Donnerstag, 14. Februar 2013
Sich in Feigheit üben
Meine Absicht, mich aus einer platt und verächtlich geführten Diskussion einfach herauszuhalten und mich lieber gedanklich anderen Dingen zuzuwenden, wird weiterhin auf eine harte Probe gestellt. Denn etwas hatte ich dabei nicht bedacht – wenn in einer Diskussion auf jemanden eingedroschen wird, übt man sich nicht nur in der hohen Kunst des Ignorierens, sondern auch in der weniger edlen Eigenschaft der Feigheit. Und wie ich es auch anstelle – es ist ein äußerst beschämendes Gefühl!

Und weil es ein so äußerst beschämendes Gefühl ist - für mich jedenfalls - halte ich es nicht mehr aus und gebe noch ein letztes Mal Kontra und habe eben eine Mail geschickt. Wie sagen die Hamburger immer - Wat mutt dat mutt! Dann muss ich allerdings zusehen, dass ich mich schnellstens aus dem Verteiler austragen lasse.

Wenn Menschen Spaß an dumpfen Schuldzuweisungen haben und sich einen Dreck um die Suche nach Ursachen scheren, dann ist es Zeit zu gehen.

Wie sagte Sturmfrau doch mal vor einiger Zeit hier zu einem gewissen Nemoomen, der hier rumholzte (und dessen Identität ich im nachherein amusiert als einen alten Bekannten herausfand) - Ahoi!

Ja genau: Ahoi!



Freitag, 8. Februar 2013
Fundstücke
Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr,
Wir reden, dass uns auf zehn Schritt keiner hört.

Befehle zertrampeln mit Hufeisenschlag:
In den Leib, in die Stirn, in die Augen, – ins Grab.
Wie Himbeeren schmeckt ihm das Töten –
Und breit schwillt die Brust des Osseten.

Ossip Emiljewitsch Mandelstam (1891 – 1938)


"Es müsste bei uns so etwas wie die Nürnberger Prozesse geben."
Ein russischer Künstler aus Wladiwostok über die Zeit der Gulags (aus der Dokumentation "Russische Winterreise" von Thomas Rothe)

Und wie es so ist - wenn man nach einem Film ein wenig neugierig ist, findet man kleine Kostbarkeiten. So wie die Gedichtseite von Ossim Emiljewitsch Mandelstam, den ich vor einer Stunde noch gar nicht kannte. Aber jetzt sicher noch besser kennenlernen werde. Anscheinend geht das Thema russische Geschichte für mich noch weiter...



Mittwoch, 6. Februar 2013
Die Gedanken sind frei...
Kaum bin ich von einem Kontemplations-Seminar zurückgekehrt, da naht im Alltag schon die erste Situation, in der die Haltung des wertfreien Wahrnehmens auf eine harte Probe gestellt wird. Ich will es gar nicht weiter erläutern, einfach nur sagen, dass es um einen fürchterlichen Dialog geht, in dem jeder mit seinem Brett vorm Kopf um sich schlägt. Ein paar Stimmen vielleicht, die zum Nachdenken mahnen, aber ansonsten dumpfe Borniertheit, deren Horizont mit dem Tellerrand endet. Und niemand hat dabei Hemmungen, mit vereinter Kraft auf einen einzelnen einzuknüppeln.

Und ich versuche, es einfach vorbeiziehen zu lassen und erlebe dabei Wechselbäder. Mal ist alles wie gehabt und ich tue mich schwer mit der unglaublichen Ignoranz und der rein Ich-bezogenen Sichtweise. Aber dann klappt es erstaunlicherweise doch für einige Momente und mir gelingt es, einfach darüber wegzusehen. Den Blick abzuwenden in eine andere Richtung. Darin bin ich nicht sehr geübt. Aber ich muss sagen, es gefällt mir. Ratzeburg 2012Und ich schicke meine Gedanken ein paar Tage zurück und gehe wieder nachts allein in Stille durch diesen wunderschönen Kreuzgang in den uralten Gemäuern des Ratzeburger Doms.

Manche Menschen muss man sich wegdenken um frei atmen zu können.