Wenn Sisyphos’ Stein nicht mehr rollt
Hat man schon mal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn Sisyphos von seinem Fluch erlöst werden würde? Wenn der Stein endlich auf dem Berge liegen bleiben und Sisyphos sich ausruhen dürfte?

Das Zu-Ende-bringen einer Aufgabe. Das Erreichen eines Ziels. Die Umsetzung einer Idee. Stillstand. Ruhe. Raum für Neues.

Das Beenden mühevoller Wege. So wie bei Reformen. Umstürzen. Revolutionen. Was folgte, nachdem das Ziel erreicht war, war niemals das Erwartete. Der Stillstand hat nicht die Erlösung gebracht, die so sehnlichst gewünscht wurde. Rußland, China, Iran. Auch wenn man nicht in die Ferne schaut, kann man sehen, daß das Stillstehen des Steins den Menschen nicht das erhoffte Glück gebracht hat. Menschen können träge werden. Und ein Zuviel kann unzufriedener machen als ein Zuwenig.

Anscheinend hat Camus erkannt, daß der Fluch des Sisyphos der eigentliche Segen der Menschen ist. Die Bewegung auf ein Ziel hin. Das Sich-Anstrengen für eine Sache. Das Wollen. Das In-Anspruch-genommen-Sein von etwas.

Sisyphos ist ein Verfluchter. Aber sein Fluch schützt ihn vor noch Schlimmeren.