Schmerz, Tod und Schuld
Bin gestern in die zweite Hälfte des Films "Vier Minuten" gestolpert. Und war dann auch sofort gefesselt. Eine 80jährige Pianistin gibt im Gefängnis Klavierunterricht und stößt dabei auf das große Talent einer jungen Frau. Sowohl die Klavierlehrerin als auch die junge Frau haben in ihrem Leben schon großen Schmerz erlebt und beide sind hart geworden.

Die Klavierlehrerin - gespielt von Monika Bleibtreu - tut alles, um ihre Schülerin an einem großen Musikwettbewerb teilnehmen zu lassen, was aber zu scheitern droht. Wider Erwarten gelingt es der Schülerin aber doch, an dem Wettbewerb teilzunehmen, während die Oper innen und außen von einer Hundertschaft Polizisten umstellt ist. Und das Resultat sind diese vier Minuten hier:
Wenn jemals innere Zerissenheit vertont wurde, dann hier. Menschen, die über das Mittelmäßige hinauswachsen, lassen Grandioses entstehen. Und das verdankt man eben denjenigen, die dieses Grandiose ahnen und ihm den Weg ans Licht bahnen.

Zwei Menschen, denen großer Schmerz zugefügt wurde und die ihren Schmerz nie ganz überwinden werden, weil sie selbst auch Schuld auf sich geladen haben. Zwei Menschen, die mit ihren Albträumen leben müssen und daran verzweifeln.

Das Klavierstück wechselt von harmonischen Klängen zu sehr harten, die mich an Gewehrsalven erinnern. An Bedrohung, wie sie die Klavierlehrerin im Krieg erlebt hatte und ihre Schülerin durch die Verfolgung der Polizei. Es ist der Schmerz, der große Werke entstehen läßt.




Ich hatte das große Glück, auch noch in den Genuss dieses Filmes zu kommen, weil Arte ihn gestern wiederholte. Er hat mich sehr, sehr berührt und fasziniert.

Spannend zu beobachten, wie die beiden innerlich so harten Frauen sich in ihrer Gegensätzlichkeit doch zu berühren verstehen und wie daraus am Ende gegenseitiger Respekt erwächst. Von beiden Schauspielerinnen mit so viel Intensität verkörpert, dass ich Dauergänsehaut hatte.

Seelenqual
Ich bin an dem betreffenden Tag extra früher von der Arbeit nach Hause gekommen um mir den Film nochmals vollständig anzusehen. Bin über die schauspielerische Leistung der beiden Frauen begeistert. Beide verkörpern Härte auf ganz unterschiedliche Art – die eine als Eiseskälte und die andere als ungezügelte Gewalt. Und bei beiden Frauen sitzt eine tiefe Seelenqual hinter dieser Härte.

Der hier gezeigte Ausschnitt zeigt ja leider nicht die Verbeugung am Ende, die natürlich eine immense Wichtigheit hat, denn zuvor hat die junge Frau ja betont, dass sie sich niemals verbeugen würde.

Habe mich außerdem sehr gefreut, dass mir jemand auf meiner Youtube-Seite die Original-Musik von Schumann mailen will. Oftmals sind die Kommentare bei Youtube unter aller Kanone und dies ist eine nette Ausnahme!