Freitag, 5. August 2016
Ich hatte gehofft, dies läge hinter uns – eine Demo für die Diktatur
Am vergangenen Wochenende sind rund 40.000 Menschen auf die Straße gegangen um ihre Sympathie für einen Diktator zu bekunden. Und ich frage mich, ob nur ich allein Angst vor der Gefahr habe, die sich durch diese antidemokratische Bewegung abzeichnet. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass diese Bewegung früher oder später in der Gründung einer entsprechenden Partei münden wird. Auf Bundesebene mag dann die Fünf Prozent Hürde noch eine Schwierigkeit darstellen, auf Kommunalebene kann dies aber vereinzelt durchaus Erfolg haben. Aber auch abgesehen davon muss man sich fragen, was es eigentlich für eine Gesellschaft bedeutet, wenn eine Bevölkerungsgruppe offen für ein streng hierarchisches System eintritt, das erbarmungslos gegen jeden vorgeht, der sich nicht völlig systemkonform verhält. Ein System in der die Äußerung von Kritik grundsätzlich als zu ahnende Beleidigung gewertet wird.

Und mir fällt ein, was mir ein Bekannter über seine Erfahrungen während einer in den 70er Jahren gemachten Türkeireise erzählte. Es passierte ihm nämlich mehrmals, als er die Frage nach seiner Nationalität mit „deutsch“ beantwortete, dass er die Reaktion erhielt: „Hitler guter Mann!“ Und auch in der Gegenwart bin ich schon oft mit offener Sympathie für die deutsche antisemitische Vergangenheit konfrontiert worden.

Man mag jetzt wieder das ständig angeführte Argument vorbringen, es würde sich doch nur um eine kleine Minderheit handeln. Unglücklicherweise habe ich jedoch sehr oft gerade mit dieser kleinen Minderheit zu tun. Und die Geschichte lehrt, dass aus kleinen Minderheiten unter Umständen sehr schnell große entwickeln können. Manchmal frage ich mich, ob dies wirklich das Land ist, in dem ich meinen Lebensabend verbringen möchte.



Mittwoch, 4. Mai 2016
Das Bonmot zur Mitternacht
"Treue ohne Liebe ist schlimmer als Liebe ohne Treue."
Manfred Hinrich (1926-2015)



Sonntag, 20. März 2016
Sogenannte Witze
Man sollte sich keine dämlichen Videos ansehen, aber irgendwie passiert es mir ab und zu doch mal. Bei youtube grassiert ein Video, in dem ein Sohn seinem Vater vor laufender Kamera erzählt, dass er schwul ist und eine Beziehung zu einem Mann hat. Daraufhin bekommt der Vater einen Wutanfall und ohrfeigt seinen Sohn etliche Male. Aber – wie sollte es anders sein – alles stellt sich als lustiger Scherz heraus, denn selbstverständlich ist Sohnemann nicht schwul.

Die Entrüstung über dieses Video führt zu einem zweiten mit dem Titel „Statement zum gay prank“, in welchem besagter Vater betont, dass er natürlich überhaupt nichts gegen Schwule habe – nur eben nicht in der eigenen Familie. Sohnemann versteht die Welt nicht mehr, denn alles ist doch nur eine superwitzige Verarschung, wie kann man denn nur so humorlos sein?

Wäre es auch Humor, wenn ein deutscher Vater seinen Sohn wutentbrannt ohrfeigt, nachdem dieser ihm von seiner Beziehung zu einer Türkin erzählte und dies dann anschließend als ach-so-komische Verarschung geoutet wird?

So mancher rät dazu, derartige Einstellungen einfach zu ignorieren. Angesichts der Dämlichkeit dieser zwei Protagonisten mag dieser Ratschlag angemessen erscheinen. Aber Dämlichkeit kann leicht gefährlich werden. Wir hatten einmal eine Zeit, in der Schwule den sogenannten „Rosa Winkel“ tragen mussten. Ich war sehr glücklich darüber, dass sich an Situation Homosexueller vieles verbessert hat. Dieser Fortschritt – denn es ist ein Fortschritt – trifft bei manchen Bevölkerungsgruppen auf Unverständnis. Mich erschreckt die Ignoranz dieser gefährlichen Entwicklung, die stets damit begründet wird, Homophobie ist durch und durch unabhängig vom kulturellen Hintergrund. Dass dies nicht der Fall ist, kann man leicht recherchieren, indem man nachliest, in welchen Kulturen Homosexualität unter Strafe – manchmal sogar Todesstrafe – gestellt wird. Ja, natürlich ist keine Gesellschaft völlig frei von homophoben Gruppen. Aber dennoch gibt es immense kulturelle Unterschiede, die realen Möglichkeiten betreffend, seine Homosexualität offen und frei zu leben.