Samstag, 25. September 2010
Und doch noch ein Tempel
25.09.10
Nachdem wir unseren ganzen Urlaub ueber keinen Tempel gesehen haben, wurden wir heute, einen Tag vor dem Rueckflug nun doch noch fuendig.
Tempel
Nach einem ziemlich langen Fussmarsch durch Chinatown sind wir auf einen Hindu-Tempel gestossen. Und nicht nur das, sondern wir hatten auch das grosse Glueck, dass wir Zeuge einer sehr beeindruckenden Zeremonie sein konnten. Es waren gleich mehrere Hindupriester anwesend, die Gebete rezitierten. Hauptperson war eine aeltere Frau mit ihrem Sohn. Nachdem eine ziemlich lange Weile gesungen und rezitiert wurde, wurde in einem extra dafuer vorgesehenen Platz ein Feuer entfacht und Opfergaben (Fruechte, Blumen) dort verbrannt. Zuletzt gab die Frau dem Priester ein Buendel, das dieser segnete und dann ebenfalls verbrannte.
Verbrennungszeremonie
Dann begaben sich wieder alle in die Mitte des Tempels, wo sich inzwischen immer mehr Menschen angefunden und auch vier Musiker niedergelassen hatten, die zu spielen begannen. In dem Tempelraum gab es drei kleine Altarraeume, in denen sich jeweils eine Goetterstatue befand. Nacheinder begaben sich die Priester und die Glaeubigen zu den Goetterstatuen und schuetteten abwechselnd Gefaesse mit verschiedenen Flussigkeiten ueber die Statuen aus, wobei jedesmal im Anschluss eine Schale mit Feuer ueber der Statue geschwenkt wurde. Bei den Fluessigkeiten handelte es sich um Wasser, Milch sowie stark gefaerbte Fluessigkeit. Nach jedem Schwenken der Feuerschale hielten die Glaeubigen betend ihre Haende in die Hoehe.
Zeremonie
Es ist schwer zu sagen, um was fuer eine Zeremonie es sich genau handelte, aber ich vermute, dass es sich vielleicht um eine Zeremonie zu Ehren eines Toten (des Ehemannes der Frau und Vater des jungen Mannes?) handeln koennte. Bei der anschliessenden Zeremonie handelte es offensichtlich um Opfergaben und um Reinigung.

Auf jeden Fall war die Zeremonie ein Fest fuer alle Sinne: farbenpraechtige Statuen und Blumengdekorationen, eine Wolke von Raeucherstaebchenduft und dazu die lebhafte Musik.
Altar



Freitag, 24. September 2010
Wieder in K.L.
Gestern haben wir unser Dschungelparadies verlassen und sind wieder in Kuala Lumpur - von den Einheimischen K.L. genannt - angekommen.
Twin towers
Die Adresse unseres jetzigen Homestays haben wir in aller Schnelle aus einen deutschen Malaysien-Reisefuehrer rausgeschrieben. Als wir dann nachts gegen 1.30 Uhr ankamen, hatten wir grosse Schwierigkeiten, das Homestay zu finden, da es sich im zweiten Stock befindet und alle schon geschlafen haben. Wir sind dann mutig die Stockwerke hochgestiegen und haben einen Eindruck in das chinesische Wohnen erhalten, denn die zum Treppenhaus gelegene Seite der Wohnung hat keine Wand (!) sondern nur ein Gitter. Ensprechend sahen wir dann auch jede Menge schlafende Chinesen, auf dem Sofa, auf dem Boden oder sitzend auf einem Sessel.

Schliesslich kamen wir dann aber doch an. Die Kueche, das Clo und die Dusche sind unsagbar schmuddelig, aber wir haben ein relativ ruhiges und sauberes Zimmer. Ich habe mich jetzt endlich mal darauf eingelassen, morgens kein Fruehstueck "Westernstyle" zu mir zu nehmen, sondern eine chinesische Fischballsuppe gegessen. Sehr lecker!!
Nachtmarkt



Samstag, 18. September 2010
Menschen des Waldes und falsche und richtige Schlangen
23.09.10
Vorgestern haben wir eine Bootsfahrt auf dem Kinabanotang-River gemacht. An diesem Fluss gibt es die nur in Borneo lebenden Langnasenaffen, von denen wir auch tatsaechlich einige gesehen haben. Die ebenfalls nur in Borneo lebenden Zwergelefanten und das Sumatra-Rhinozeros haben wir leider nicht gesehen. Allerdings einen Lizard, der voellig bewegungslos auf einen Baum lag. Ich war ein bisschen verwundert, dass der Guide den Lizard, der sich kaum von dem Baumstamm unterschied, sofort entdeckt hatte und das Boot zielstrebig dorthin steuern liess.
Flussfahrt
Als mein Freund gestern ein zweites Mal im Orang Utan Reservat war, hat er dort wie schon beim ersten Besuch eine gruene Viper gesehen und fotografiert. Es war erstaunlich, dass die Viper wieder an dem absolut gleichen Platz lag. Wieder im Hotel verglich er die Fotos vom ersten und zweiten Besuch und beide unterschieden sich kaum. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Viper mehrere Tage an der gleichen Stelle in der haargenauen Position verharrt, kann man wohl mit einiger Sicherheit sagen, dass es sich um eine Attrappe handeln duerfte.
Schlange
Anscheinend wollen die Tierpfleger uns erwartungsvollen Touristen auch etwas bieten und da sich die Orang Utans nicht immer zum Erscheinen bewegen lassen, ist zumindest eine Viper staendig praesent. Die Guides weisen auch sofort eifrig darauf hin, dass nach einem Biss nur 15 Minuten verbleichen, "then you dead". Nach unserer Enddeckung des Schummels war ich mir ploetzlich sicher, dass auch der Lizard ein Fake war. Aber irgendwie bin ich nicht boese drueber - was soll man schliesslich tun, wenn die Tiere keine Lust auf Touristen haben?

Aber es gab trotzdem auch eine "richtige" Schlange - und zwar in dem Bastsonnenschirm direkt ueber unserem Kopf! Der Hotelangestellte holte sie mit einem Sitzkissen herunter. Sehr beeindruckend war, dass er bei dieser Aktion sein Handygespraech nicht unterbrach, sondern dieses die ganze Zeit am Ohr behielt und sich von der Schlange nicht im geringsten von seinem - offensichtlich sehr komischen Gespraech - ablenken liess.

18.09.2010
Orang Utan heisst auf malaisch "Mensch des Waldes" (Uebrigens heisst Deutscher dementsprechend "Orang germani") und man hat auch irgendwie den Eindruck von menschlichen Zuegen.
Orang Utan
Wir wohnen z.Z. im "Sepilog Jungle Resort" und dies ist etwa 300 m vom Orang Utan Rehabilitation Center entfernt. Das Center wurde gegruendet, um zuvor in Gefangenschaft gehaltene Orang Utans wieder auszuwildern. Gruenderin war die Kanadierin Berute Galdikas, von der aber merkwuerdigerweise ueberhaupt nirgendswo etwas erwaehnt wird.
Dschungel
Ich habe schon vor vielen Jahren Orang Utan Rehabilitationscenter besucht und war sehr beeindruckt. Es gibt nur auf Sumatra und auf Borneo Orang Utans und entsprechende Center.



Endlich Borne0
Bevor ich ueber Borneo schreibe, muss ich erst einmal vom aufregendsten Flug meines Lebens berichten. Von Kuala Lumpur sind wir nach Kuala K. geflogen und das war ein ganz normaler Flug wie immer. Aber der Flug von Kuala K. nach Sandakan war alles andere als normal, wir waren naemlich die einzigen Passagiere! Das Flugzeug war winzig und es gab nur 19 Sitze und noch nicht einmal eine Stewardess. Statt dem obligatorischen Snack gab es nur ein Kaugummi vom Copiloten. Wir sassen direkt hinter den Piloten, die die Schiebetuer zum Cockpit aufliessen und somit konnten wir alles, was dort so vor sich ging, genau beobachten.
Cockpit
Aber das war nicht das einzige Aufregende. Unser Flugzeug flog bei weitem tiefer als die normlen Maschinen. Und so hatten wir dadurch einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft. Dschungel, Meer, Sandbaenke, Delphine, kleine Siedlungen - alles aus der Vogelperspektive. Nach der Landung wurden wir mit Handschlag von den beiden Piloten verabschiedet.
Luftbild
Wenn man bedenkt, dass ich ja eigentlich voll und ganz auf Burma eingestellt war, ist es ja alles voellig anders gekommen. Und in der malayischen Zeitung habe ich dann mein Horoskop gelesen, das sonderbar zutreffend ist:

",This is some of those tricky periods during which even the simplest of plans aren"t likeley to last as you first organized them. However much of a nuisance these changes are, the more you learn about the reason for making these changes, which are both exiting and unanticipated, the less you mind!"

Ja, es kommt irgendwie doch alles anders, als man es plant. Auch auf meine Arbeitssituation bezogen (mir gelingt es leider auch auf meiner Reise nicht, die Arbeit voellig auszublenden) kommt alles etwas anders als erwartet. Waehrend mir diejenigen Kollegen, von denen ich mir eigentlich Rueckhalt erhofft hatte, mit Karacho in den Ruecken fallen, habe ich einen Tag vor dem Abflug eine mail von jemanden erhalten, der mir schrieb, dass es nicht stimmt, dass ich voellig allein dastehe! Ich kann kaum beschreiben, wie gut dies tut. Ich habe dann uebrigens am gleichen Tag auch noch ein langes Telefonat mit demjenigen (den ich zuvor noch nie persoenlich gesprochen hatte) gefuehrt, was mir ebenfalls sehr gut tat. Allerdings habe ich wider Erwarten mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass sich letztendlich auch voellig allein etwas durchstehen laesst.

Und so bringt das Horoskop dies auch ganz gut auf den Punkt: man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Erwartungen sich erfuellen. Aber dennoch kann stattdessen etwas voellig Unerwartetes eintreten. Mit anderen Worten: man kann sich zwar auf nichts verlassen, aber zumindest darauf ist Verlass!