The roaring seventies – Programmkinos
Gerade habe ich in unserer Hamburger Tageszeitung gelesen, dass das Abaton 40jähriges Jubiläum hat. Was ist das Abaton? Das erste Programmkino Hamburgs. Und was ist ein Programmkino? Das habe ich als Jugendliche mal gefragt und die Antwort erhalten: das ist ein Kino, das nur gute Filme bringt. Diese Antwort ist ein wenig einfach und würde sofort von den herkömmlichen Kinos in Frage gestellt werden. Aber manchmal bringen einfache Definitionen es besser auf den Punkt als komplizierte.

Interessant zu lesen, dass es einen regelrechten Kampf der regulären Kinos und der Verleihfirmen gab, die ihre Marktmacht dafür einsetzten, dass das kleine Abaton keine Filme bekam. Der erste Film von Warner war "Der Club der toten Dicher", der ja immerhin erst 1989 erschien, als das Abaton schon fast 20 Jahre bestand. Aber es lief eben auch ohne Hollywood. Was gab’s denn vorher? Zum Beispiel Filme wie 2001 – Odyssee im Weltraum. Oder Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt“.

Und ich habe eine ganz persönliche Erinnerung an das Abaton. Als ich zwölf Jahre alt war, nahm mich meine ältere Schwester – man kann sich wirklich glücklich schätzen, eine zu haben – mit ins Kino um den Film „Woodstock“ anzusehen. Ich war hin- und weggerissen und fühlte mich anschließend allen gegenüber, die den Film nicht gesehen hatten, überlegen und weiser. Heute wird Woodstock regelmäßig im Fernsehen wiederholt und wann immer man will, kann man auf Youtube Santana, Richie Heavens und wen auch immer ansehen. Es ist alles jederzeit verfügbar. So war es aber damals eben nicht und somit war es etwas völlig Besonderes und Einmaliges.

Bleibt noch anzumerken, dass mein Vater einen regelrechten Tobsuchtsanfall erlitt, als er hörte, dass ich diesen Film gesehen hatte. So genau wusste er sicherlich gar nicht, worum es in Woodstock ging. Wahrscheinlich war aber allein schon ausreichend, was die vorab veröffentlichten Fotos deutlich machen: Langhaarige, Haschischraucher, Nacktbader, freie Liebe und Anti-Kriegsbewegung. Genug also, um bei der zwölfjährigen Tochter Schaden zu verursachen.

Herzlichen Glückwunsch Abaton!