Alphamännchen ist nicht gleich Alphamännchen
Vor einiger Zeit habe ich eine Episode mit einen
Alphamännchen geschildert. Allerdings muß ich fairerweise einschränken, daß nicht jedes Alphamännchen nur aus reiner Lust am Dominieren die Alpharolle übernommen hat. Und auch nicht jedes Alphamännchen verdankt seine Position der Ängstlichkeit und Trägheit der anderen.
Es gibt auch Alphamännchen, die tatsächlich schlicht und einfach mehr Kompetenz als andere haben. Die ein enormes Interesse an anderen haben und die ihre Entscheidungen oftmals weiser und umsichtiger als andere treffen. Und deren Ideen oftmals genau das beinhalten, was eine Sache weiterbringt. Oder sogar überhaupt erst ins Leben ruft.
Ich hatte früher Gelegenheit, diese Art Alphamännchen kennenzuleren. Und eigentlich hatte ich kein Problem mit der Beta-Rolle. Denn diese Art Alphamännchen lassen andere von ihrer Überlegenheit profitieren. Und die Fähigkeit zur differenzierten - uneigennützigen - Betrachtungsweise läßt oftmals auch bei schwierigen Problemen Lösungen finden.
Das, wovon ich spreche, sind die Alphamännchen zum Anlehnen. Die bei denen man sich ein wenig ausruhen kann von der oftmals drückenden Verantwortung. Bei denen man sich auch bei schwierigen Vorhaben sicher fühlt. Diese Art Alphamännchen stellen eine sehr seltene Spezies dar. Und immer öfter sucht man sie vergeblich. Dabei bräuchte man sie gerade jetzt mehr denn je. ..
behrens am 14. Dezember 09
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Bin ich schön? Bin ich häßlich? Und wenn interessiert das eigentlich?
Es gibt Menschen, die nicht mit anderen kommunizieren können, ohne deren Äußeres zu kommentieren – und dies leider meist in diffamierender und abwertender Weise. Sämtliche Spuren geistiger Entwicklung und Zivilisation scheinen an diesen Menschen spurlos vorübergegangen zu sein und wie im Neandertal reduziert sich die Wahrnehmung ausschließlich auf das Auge. Schon in der normalen und alltäglichen Kommunikation ist dies ebenso unangenehm wie überflüssig. Wenn es aber einmal tatsächlich zu Konflikten kommt, laufen solche Menschen zu Höchstformen auf. Kleinste Kleinigkeiten werden hierbei – ähnlich wie bei Tieren – geortet und nichts ist mehr vor ihnen sicher.
Das eigentlich Dramatische ist aber nicht die dumpfe Einfachheit dieser Menschen sondern deren Auswirkung auf all jene, die normalerweise nie auf die Idee kommen würden, dem Äußeren anderer Menschen Beachtung zu schenken. Plötzlich gibt es eine Art Ping-Pong-Effekt und unwillkürlich gucken auch jene sich das äußere Erscheinungsbild der Kontrahenten mal genauer an. Und dann bemerken sie, daß eben genau diejenigen Menschen, deren Vorliebe es ist, das Äußere anderer verächtlich zu kommentieren, weit davon entfernt sind, selbst den allgemeinen Maßstäben von Schönheit zu entsprechen. Dies wiederum löst dann ein klammheimliches Gefühl der Genugtuung aus, das noch größer wird, wenn Dritte den Eindruck der Häßlichkeit bestätigen.
Damit ist genau das passiert, was beim Kontakt mit tollwütigen Tieren passiert – kommt man ihnen zu nah, dann infiziert man sich und hat plötzlich selbst Schaum vorm Mund. Man ist in die Falle getappt und hat sich auf ein tierähnliches Niveau hinunterziehen lassen. Man kann der Versuchung einfach nicht widerstehen, dieser erbärmlichen Selbstgefälligkeit, die nicht nur die eigenen Unzulänglichkeiten ausblendet, sondern obendrein noch in andere hineinprojiziert, mit den gleichen Mitteln einen Gegenschlag zu verpassen.
Und leider gibt es für diese Art Tollwut keine Impfung und so bleibt nur die gleiche Strategie wie bei der realen Tollwut: man muß sich so fern wie möglich halten. Diese Spezies wirft das gesamte zwischenmenschliche Niveau um Lichtjahre zurück. Niemand braucht diese Spezies und niemand will diese Spezies. Wenn es nicht schade um den Dschungel wäre, sollte man sie dorthin zurückschicken.
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Das Leben der Anderen
Habe eben den Film "Das Leben der Anderen" angesehen. Im Gegenteil zu einigen Kritikern empfinde ich den Film nicht als Politschmonzette - abgesehen von der Rolle Martina Gedecks, deren schauspielerische Leistungen mir aber noch nicht besonders zusagten.
Ich erinnere mich an den ersten Kontakt mit der DDR . Ein Tag Ostberlin im Rahmen einer Klassenreise nach Berlin. Ich war 15 Jahre alt und davon überzeugt, daß der Sozialismus das einzige System sei, daß die Idee der sozialen Gerechtigkeit ernst nehmen würde. Nach dem Ausflug in die DDR hatte ich mich vom Traum eines sozialistischen Landes verabschiedet. Ein halber Tag realer Sozialismus hatten ausgereicht um eine gigantische Lüge zu offenbaren.
Wir kamen in einer kleinen Ostberliner Kneipe ins Gespräch mit einem Mann, der vielleicht 3 - 5 Jahre älter war als wir. Er glaubte uns erst, daß wir Westdeutsche sind, als wir unsere Reisepässe zeigten. Dann war er merklich verunsichert, brach das Gespräch aber nicht ab. Er erzählte, daß er für Auslandsreisen gesperrt sei, weil er versucht hatte während einer Reise in die Tschechoslowakei zu fliehen. Er schien aber auch das Bedürfnis zu haben, die "guten" Seiten der DDR zu schildern, denn er erwähnte, daß in der DDR ein Kindergartenplatz nur 18,00 Mark konsten würde. Da ich immer noch im Kindergarten mein Mittagessen erhielt, war mir auch der Westdeutsche Kindergartentarif bekannt: auch genau 18,00 DM! Das nahm unserem Gesprächspartner ein wenig die Luft raus beim Argumentieren.
Als wir durch Berlin schlenderten, wurden wir ständig angequatscht, ob wir nicht unsere Jeans oder Jeansjacken verkaufen würden. Unsere Argumente, daß wir nicht in Unterzeug durch Berlin laufen wollten, schienen die Kaufinteressenten nicht zu beeindrucken. Manche machten uns regelrecht ein schlechtes Gewissen mit Argumenten wie: "Ihr könnt Euch doch überall Jeans kaufen, aber wir nicht".
Jeans und Parka waren 1974 Pflicht für mich um mich von den sogannten Poppern abzugrenzen. Dennoch war ich aber auch mit 15 Jahren nicht mehr so auf die Darstellung durch Äußerlichkeiten fixiert, da mir auch da schon zuviele Menschen begegnet waren, die weder Parka noch Jeans trugen und trotzdem ein Gespräch lohnten. Ich war verwundert, daß die westlichen Jeans in Ostdeutschland anscheinend schon fast religiöse Bedeutung hatten. Die in der damaligen Zeit moderen Maxiröcke lösten offene Feindseligkeit bei älteren Menschen aus: "Die Zijeuner kimmen" ostpreußelte eine ältere Dame schokiert.
Bemerkenswert war auch der Besuch eines Kaufhauses. In der Etage mit der Damenbekleidung hingen ganze drei Kleider (was mich allerdings überhaupt nicht störte). Die Restaurants waren angenehm billig und wir fuhren ständig mit dem Bus herum, weil der nur 10 Pfennig kostete. Unser Chemieprofi stürmte gleich ein Antiquariat um dort für ein paar Mark Chemiebücher zu kaufen. Am Grenzübergang mußte ein Mitschüler aus der Parallelklasse eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, weil er ein bißchen über irgendetwas gewitzelt hatte. Im Sozialismus darf nicht gewitzelt werden.
Als wir wieder nach Westberlin zurückkamen, verspürte ich ein großes Gefühl der Erleicherung. Ich empfande es als unerträglich, mich in einem Land aufzuhalten, das deren Bewohner nicht verlassen dürfen. Die Mauer erinnerte mich an KZ-Mauern. Die Leute waren entweder auf unser Westklamotten oder unser Westgeld scharf oder aber sie hatten Angst, mit uns zu sprechen. Der Traum vom Sozialismus hatte sich für mich an nur einem Nachmittag zerschlagen. Ich erinnere mich, daß es ein schöner Traum war, denn seit ich denken kann, habe ich auf soziale Ungerechtigkeit einen abgrundtiefen Haß.
Aber Realitäten zerstören Träume. Mit 15 läßt man sich nicht belügen - weil man in dem Alter nicht belogen werden will. Ich habe allerdings nie verstanden - und verstehe es auch heute noch nicht - wieso so viele andere an der Lüge festhielten. Wenn man als 15Jährige an einem einzigen Nachmittag kapiert, daß etwas verlogen und faul ist, dann müßten doch ältere Menschen, die sehr viel mehr Zeit des Kennenlernens hatten, sehr viel eher draufkommen.
Ich merke, daß ich jetzt genauso schreibe, wie ich als Jugendliche gefühlt habe. Ist dies eigentlich gut oder schlecht? Bedeutet dies Unreife oder Bewahrung der Jugend?
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