Mittwoch, 3. April 2019
Ein tödlicher Unfall, ein YouTube Video und der Fehler, Kommentare zu schreiben
Ja, ich weiß – es ist ein Fehler, auf einer Plattform wie YouTube Kommentare zu schreiben und ich hätte es besser wissen müssen. Worum geht es ? Um einen „Unfall“, der sich in der vergangenen Woche in Hamburg ereignet hat. Hier auszugsweise der Artikel des Abendblatts vom 26.03.2019:

"Schwerer Unfall auf der Köhlbrandbrücke. Der Tacho blieb bei 135 Kilometern pro Stunde stehen. (...)Auf der Köhlbrandbrücke in Hamburg endete ein mutmaßlich illegales Autorennen mit einem tödlichen Unfall: Bei einem mutmaßlichen Duell zweier Autofahrer hat ein 22-Jähriger am Montagabend seinen Bruder (24) totgefahren. Er starb als Beifahrer, nachdem ein von seinem jüngeren Bruder gesteuerter Audi A7 außer Kontrolle geraten war. Die Polizei stellte später fest, dass der Tacho bei Tempo 135 stehen geblieben war – in dem Moment, als das Fahrzeug mit zwei Lastern und der Betonbegrenzung der Brücke kollidierte. (…) Zeugen berichteten, dass die Fahrer Deja C. (22) und Jason C. (26) immer wieder die Motoren aufheulen ließen. „Beide sind außerdem durch mehrmalige Fahrstreifenwechsel mit überhöhter Geschwindigkeit und lautes Beschleunigen aufgefallen“, so die Polizei. Fünf Minuten später rasten die Wagen die Köhlbrandbrücke hinauf. Da verlor der 22-Jährige die Kontrolle über den Audi, der dann einen Laster touchierte, gegen die Seitenwand der Brücke und schließlich gegen einen zweiten Lastwagen geschleudert wurde. Dabei wurde die Beifahrerseite des Audi zerfetzt, der Bruder des Unfallfahrers in den Trümmern eingeklemmt.

(…) „Trotz intensivster rettungsdienstlicher Versorgung erlag der Patient an der Einsatzstelle seinen schweren Kopfverletzungen.“ Der Bruder des Toten blieb nach seiner Versorgung zunächst an der Unfallstelle. Er hatte einen Schock und leichtere Verletzungen erlitten. Auch den Fahrer des BMW trafen die Beamten am Unfallort an. Beide Männer, so stellte die Polizei fest, standen zum Unfallzeitpunkt weder unter Alkohol- noch Drogeneinfluss. Während Feuerwehrleute damit begannen, den Diesel abzustreuen, der aus dem beschädigten Tank eines der beteiligten Lastwagen lief, tauchten Angehörige auf – ein weiterer Bruder und die Eltern des Unfallopfers. Sie gaben zunächst den beteiligten Lkw-Fahrern die Schuld am Tod ihres Sohnes.

Als die Familie später in ihrer Wohnung (Wilhelmsburg) zurückkehrte, eskalierte die Situation abermals. Ein vierter Bruder verlor völlig die Kontrolle und bedrohte Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams, das die Familie betreuen wollte. Folge: Die Polizei rückte an, die Helfer brachen ihren Einsatz ab. "
https://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article216749791

Ich: Das war kein tragischer Unfall, sondern ein gewissenloses und rücksichtsloses Autorennen. Also absolut einkalkuliert, dass Menschen getötet werden könnten. Normalerweise sind den Tätern die Opfer und deren Angehörige völlig egal und es wird sich bitter darüber beklagt, wenn es mehr als ein paar Monate Bewährungsstrafe gibt. Hier ist jetzt ausnahmsweise jemand aus der eigenen Sippe zu Tode gekommen und nur deswegen wird um das Opfer getrauert. Das ist nicht nur beschämend, sondern als gesellschaftliche Entwicklung schlichtweg eine Katastrophe. Auf einem anderen Kanal wurde in Bezug auf das tödliche Autorennen berichtet, dass die Familie die Lastwagenfahrer beschimpften. Das rundet dann das Bild vollends ab von einer Mentalität, die grundsätzlich die Anderen verantwortlich macht und der jegliche Eigenverantwortung fehlt. Wenn man hier von Schuld sprechen will, dann kommt man nicht umhin, die Verantwortung bei einer Familie zu sehen, die es offensichtlich versäumt hat, ihren Söhnen Sozialverhalten und Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln.
Kommentator: warst du da um das zu sagen
Ich: Nein, aber wenn jemand mit dermaßen überhöhter Geschwindigkeit auf einer öffentlichen Straße fährt (Tachostand und zahlreiche Zeugenaussagen) muss man nicht dabei gewesen sein um sagen zu können, dass es sich bei nicht um einen tragischen Unfall handelt, sondern um ausgesprochene Verantwortungslosigkeit.
Kommentator. trotzdem warst du nicht da.
Ich: Staatsanwalt, Richter und Anwalt waren auch nicht dabei und werden sich trotzdem bei dem stattfindenden Prozess mit dem "Unfall" beschäftigen.
Kommentator: trotzdem warst du nicht da also hör auf zu reden
Ich: In einer Demokratie darf man aber nun mal reden. Wenn man damit ein Problem hat, hat man immer noch die Möglichkeit, sich in eine der vielen Diktaturen zu begeben.
Kommentator: war mein halb bruder also halts maul

Eigentlich muss man nicht mehr viel dazu schreiben, denn der Kommentar spricht für sich und bestätigt haargenau das, was ich zuvor beschrieben habe: eine Mentalität, die jeden Sachverhalt einzig und allein danach beurteilt, ob jemand involviert ist, der dem eigenen Clan angehört. Und da die Clanmitglieder grundsätzlich und ausnahmslos immer unschuldig sind, werden völlig unschuldige und selbst zu Schaden gekommene Beteiligte bepöbelt, werden Hilfe anbietende Kriseninterventionsteams bedroht und jemand, der sich sachlich mit dem Thema auseinandersetzt wird beschimpft. Es macht sprachlos, wie es Menschen fertig bringen, konsequent jegliche Eigenverantwortung abzulehnen und ausnahmslos andere für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen.

Ja eigentlich muss man wirklich nicht mehr viel dazu schreiben. Außer, dass ich immer klarer erkenne, welch ungute Entwicklung unsere Gesellschaft nimmt. Schade.



Samstag, 19. Januar 2019
Ein Mord in meinem Wohnviertel und unheimliche Allianzen
Auch wenn ich mich mittlerweile an das steigende Ausmaß der Gewalt in meinem Wohnviertel gewöhnt habe, bin ich doch jedes Mal wieder geschockt, wenn hier wieder ein Mord geschieht. Ich hatte hier vor vier Jahren schon mal beschrieben, wie unwohl ich mich mittlerweile in meinem Viertel fühle. Vor drei Tagen ist hier schon wieder jemand ermordet worden, direkt in unserer Fußgängerzone, ein paar Meter entfernt von meiner Arbeitsstätte. Der achtundvierzigjährige J.wurde mit der Axt erschlagen, die Täter wurden noch nicht gefunden.

Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen syrischen Apotheker, der schon sehr lange in Deutschland lebt, hier auch studiert hat und mit Frau und zwei Kindern hier lebt. Es gibt Spekulationen in jeder Hinsicht, denn J. war auch politisch aktiv und hat sich aktiv für syrische Flüchtlinge eingesetzt. Außerdem gehörten ihm auch zwei Apotheken und mehrere Immobilien hier im Süden Hamburgs und sein Ruf als Geschäftsmann wird in den Medien als „knallhart“ beschrieben.

Ich habe einen bestimmte Vermutung (nicht in Hinsicht auf die Person, sondern auf mögliche Hintergründe) und deswegen habe ich gestern ein wenig gegoogelt um Näheres zu erfahren. J. hat nicht nur einen syrischen Verein gegründet, sondern war auch Mitglied in einer Partei, die mir gar nicht bekannt war, die BIG, das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit. Dies ist eine sehr kleine Partei, die von Muslimen gegründet wurde und deren Zielsetzung darin besteht, sich für die Interessen von Muslimen einzusetzen und deren Intergration zu fördern. Interessant ist der Umstand, dass im Jahr 2014 ein Zusammenschluss erfolgte mit der ebenfalls sehr kleinen MDU, der Muslimischen Demokratischen Union. Zu dieser Gruppierung gehören wiederum die Betreiber des Muslim-Markt, eine dem Schiitentum nahestehende Internetplattform, die sich sowohl durch Antisemitismus (inklusive Leugnung des Holocaust) als auch durch offen geäußerte Skepsis gegenüber Demokratie auszeichnet.

Dabei stieß ich auf ein für mich völlig unfassbares Kuriosum: die Betreiber des Muslim Markts organisierten im Jahr 2012 eine Reise in den Iran zu Präsident Ahmadinedschad an der auch einige bekannte Rechtsextreme (!) teilnahmen*. Mich interessierte natürlich, um wen es sich dabei handelte und dabei stieß ich auf etwas ebenfalls äußerst Kurioses, nämlich auf jemanden, dessen politisches Spektrum von der Mitgliedschaft im Kommunistischen Bund und der Mitarbeit bei der Zeitschrift „konkret“, bis hin zur Tätigkeit als Chefredakteur der rechtspopulistischen Zeitschrift „Compact“ und Vorträgen bei der AFD reicht.

Ich wollte mich eigentlich nur darüber informieren, um was für eine Person es sich bei dem ermordeten J. handelt. Und dabei erfahre ich etwas über Kleinparteien mit äußerst fragwürdigen Kontakten und noch fragwürdigeren Aktivitäten. All dies ist nicht gerade vertrauenserweckend. Was für mich daran so erschreckend ist, ist die unheimliche Allianz zwischen Rechtsextremen und religiösen Fundamentalisten. Normalerweise sind die Grenzen abgesteckt: die AFD macht gegen Migration mobil, Migranten machen gegen die AFD mobil. Hier sind jedoch entgegen dieser sonst grundsätzlich strikt abgesteckten Grenzen Allianzen entstanden, die nicht mehr nachvollziehbar sind. Um das Ganze noch zu toppen kann man hier noch erwähnen, dass sich sogar auch Holocaustüberlebende an den vom Muslim-Markt veranstalteten israelfeindlichen Konferenzen beteiligen. Hierbei möchte ich ganz klar anmerken, dass es natürlich zu begrüßen ist, wenn gerade Holocaustüberlebende sich gegen die unmenschliche und gegen jedes Recht verstoßende israelische Siedlungspolitik positionieren. Aber muss dies wirklich Seite an Seite mit bekennenden Antisemiten geschehen, die noch dazu ganz unverhehlt gegen Demokratie zu Felde ziehen? Was passiert in einer Gesellschaft, in der politischer und religiöser Extremismus koalieren und Parteien entstehen – und seien sie noch so klein – die sich dieser Allianzen bedienen?

Ob der politische Hintergrund des Mordopfers überhaupt eine Rolle spielt ist fraglich, natürlich begibt sich jemand, der das Assad-Regime offen ablehnt, immer auch in Gefahr. Dass Immobiliengeschäfte sich durch Gewinnmaximierung und nicht durch Sozialverhalten auszeichnen ist nichts Neues. Aber dass politische oder geschäftliche Konflikte dadurch gelöst werden, jemanden mit der Axt zu Tode zu schlagen, stellt eine neue Dimension dar. Jedenfalls hier.

Bei all der Verwirrung, die diese Informationen bei mir ausgelöst haben, kristallisiert sich eines immer klarer heraus: ich möchte hier einfach nur weg!

*Unter anderem Jürgen Elsässer, Gerhard Wisnewski, Elias Davidsson, Karl Höffkes">



Mittwoch, 26. Dezember 2018
Weimar reloaded – Abschied von der Demokratie
Kommt es zu Vergleichen der Entwicklung in Deutschland mit der Weimarer Republik, dann wird dies oftmals als unangebrachte Schwarzseherei kritisiert. Hauptargument ist dabei immer wieder, wie viel gefestigter doch unsere jetzige Demokratie sei und wie sehr sich doch die heutige ökonomische Situation von der damaligen unterscheidet. Ich wundere mich immer – ja bin sogar regelrecht ein bisschen neidisch darauf – wie unerschütterlich der Glaube vieler Menschen an die Unveränderlichkeit der Verhältnisse ist. Schön wär’s ja, wenn ein einmal erreichtes Niveau für immer und ewig ein verlässlicher Fixpunkt bleiben würde. Aber leider lehrt die Geschichte, dass Kulturen nicht nur entstehen, sondern ebenso auch wieder verschwinden können.

Worin besteht die Ähnlichkeit unserer jetzigen Gesellschaft zur Weimarer Republik? Damals wie heute kann man von einer erheblichen Politikmüdigkeit in der Bevölkerung ausgehen. Die steigenden Zahlen der Wählerschaft der AFD machen deutlich, dass sich viele Menschen nicht von den bisherigen Parteien vertreten sehen. Auch zur Weimarer Zeit wurde die Regierung als schwach und unfähig empfunden und damals galt die Einhaltung des Versailler Vertrags als Verrat am Volk.

Besondere Beachtung verdient das Argument des Wohlstands in Deutschland. Sinkende Arbeitslosenzahlen und steigendes Bruttosozialprodukt, ein hoher Standard an medizinischer und sozialer Versorgung – wo ist also das Problem? Wäre ich nicht Sozialarbeiterin, sondern Kauffrau, Web-Designerin oder Eventmanagerin, dann würde ich diese Meinung vielleicht teilen, aber da ich nun mal im sozialen Bereich arbeite, habe ich andere Einblicke. Die Entwicklung, die ich in mehr dreißig Jahre Sozialarbeit erlebe, stimmt mich alles andere als optimistisch. Es gab noch nie so viele Menschen, die ihren Lebensunterhalt nur mit der Inanspruchnahme von Lebensmittelausgabestellen und Kleiderkammern bestreiten können und es gab früher erheblich weniger Bettler und Obdachlose. Die Zahl der sozialen Beratungsstellen und Hilfsangebote ist sprunghaft gestiegen und es kommen kontinuierlich neue hinzu. Jetzt könnte man natürlich entgegnen, dass dies doch ein gutes Zeichen sei, denn der Staat kümmert sich immerhin verantwortungsbewusst um seine Bürger. Mag sein, aber das verbirgt nicht, dass viele Menschen in zunehmenden Maße abhängig von der Hilfe Dritter sind. Und diese Menschen sind alles andere als zufrieden mit ihrer Situation, denn anders als in Weimar leben wir jetzt in einer Gesellschaft, die einem großen Shoppingcenter gleicht und deren Schaufenster überquellen. Wer wenig Geld hat, muss sich allerdings mit dem bloßen Ansehen begnügen und ist vom fröhlichen Kaufen ausgeschlossen.

Was ist mit den Straßenkämpfen, die kennzeichnend für die spätere Phase der Weimarer Republik waren? So weit sind wir doch noch längst nicht, oder? Wenn man sich die Bilder des G20-Gipfels vom vergangenen Jahr in Hamburg sowie die Auftritte rechter Demonstranten in Chemnitz ins Gedächtnis ruft, dann sind die Ähnlichkeiten unübersehbar. Was allerdings einen großen Unterschied zu Weimar darstellt, ist die Tatsache, dass es nicht mehr nur Gewalt von rechts und von links gibt, sondern auch religiös motivierte Gewalt. Und diese religiöse Gewalt hat das Potential, Deutschland in zwei feindliche unversöhnliche Lager zu spalten. Da sind zum einen diejenigen, die nicht müde werden darauf hinzuweisen, dass doch letztendlich jede Religion Gewalt beinhaltet und die sofort jede Kritik als rassistisch brandmarken. Außerdem sei alles doch nur eine Frage von Integration und Bildung und wenn wir nur wollen, werden wir das doch schon hinbekommen. Zum anderen gibt es diejenigen, die „Ausländer raus“ brüllen und dies als Lösung sämtlicher gesellschaftlicher Probleme proklamieren.

Der eigentliche Unterschied zu Weimar besteht darin, dass Weimar das Trauma des Dritten Reichs noch vor sich hatte, während wir es schon durchlebt haben und es für immer zu unserer Vergangenheit gehört. Aber haben wir wirklich aus diesem Trauma gelernt? Nein, haben wir nicht. Wir erkennen die rechte Gefahr nur dort, wo sie eindeutig als rechts auftritt. Wir erkennen nur dann die Gefahr, wenn sie von einem pöbelnden Mob ausgeht, der durch die Straßen zieht und jeden dunkelhaarigen Menschen in die Flucht brüllt. Aber wir sind blind gegen die Gefahr, die von Menschen ausgeht, die erbarmungslos jeden mit dem Tod bedrohen, der sich gegenüber ihrer Religion kritisch äußert oder der diese Religion in anderer Form leben möchte. Noch blinder sind wir jedoch gegenüber dem Umstand, dass es so gut wie keine Solidarität mit religiös Verfolgten gibt.

Die bedrohliche Gemeinsamkeit zur Weimarer Republik besteht in dem Umstand, dass wir wieder unterschätzen, welche riesengroße Rolle das tatenlose Zuschauen spielt. Wir lassen uns dadurch beruhigen, dass die religiös motivierte Gewalt doch nur von einer relativ kleinen Minderheit verübt wird und ignorieren dabei völlig, dass die große Mehrheit dieser Gewalt weder entschieden entgegentritt, noch sich von ihr distanziert. Eine Mehrheit, die zwar vehement Toleranz für sich fordert, aber nicht im Geringsten bereit ist, diese auch anderen zu gewähren.

Deutschland ist demokratiemüde geworden. Wer während des G20-Gipfels Betonklötze auf Polizisten wirft, setzt einzig auf Gewalt und hat der Demokratie eine Absage erteilt. Wer für alle gesellschaftlichen Probleme pauschal Menschen anderer Nationalität verantwortlich macht, hat der Demokratie eine Absage erteilt. Wer seine Religion über die Menschenrechte stellt, hat der Demokratie eine Absage erteilt. Wer jede kritische Auseinandersetzung mit anderen Wertesystemen als rassistisch diffamiert, hat der Demokratie eine Absage erteilt. Wer für einen Despoten auf die Straße geht, der Oppositionelle im Gefängnis verschwinden lässt und eine freie Presse untersagt, hat der Demokratie eine Absage erteilt.

In Zuckmeyers „Des Teufels General“ sagt Generaloberst Harras: „Das Böse existiert nicht in der Welt, weil Böses getan wird, sondern weil es geduldet wird“. Diese Aussage trifft besonders auf das Dritte Reich und insbesondere auf den Holocaust zu. Es stimmt nicht, dass ausnahmslos jeder Deutscher von der Idee besessen war, Juden auszurotten. Geschehen konnte dies nur deswegen, weil die große Mehrheit in tatenlosem, völlig gleichgültigem Zuschauen erstarrt war. Und dies führt zu einem Déjà-vu, denn in Deutschland birgt es auch jetzt wieder Gefahren mit sich, öffentlich eine Kippa zu tragen. Lebensgefahr besteht auch für diejenigen Künstler, Schriftsteller und liberale Gläubige, die sich religionskritisch äußern. Wohingegen es keine Gefahr darstellt, öffentlich die Fahne eines anderen Landes zu verbrennen und diesem Land dabei laut brüllend den Tod zu wünschen. Und was tut die Bevölkerung, was tun wir? Nichts. Und eben darin besteht die Ähnlichkeit zu Weimar.