Im Lande der Pagoden - Endspurt
16.08.13 Wieder zurück in Hamburg
Fortsetzung von hier.

Seit drei Tagen bin ich wieder zurück in Hamburg. Da wir mit Emirates-Airlines flogen, konnten wir ein Stopover in Dubai einlegen. Das ist aber einen eigenen Beitrag wert. Hier werde ich auch noch Bilder einfügen (was bei mir aber immer ein wenig dauert).

Wie schon beschrieben, war das Viertel in Yangon, in dem wir die letzten zwei Tage verbrachten völlig anders als das Zentrum, in welchen sich unser Hotel für die Ankunft befand. Es wurde überdeutlich, welch große soziale Unterschiede es in Burma gibt.

Für die Fahrt vom Inle-See nach Yangon hatten wir wieder den Nachtbus für V.I.Ps gebucht. Breite Sitze und sogar eine Toilette an Bord. Letzteres war dann aber der Grund, warum ich kaum ein Auge zugemacht habe, denn unsere Sitze lagen fast gegenüber. Es ging ständig jemand aufs Clo und ließ dann unglücklicherweise die Tür offen, die dann bei der kurvigen Strecke ständig laut hin- und her knallte. Dabei fing die Fahrt sehr nett an, denn der Pick up war international besetzt: eine Spanierin, ein Mongole, eine Mexikanerin, ein Ukrainer, ein Burmese, zwei Irländerinnen, ein Pole, zwei Franzosen und eine Deutsche! Da wir manchmal übermäßig lange auf die abzuholenden Mitfahrer warten mussten, ergaben sich natürlich Gespräche, die bei soviel unterschiedlichen Nationalitäten wie immer witzig und höchst interessant waren.

In Yangon gingen wir dann das erste Mal in unserem Leben japanisch Essen. Wir waren im Erdgeschoss die einzigen Gäste und man konnte vom Tisch ein wenig in die Küche sehen. Ich zählte 13 (!) Mitarbeiter. Die Mitarbeiterzahl ist ein spezielles Phänomen in Asien. Ob es sich um ein Hotel, ein Restaurant oder aber um Straßenbau handelt – es sind wesentlich mehr Menschen beschäftigt als bei uns.

Ich habe mir übrigens eine Packung Thanakha-Creme mitgebracht. Dies ist eine gelbe Creme, die aus dem Thanakhabaum gewonnen wird, indem man ein etwa armdickes Aststück auf einer Steinscheibe reibt und das entstehende Puder mit etwas Wasser anrührt. Das wird hier http://blog.aseankorea.org/archives/1470 ganz gut dargestellt. Aber natürlich habe ich auch ein Bild gemacht.

Das kleine Mädchen hat in einer Pagode Blumenkränze verkauft. Sie war sehr lebhaft und wir haben uns dann mit Händen und Füßen unterhalten. Sie war besonders von meinen Goldkronen beeindruckt, die ich immer wieder zeigen musste. Bei ihr ist die Paste besonders schön aufgetragen in Form eines Blatts. Andere reiben sich fast vollständig das Gesicht ein, was dann manchmal ein wenig an ein Gespenst erinnert. Tannapaste wird in Burma von fast jeder Frau (manchmal auch von Jungen und Männern) gleich welchen Alters benutzt. So bestand auch die ältere Dame, die ich hier in einem burmesischen Altenheim fotografierte, auf das vorherige Schminken mit der Paste. Man kann neben ihr noch die für das Reiben erforderliche Steinscheibe sehen.

Bei dem kleinen Mädchen war übrigens erstaunlich, wie geschickt sie das Tablett auf dem Kopf balancierte. Obwohl sie sehr lebhaft war und wie alle Kinder herumtobte, kam das Tablet noch nicht einmal ins Wackeln.

10.08.13 Yangon
Sind nach zwei Tagen Yangon jetzt im Flughafen und warten auf den Flug nach Bangkok. Waehrend der zwei Tage hatten wir ein voellig anderes Yangon kennengelernt. Wir hatten uns in der Naehe des Inya-Sees ein Zimmer genommen und bei diesem Viertel handelte es sich um ein Geschaeftsviertel. Waehrend das Zentrum voller kleiner Ein-Mann-Supermaerkte und unzaehliger Essensstaende ist, gab es in diesem Viertel nur extrem teure Geschaefte. Wenn man dem Reisefuehrer glauben kann, betraegt das Pro-Kopf-Einkommen nur rund 40,00 Euro und so wundert man sich, dass das Hotel pro Nacht 60,00 Dollar kostet.

Mein Vater sagte mal, dass manche deutsche Frauen nur in Urlaub fahren, um sich darueber zu mokieren, wie schmutzig es woanders ist. Ich bin deswegen vorsichtig mit Meckern ueber Schmutz. Bei unserem Zimmer allerdings fiel mir dies schwer, denn es war wirklich saudreckig. Dies kann uebrigens nicht daran liegen, dass es zuwenig Personal gibt, denn im Empfangsraum/Foyer stehen oder sitzen jede Menge Angestellte, deren Aufgabe einzig allein darin besteht, sofort die Tuer aufzuhalten, wenn man hinausgehen moechte. Ein Service, auf den ich gern verzichten koennte, da ich keine Ma'am Sahib sein will.

Man sieht, dass diese Art von Hotels trotz des zahlreichen Personals langsam vermodern und zerfallen, denn es werden auch keine Reparaturen ausgefuehrt.

Erstaunlich ist, dass die billigeren Hotels sehr viel sauberer sind. Anscheinend ist dieses Missverhaltnis darin begruendet, dass einige Hotels privat und andere staatlich betrieben werden.

06.08.2013 Inle-See
Gestern haben wir unsere Tour auf dem Inle-See gemacht. Gemeinsam mit dem Franzosen David hatten wir uns ein schmales Motorboot gemietet. Man kann gar nicht alle Eindruecke beschreiben, so viel haben wir gesehen. Die Seebewohner haben schwimmende Gaerten angelegt, in denen sogar Tomaten (!) wachsen. Wie das funktioniert weiss ich nicht. Geerntet wird dann von den schmalen Booten aus.

Es gibt auf dem Inle-See jede Menge Handwerksbetriebe. Ich habe zwar schon Seidenspinnereien und Webereien gesehen, aber mir war nicht bekannt, dass man auch aus den Stengeln von Lotosblueten Garn spinnen kann. Die Fasern sind so fein wie Spinnweben und werden zuerst per Hand zusammengerollt und dann werden immer wieder neue Fasern angefuegt und der Faden wird dann gesponnen. Im fertigen Stoff sieht das Garn allerdings groeber als Seide aus.

Ausserdem haben wir auch eine Schmiede, eine Zigarrenfertigung und eine Silberschmiede gesehen. Es ist hochinteressant, zu sehen, wie diese Dinge entstehen. Natuerlich wollen die Handwerker auch etwas verkaufen, aber auch wenn man dies nicht tut, bleiben die Handwerker freundlich.

Heute morgen haben wir unser Fruehstuck auf drei Stunden ausgedehnt, weil wir lebhaft diskutiert haben. David interessiert sich fuer Geschichte und so bleibt es nicht aus, dass wir auch viel ueber Deutschland gesprochen haben. Die Zeit verging allerdings wie im Flug und hinterher fiel mir auf, dass ich schon sehr lange nicht mehr so diskutiert habe.

Wir werden morgen alle drei den V.I.P.-Bus (der heisst wirklich so!) nehmen und nachts nach Yangon zurueck fahren. Dort werden wir versuchen, fuer die beiden letzten Tage ein ruhiges Guesthouse etwas ausserhalb zu finden. Es gibt in Yangoon zwei Seen, vielleicht finden wir ja dort etwas.

Uebrigens habe ich in Mandalay das erste Mal auch Kindernonnen gesehen. Dass Jungen zeitweilig ins Kloster gehen, ist in fast allen asiatischen Laendern normal, aber Maedchen hatte ich noch nie gesehen. Die Maedchen und jungen Frauen tragen nicht wie die Jungen ein oranges oder rotes Moenchsgewand, sondern ein Gewand, dass aus einer Art weisser Bluse besteht und ein rosa (!) Uebergewand. Sehr ungewoehnlich. Die jungen Nonnen sammeln auch nicht wie die Moenche morgens um 6.00 Uhr die Almosen, sondern zweimal in der Woche ueber den ganzen Tag verteilt.

Jetzt haette ich fast ein wichtiges Detail vergessen: die Einbeinruderer! Die Fischer auf dem Inlesee rudern nicht mit den Armen, sondern mit einem Bein. Das funktioniert, indem sie einen Fuss hinter die lange Ruderstange klemmen. Ich habe natuerlich Fotos gemacht, weil man das schlecht beschreiben kann. Der Sinn dieses speziellen Ruderns ist, dass die Haende frei bleiben fuer das Einholen der Netze.




Wieder im Lande?

Ja, seit 2 Tagen. Das kann man übrigens an den Üs, Ös, Äs und ß sehen, denn die gibt es auf den ausländischen Tastaturen nicht. Ich werde auch noch Bilder einfügen, aber ich habe meinen Tag-Nacht-Rhythmus noch nicht so richtig wiedergefunden (es ist gerade 3.30 Uhr). Burma war toll, wenn auch ein wenig anstrengend. Und ich war ja auch noch 1 1/2 Tage in Dubai. Dort fühlte man sich, wie vor einem Heizlüfter, 42 Grad im Schatten.

Im Land der Pagoden – Nachklang
Oftmals tauscht man im Urlaub Adressen aus. Aber meistens kommt es dann doch nicht dazu, dass der Kontakt aufrechterhalten wird. Diesmal war es gleich zweimal anders.

Schon kurz nach unserer Rückkehr meldete sich David, ein Franzose, der uns für zwei Tage besuchen wollte. David interessiert sich neben Reisen sehr für Geschichte und insbesondere für das Dritte Reich. Auch ich interessiere mich sehr für dieses Thema, aber es sind immer gemischte Gefühle dabei, wenn ich mit Ausländern über dieses Thema spreche. David erkannte beispielsweise gleich mit Argusaugen die Wehrmachtsuniform auf einem Foto meines Großvaters, obwohl diese kaum sichtbar war. Aber natürlich haben wir nicht die ganze Zeit mit Diskussionen über das Dritte Reich verbracht, sondern David auch noch unsere Stadt gezeigt und selbstverständlich auch noch über Burma gesprochen und geschwärmt und uns die tollen Fotos angesehen.

Den zweiten Besuch erhielten wir von Kati, einer jungen Frau, mit der wir einige Tage in Bagan verbracht hatten. Katie kam mit ihrem Freund und ich habe schon lange nicht mehr so anregende Gespräche geführt. Was mich positiv überraschte, war der Umstand, dass es gar nicht ins Gewicht fiel, dass zwischen uns altersmäßig eine ganze Generation liegt.

Aber das ist wahrscheinlich liegt dies tatsächlich daran, wofür man sich interessiert. Reisen ist ein Thema, das völlig unabhängig vom Alter ist. Wer sich wirklich für andere Kulturen interessiert, dem ist es völlig egal, wie alt die Gesprächspartner sind. Sicherlich ist man in jüngeren Jahren naiver und neigt mehr dazu, andere Kulturen zu idealisieren. Aber auch das muss nicht unbedingt so sein. Ausschlaggebend ist das wirkliche Interesse für ein anderes Land.

Auch Kati und ihrem Freund haben wir unsere Stadt gezeigt und dabei hatten wir Glück, schon ein paar wirklich sonnige Frühlingstage erwischt zu haben. Ich genieße es immer wieder, am Elbufer in der Sonne zu sitzen und den riesigen Schiffen hinterher zu sehen.

Ich habe es wirklich genossen, dass unser Burmaurlaub indirekt noch Monate später nachhallte. Es gibt kaum etwas schöneres als Reisen und kaum etwas interessanteres, als sich darüber auszutauschen. Und eben habe ich nochmals meine Aufzeichnungen gelesen und kann es kaum fassen, dass ich das alles erleben durfte.