Montag, 20. April 2020
Das Bonmot zum Morgen
Aber seltener und seltener die Freunde werden, deren Hände zu fassen uns sehnlichst verlangt.
Sophus Claussen (1865-1931)



Freitag, 10. April 2020
Mein ganz persönlicher Karfreitag
Nein, es ist nicht die Corona-Pandemie, die diesen Freitag so eigentümlich macht. Sicher, die Kontaktverbote schaffen eine ganz andere Atmosphäre als üblich und es ist ein bisschen wie in meiner Kindheit, wo der Karfreitag noch ein Trauertag war.

Mein ganz persönlicher Karfreitag besteht darin, dass ich einer schäbigen Intrige zusehen muss, ohne die Möglichkeit des Eingreifens zu haben. Ich kann nichts, absolut nichts tun, ohne der Person, gegen die die Intrige gerichtet ist, zusätzlichen Schaden zuzufügen. Und wie es immer und grundsätzlich der Fall ist bei Intrigen, wird behauptet, es gäbe gar keine Intrige und alles, was die Behandlung der betreffenden Person betrifft, wäre völlig in Ordnung, rechtmäßig und sachlich begründet. Wer diese Darstellung auch nur im Geringsten anzweifelt, der gerät schnell in die Schusslinie. Damit kann ich umgehen, das wäre nicht das erste Mal. Aber die Dynamik einer Intrige geht noch etwas tiefer, denn die Drahtzieher einer Intrige reagieren mit Aufrüstung und dies führt dann fast zwangsläufig dazu, dem Zweifler seine gesunde Wahrnehmung abzusprechen.

In all diesem Dilemma habe ich jedoch das Glück, Menschen an meiner Seite zu haben, die mich darin bestätigen, nicht an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Menschen, denen ich voll und ganz vertrauen kann und die mir enorme Kraft geben. Aber auch das ändert nichts daran, miterleben zu müssen, wie jemand völlig zu Unrecht leidet. Und dies wird für mich noch sehr viel schwerer dadurch, dass es sich um jemanden mit einem enorm großen Herz handelt, der sich immer und überall für andere aufreibt und einsetzt.

Um mal bei dem Sinnbild des Karfreitags zu bleiben – ich stecke zwar nicht in der Rolle des Judas, aber vielleicht doch ein bisschen in der des Petrus. Ich könnte mich jetzt damit beruhigen, dass ich, wie bereits erwähnt, tatsächlich nichts mehr tun kann, ohne das Risiko der Verschlimmerung der Situation zu riskieren. Aber so völlig beruhigen tut mich dies eben nicht.

Es ist ein unerträgliches und quälendes Gefühl, dabei zuzusehen, wie unermüdlich nachgetreten wird, obwohl jemand schon am Boden liegt.

Einer trage des anderen Last“ (Gal 6:2). Das würde ich so gern, aber ich darf es nicht.

Es gibt Menschen, die ähneln einem Corona-Virus und sind mindestens genauso gefährlich. Und leider wird es gegen die niemals einen Impfstoff geben...



Mittwoch, 25. März 2020
Nichts ist mehr wie zuvor
30.03.2020
"Ein guter Verschwörungstheoretiker lässt sich nicht von Fakten ablenken"
David Kriesel

Es gibt wohl kaum einen Spruch, der die momentane Situation so gut erfasst wie dieser. Es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, angesichts von Problemen seine Energie nicht in deren Lösung zu investieren, sondern in der Suche nach Schuldigen. "Der Staat wartet nur darauf, uns endlich mit Notstandsgesetzen kleinzuhalten". Die Anhänger dieser absurden These bleiben die Erklärung schuldig und so werden wir nie wissen, worin denn nun der Vorteil für den Staat bestände, wenn Notverordnungen erlassen werden. Letztendlich kostet der wirtschaftliche Stillstand den Staat später Milliarden, warum sollte der Staat, der ja ansonsten auf seinem Geld sitzt, das in Kauf nehmen?

Es gibt ja auch Menschen, die behaupten, es hätte nie eine Mondlandung gegeben. Aber hinter dieser Behauptung steht zumindest eine Erklärung: die Amerikaner wollten damit ihre Vormacht in der Welt und im Universum demonstrieren.

Die exponentiell steigenden Zahlen machen mir große Angst. Und genauso viel Angst macht mir die Dummheit vieler Menschen, die ihre Ohnmacht mit Verschwörungstheorien kompensieren. Hobbyvirologen, die meinen es reiche aus, sich Youtube-Videos von irgendwelchen Influencern anzusehen um dann ihren Senf zu einem Thema abzugeben, dessen Komplexität schon für renommierte Wissenschaftler eine Herausforderung darstellt.

25.03.2020
Seit einer Woche ist nichts mehr wie zuvor. Auch wenn der Begriff der Pandemie schon Anfang des Jahres durch die Medien geisterte, so war doch die ganze Thematik sehr, sehr weit weg. Aber dann kam vor etwa zehn Tagen die Anweisung meines Arbeitgebers, dass unsere Psychosoziale Begegnungsstätte geschlossen wird und jeglicher Kontakt zu den Klienten möglichst zu vermeiden ist. Auch bei mir hat es noch etwas gedauert, bis ich den Ernst der Lage wirklich realisiert habe, denn an den ersten beiden Tagen ging ich noch zur Arbeit. Dann kam es allerdings Knall auf Fall und die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein.

Ich schwanke in meinem Befinden zwischen Gefasstheit und Angst. Wobei ich ausdrücklich betone, dass es mir nicht um meine eigene persönliche Situation geht – ich habe durch die Möglichkeit von Homeoffice einen relativ sicheren Arbeitsplatz, ich muss keine Familienmitglieder versorgen, bin relativ gesund, habe ein paar Ersparnisse für Notfälle und ich bin außerdem nicht allein, sondern habe meinen Lebensgefährten an meiner Seite. Aber ich sehe mit großer Besorgnis, in was für Abgründe andere Menschen fallen können. Menschen, wie die vielen Obdachlosen, die es hier und anderswo gibt, Menschen, die aufgrund von Krankheit und Gebrechlichkeit auf Hilfe angewiesen sind und die vielen Flüchtlinge, die in Massenunterkünften leben.

Da ich ein ziemlich pessimistischer Mensch bin, habe ich die Möglichkeit einer Massenepidemie oder eines Krieges nie ausgeschlossen. Aber wenn Gedanken dann plötzlich Wirklichkeit werden, fühlt es sich völlig anders an. Manchmal platzt mir der Kopf und ich werde daher wieder ein wenig öfter Beiträge schreiben.