Catherine, da scheinst du etwas zu verwechseln
Hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression. Die Freiheit, jemandem lästig zu werden, ist für die sexuelle Freiheit unerlässlich.

Was mag man sich wohl unter „hartnäckigem Flirten“ vorstellen? Flirten ist etwas, das sich zwischen zwei Menschen abspielt und bei dem es nicht ausschließlich um Sexualität geht, sondern immer auch um Verliebtheit. Flirten setzt immer Einvernehmlichkeit voraus und stellt somit das Gegenteil von Belästigung dar.

Hat es tatsächlich etwas mit Flirten zu tun, wenn Harvey Weinstein eine junge Frau betatscht und vorschlägt zwecks Massage ins Schlafzimmer zu gehen? Ist es ein Flirt, wenn Dustin Hoffmann nur mit einem Handtuch bekleidet der minderjährigen Freundin seiner Tochter eine Fußmassage vorschlägt? Flirtet Steven Segal, wenn er während des Vorsprechens einer jungen Frau seine Hose öffnet? Und geht es Ben Afflek ums Flirten, wenn er einer Kollegin während der Sendung an die Brust greift?

Worum geht es Catherine Deneuve und ihren Mitstreiterinnen eigentlich, wenn sie dieses Verhalten von Männern verteidigen? Droht wirklich ein Klima der Prüderie und des Totalitarismus, wenn Männer am Arbeitsplatz nicht mehr einfach ihre Hose aufmachen oder Frauen an Brust oder Genitalien fassen dürfen? Müssen wir befürchten, dass es Männern in Zukunft unmöglich gemacht wird, eine Frau, die ihnen gefällt, zu umwerben? Darf man sich womöglich bald nur noch durch dröge Kontaktanzeigen kennenlernen?

Es scheint ein großes Missverständnis über den Begriff sexueller Freiheit zu geben. Die ist in der Tat untrennbar damit verbunden, zu flirten, zu umwerben und zu verführen. Allerdings stellt Belästigung und Bedrängung das genaue Gegenteil dar, denn auch wenn dies für Männer gleichbedeutend mit Freiheit sein mag – für Frauen bedeutet dies Zwang und Nötigung und ist somit absolut unvereinbar mit dem Begriff Freiheit.

Die #metoo-Kampagne ist keine Kampagne von Frauen, die etwas gegen Männer haben, sondern von Frauen, die selbst bestimmen wollen, wann und mit wem sie Sex wollen. Das steht sexueller Freiheit in keiner Weise entgegen, sondern ist eben gerade Ausdruck derselben. Gerade in einer Zeit, in der es eine gefährliche und zunehmende Rückentwicklung in Bezug auf Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt, ist es wichtig, dass Frauen sich das Recht auf Selbstbestimmung nicht länger streitig machen lassen.

Wenn Catherine & Co sich unbedingt für sexuelle Freiheit starkmachen will, sollte sie eine Kampagne initiieren gegen Zwangs- und Kinderheirat, Ehrenmorde und Bedrohung und Gewalt gegen sexuell selbstbestimmte Frauen. Hier gibt es einen tatsächlichen und dringenden Handlungsbedarf und die unzähligen betroffenen Frauen haben Solidarität sehr viel nötiger als Männer in Machtpositionen, die in dem Irrtum leben, ausnahmslos jede Frau würde es genießen, von ihnen bedrängt und belästigt zu werden.




Danke!
Überempfindlich ist es vielleicht, entrüstet aufzuschreien wenn einem auf der Straße ein wohlgefälliges Ciao hinterher gerufen wird. So etwas habe ich im Italienurlaub immer sehr genossen. In Deutschland wurde man entweder gar nicht angemacht oder so plump, dass gar nicht tatsächlich die bessere Alternative war.

Aber im Zusammenhang der Horrorbeispiele von #Meetoo von ungeschicktem Flirten zu sprechen ist tatsächlich der blanke Hohn. Ich musste mir schon auf die Zunge beißen, um nicht meinerseits frauenverachtende Kommentare gegenüber Catherine Deneuve loszulassen, aber das wäre ja auch nicht richtig.

Sie haben das sehr schön und geschickt formuliert und mir aus der Seele gesprochen.

Das Wichtigste fiel mir allerdings erst später ein: wenn es sich bei den ganzen Vorfällen, die von Frauen unter #meToo veröffentlicht wurden nur um harmloses Geflirte handelt, dann dürfte es doch überhaupt kein Problem darstellen, dass dies öffentlich gemacht wurde - es handelt sich doch lediglich nur um nette Flirtgeschichten, die allenfalls Unterhaltungswert haben, aber niemanden auch nur im geringsten schaden können! Wo ist also das Problem?

;-)