihre Ansichten ruhig und offen nach außen tragen (und anderen die Möglichkeiten lassen, zu reagieren). Sie sind alterslos schön und werden es bleiben.
Was ist mit denen dazwischen? Die auf dem Weg sind...
Es gibt auch Wendehälse, die wenden, weil sie die Meinung geändert haben, weil sie gemerkt haben, dass etwas falsch war - früher...
Trotzdem denke ich, im Alter lässt das Machtbedürfnis nach. Jedenfalls bei den meisten Männern, wenn sie an ihre eigenen körperlichen/interlektuellen Grenzen stoßen und das verarbeiten, ertragen und akzeptieren können.
Ich finde, das ist schön auf den Punkt gebracht.
Ich glaube, ein Mindestmaß an Entwicklung müssen wir uns und anderen zugestehen, denn (um es mit Grönemeyer zu sagen) Stillstand ist der Tod. Dazu gehört durchaus auch, dass man seine Meinung ändert.
Möglich, dass die Wendehälse eigentlich niemals anders waren, als sie sich im Endeffekt zeigen, sondern sich nur unverhüllter darstellen. Schon mancher hat unter dem Deckmantel irgendeiner Bewegung nur die eigene Profilneurose ausgelebt. Das Etikett, das drauf klebte, ist dann zweitrangig.
Trotz allem noch ein Wort zu den Frauen: Ich glaube, Wendehalserei fällt da einfach nicht so auf, weil das weibliche Geschlecht eben grundsätzlich eher auf sozialen Einsatz für andere getrimmt wurde. Komischerweise nimmt man es keiner Karriere-Maus übel, wenn sie sich dann irgendwann doch für Kinder und Küche entscheidet. Viel eher schon umgekehrt, wenn sie den Horizont des Häuslichen und den des zwischenmenschlichen Miteinander zu überschreiten versucht und sich möglicherweise - welch ein Affront - um ihre eigenen Interessen kümmern möchte. So jemand ist dann schnell abgestempelt, sei es als Rabenmutter oder karrieregeiles, rücksichtsloses und gefühlskaltes Mannweib.
Die Tiffys dieser Welt, die Gülcans und Parises und Veronas und wie sie nicht alle heißen, rangieren dazwischen, als lebendes Klischee, als Ware, als Abziehbildchen. Dass sie tatsächlich Macht haben, wage ich zu bezweifeln, denn sie sind im Grunde wie Zuckerwatte, süß, in großen Mengen ungenießbar und viel zu schnell verbrannt. Und Männer sind nicht blöd - ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der Männer immer nur naschen will.
b-reeze am 27.Nov 10
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nein männer sind nicht blöd.....sie verstecken ihre naschsucht nur mehr oder weniger *lach*
aber ich bekomme immer ein bisschen bauchweh, wenn von "männern" und "frauen" die rede ist. klischees bedienen ist eine sache. hinter die kulissen zu schauen, die andere. obwohl ich es ja auch oben getan habe...
ich kenn frauen, die sind dermaßen abgebrüht, da rollen sich die fußnägel hoch und ich kenn männer, die vor lauter sanftmut nicht wissen, welche socken sie morgen anziehen sollen.
menschen, die wenden tun dieses immer aus individuellen gründen und die aufgabe ist es doch, nicht darüber zu urteilen, sondern nach den motiven zu forschen und dann zu entscheiden, wie man dazu steht.
behrens am 28.Nov 10
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Ich glaube, es ist sehr wichtig, den Unterschied zu sehen zwischen jemanden, der einfach nur ein Wendehals ist und jemanden, der sich verändert und entwickelt hat.
So wie sich in der Gesellschaft Dinge verändern, so muss sich auch der Einzelne in Reaktion darauf verändern. Ich kann hierfür ein sehr gutes Beispiel nennen. In den 70ern gab es eine starke Entwicklung hin zu mehr Sozialleistungen und Hilfsangeboten und dabei wurde aus dem Vollen geschöpft. Es gab eine immense Chancenungleichheit (gibt es immer noch) und die wollte man beheben, was vor dem geschichtlichen Hintergrund auch voll und ganz zu bejahen war.
Inzwischen ist aber eine Entwicklung eingetreten, die man nicht abgesehen hat, bzw. nicht absehen konnte. Während früher die Menschen ein enormes Selbsthilfepotential hatten, ist der Mensch mittlerweile immer abhängiger geworden. Es gibt inzwischen immer mehr Menschen, die auf die Hilfsangebote anstatt auf sich selbst vertrauen. Das Ganze ist eingebunden in eine Entwicklung, in der es immer nur um die Erhöhung des Lebensstandards ging, der ja auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor ist. Aber das nur am Rande. Bei mir persönlich hat es die Veränderung bewirkt, dass ich die unreflektierte Steigerung von Hilfsangeboten inzwischen kritischer sehe, als beispielsweise noch vor 30 Jahren. Das heißt aber auf keinen Fall, dass ich die Seite gewechselt habe. Ich sehe immer noch, dass in unserer Gesellschaft eine riesige Chancenungleichheit herrscht und mein Anliegen ist immer noch, mich in irgendeiner Form für diejenigen einzusetzen, die ganz unten stehen.
Aber trotz allem sehe ich das euphorische Anbieten von mehr Hilfsangeboten personeller oder finanzieller Form inzwischen sehr viel kritischer. Es ist nicht zu leugnen, dass dies bei einigen – beileibe nicht bei allen – eine Versorgungshaltung gefördert hat und die Eigenständigkeit im gleichen Maße verkümmert. Und es ist ebenfalls nicht zu leugnen, dass dies weder für den Einzelnen noch für die Gesellschaft die falsche Richtung ist.
Ein Aspekt der persönlichen Entwicklung – so sie denn stattfindet – ist der, dass man lernt, dass viele Zusammenhänge ungleich komplizierter sind, als man angenommen hat.
Jemand, der sich treu geblieben ist, verrät nicht seine alten Ideale. Aber er hält auch nicht statisch an den Erklärungsmodellen fest, wenn alles darauf hindeutet, dass bestimmte damit verbundene Erklärungsansätze sich als falsch erwiesen haben. Denn letztendlich kann man etwas erst dann richtig beurteilen, wenn es in die Tat umgesetzt wurde. Das ist dann das, was man das Zusammentreffen von Wunsch und Realität bezeichnen kann.
b-reeze am 29.Nov 10
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ja das merke ich auch immer wieder:
je älter man wird, desto komplizierter werden die Zusammenhänge bzw. desto deutlicher wird die Komplexizität.