Dienstag, 15. März 2011
Im Lande Rübezahls
19.03.2011
Augen-, Ohren- und Gaumenschmaus
Heute sind wir nach etwa 7stündiger Fahrt wieder zuhause angekommen. Gestern haben wir uns nochmals einen ganzen Tag Prag gegönnt. Eigentlich müsste man mindestens vier Wochen in Prag bleiben, um dieser wundervollen Stadt gerecht zu werden. Neben den „großen“ Besichtigungen wie der des Veitsdoms und der Prager Burg sind es aber für mich mehr die nicht so spektakulären Orte, die mich anziehen. Ein kleines Spielzeugmuseum zum Beispiel, in dem man einfach vor sich hinschwelgen kann, weil man einen Teil des früheren eigenen Spielzeugs wiederentdeckt und eintauchen kann in eine längst vergangene Welt.

Oder eine kleine urkomische Musikgruppe auf dem Prager Jahrmarkt, der zufällig gerade in dieser Woche stattfindet. Riesengroße Pfannen mit Sauerkraut und genauso riesige Braten, die über offenem Feuer gegrillt werden. Die Düfte kennt man zwar auch von den hiesigen Weihnachtsmärkten, aber die Atmosphäre in Prag ist eine völlig andere. Vom Erker eines mittelalterlichen Turms erschallt um jede volle Stunde ein Trompetensolo, dass über den ganzen Platz hallt.

Ein Augenschmaus sind auch die Geschäfte der Glasbläser und die kleinen Marionettenläden, von denen es einige in Prag gibt. Ich konnte nicht widerstehen und habe eine handgeschnitzte Königin für mich und einen Rabbi für meinen Freund erstanden. Außerdem gibt es auch überall kleine Antiquitätenläden, die wahre Schätze bergen. Mein Freund hat mir zwei wunderschöne Gewürzdosen geschenkt, deren Aufschrift ich nicht deuten kann, aber die ich mit Lorbeer und Zimtstangen füllen werde.
Die Restaurants und Cafés sind allesamt kleine Museen und man weiß nicht, ob man nun ins Café Kafka oder ins Café Golem gehen soll. Wir haben uns dann für letzteres entschieden und im Café stand tatsächlich ein über zwei Meter großer Golem, der von innen beleuchtet war, was in dem dunklen Café eine geheimnisvolle Atmosphäre verbreitete.

Und zum Abschluss des Abends kam dann eine einzigartige Gelegenheit auf uns zu. Als wir die St. Nikolauskirche ansehen wollten, war dies nicht möglich, weil in Kürze ein Konzert stattfinden sollte. Und so haben wir uns dann spontan entschieden, uns dieses Konzert anzuhören. Ich habe leider von klassischer Musik so gut wie keine Ahnung und so kam es, dass ich von dem Programm „From Barock to Jazz“, in dem das Prague Brass Ensemble und Aleš Bárta Werke von Bach, Dvorak, Liszt und G.Gershwinn gespielt wurden, auch nur „Summertime“ aus Porgy & Bess zuordnen konnte.

Dies ist aus einem anderen Program - Carmina Burana von Carl Orff.


Aber auch wenn man nichts von Klassik versteht, kann es passieren, dass man sich der Wirkung der Musik nicht entziehen kann, zumal wenn die Musik in einer so beeindruckenden Atmosphäre präsentiert wird. Ich kann das Zusammenwirken der Musik in der wunderschönen Barockkirche nur als einzigartig beschreiben. Die glockenhellen Klänge der Bläser und der Orgel haben die ganze Kirche zum Leben erweckt.

Mein früherer Kollege würde mir jetzt wieder einmal Überschwänglichkeit vorwerfen, aber man kann auf Prag nur dann ohne Überschwänglichkeit reagieren, wenn man taub und blind ist und weder Geschmacks- und Geruchsnerven hat – und auf wen trifft das schon zu? Und damit verständlich wird, was ich meine, kommen in Kürze natürlich auch noch Fotos hinzu.

18.03.2011
Prag im Regen
Gestern in Prag angekommen, haben wir uns, nachdem wir wieder das erstbeste Hotel genommen haben (was wieder ein Glücksgriff war), einen Teil der Altstadt angesehen. Und obwohl es regenete und schon dunkel war (vielleicht gerade deswegen?) war es mehr als beeindruckend, bei Nacht über die Karlsbrücke zu gehen. In der Altstadt angekommen, konnten wir einem kleinem Gruselmuseum nicht widerstehen. Und es hat sich gelohnt - in den Katakomben wurden manche der Tschechischen Legenden nachgestellt, wie z.B. der von dem Prager Rabbi Löw geschaffene Golem.

Aber noch ein paar Worte zu der Gebeinkirche in Kuta Hora. Etwas Skurilleres habe ich wohl noch nicht gesehen. Im unterirdischen Teil der Kirche ist alles aus Toten gestaltet. Ein Kronleuchter aus menschlichen Knochen, Familienwappen aus menschlichen Knochen und akurat aufgestapelte Knochenberge. Das "Memento moriendum esse" fällt vor dieser Kulisse nicht schwer - man wird nicht nur an die eigene Sterblichkeit erinnert, sondern fühlt sich irgendwie auch schon ein bisschen tot. Wieder ans Tageslicht zu gelangen, war wie ein Rückschritt ins Leben.

17.03.11
Memento moriendum esse
Gestern sind wir in Kuta Hora angekommen. Diese Kleinstadt wurde zu Recht zum Unesco Kulturerbe erklaert - man füehlt sich ins Mittelalter zurueckgesetzt . Kopfsteinpflaster, Statuen von Koenigen und Heiligen und enge verwinkelte Gassen. Die Stadt wird ueberragt von der Chram sv. Barbory, der riesigen spaetgotischen Kirche St. Barbara. Die Bezeichnung Kirche ist allerdings ein wenig irrefuehrend, denn das Gebaeude wirkt eher wie ein riesiger Dom.

Gleich werden wir weiter nach Prag fahren und dabei einen Halt in Sedlec machen, wo ich mir unbedingt das Beinhaus eines Zisterzienserkloster ansehen will, von dem ich ein sehr beeindruckendes Foto im Geoheft gesehen habe. In Ermangelung von ausreichendem Platz auf den Friedhoefen waehrend der Pest wurden die Skelette in der Kirche beigesetzt. Wobei beigesetzt nicht das richtige Wort ist, denn es wurden von den Moenchen regelrechte Kunstwerke aus den Knochen gefertigt. Bin schon sehr gespannt auf diesen Ort.

Ach so, gegessen haben wir zwei Stockwerke unter der Erde in einer Art Katakombe. Wir haben das Restaurant auf gut Glueck ausgesucht und waren leicht irritiert, als uns der Kellner immer tiefer nach unten fuehrte. Das Essen hat aber trotz der etwas klaustrophoben Atmosphaere trotzdem sehr gut geschmeckt. Fuer Kutna Hora koennte man schon allein eine Woche veranschlagen, so viel gibt es zu sehen. Aber da wir auf jeden Fall auch Prag sehen wollen, muessen wir heute leider weiter.

15.03.11
Szegedinger Gulasch, Kettenraucher und Milan Kundera

Vorgestern bin ich in Tschechien angekommen, in dem Wintersportort Harracov, nicht weit vom Riesengebirge. Da wir müde waren, haben wir in der erstbesten Pension nach einem Zimmer gefragt. Und haben damit einen Glückstreffer gelandet. Wir wohnen jetzt in einem urgemütlichen Holzhaus, das aussieht wie aus einem Rübezahlmärchen. Und während es fast keinen Ort mehr auf der Welt gibt, an dem für Touristen nicht alles ins Englische übersetzt wird, bleibt man hier munter bei der Landessprache. Das ist zwar anstrengend, aber es gefällt mir.

Hier scheint manches in der Zeit stehengeblieben zu sein. Kaminfeuer (zum Heizen, nicht zur Deko), jede Menge museumsreife Küchenutensilien und Holzschnitzereien. Das sonst überall präsente rigorose Rauchverbot hat sich hier anscheinend noch nicht durchgesetzt und so verbrachten wie unseren ersten Restaurantbesuch in unserer Pension in dichten Rauchschwaden. Das Essen – Szegedinger Gulasch mit Knödeln und gebratene Champignons ist noch unbeeinflusst von Nouvelle Cuisine oder Makrobiotik und erinnert an die gutbürgerliche Küche, die früher von der Großmutter aufgetischt wurde.

Es liegt noch immer Schnee, so dass mein Freund Skilaufen kann und ich ein wenig die Gegend erkunde. Oder einfach nur ausspanne und lese. Ich habe mir ein Geoheft über Prag gekauft und ein wenig über Václav Havel gelesen, bzw. über den Fotographen Oldrich Skácha, der Havel in den 60er Jahren kennenlernte und dessen Leben fotographisch begleitete. Vom Prager Frühling über die samtene Revolution bis zur seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 1989. Durch die vielen sehr privaten Schwarz-Weiß-Fotos spürt man einen Hauch der bewegten Zeit des Widerstands. Die Menschen auf den Fotos sind uebrigens genauso rauchumnebelt wie die in dem Restaurant unserer Pension. Und ich verspüre einen großen Respekt vor diesen Menschen, die in einem System starrer Unbeweglichkeit niemals die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verloren haben. Und trotz Repressionen niemals zur Gewalt gegriffen haben.

Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist für die Tschechen stets auch ein Kampf der Erinnerung gegen das Vergessen

So beschreibt der Schriftsteller Milan Kundera die Geschichte der Tschechei. Von der nationalsozialistischen Diktatur übergangslos zur kommunistischen Diktatur. Das Nicht-Verdrängen ist auch gleichzeitig immer ein Bekenntnis zum Willen nach Veränderung, was allerdings von überzeugten Vergessern gern ins Gegenteil verkehrt und als Festhalten am Vergangenen verschmäht wird. Zwei Standpunkte, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Aber Gott-sei-Dank gab es in Tschechien immer den Willen zur Veränderung.

Das Deutsche ist fast verschwunden, obwohl man sich trotzdem manchmal wie in Deutschland – so wie es vor vielen Jahren war – wähnt. In unserem Schlafzimmer hängt ein sehr altes gerahmtes Stickbild. Nicht auf Tschechisch, sondern auf Deutsch hat irgendeine Frau mit wunderschöner geschwungener alter Schrift mühevoll zu Stoff gebracht: „ Wo Fried und Einigkeit regiert, da ist das ganze Haus geziert“. Genau neben diesem wahrscheinlich mindestens achtzig Jahre alten Stickbild prangt der obligatorische Samsungfernseher (160 Programme). Und was beim Anschalten als erstes Bild gezeigt wurde: „Eine Videoüberwachung des Parkplatzes, so dass wir – wenn wir wollten – die ganze Nacht unser Auto im Auge haben könnten. Es scheint wohl doch etwas dran zu sein am Klischee des Autoklaus.



Donnerstag, 7. Oktober 2010
Reise-Resümee
Seit fast zwei Wochen wieder zuhause, ziehe ich jetzt mein Reise-Resümee. Ein Erholungsurlaub war es diesmal nicht, zu schwierig war die Stehgreiforganisation, die wir nach Verweigerung des burmesischen Visums vornehmen mussten und zu anstrengend waren die damit verbundenen Aufenthalte in der Millionenstadt Kuala Lumpur. Dennoch – natürlich ist es angenehmer, die mit einer Reise verbundenen Anstrengungen zu erleben, als die Anstrengungen der Arbeitssituation.
Schmetterling
Wie immer habe ich den Dschungel genossen – die Unberührtheit der Natur, die fremdartigen Geräusche und die in Freiheit lebenden Tiere. Ein Spaziergang bei Vollmond auf Dschungelwegen lässt wieder spüren, dass Natur heilsame Kräfte birgt. Genauso das Schnorcheln im tiefblauen chinesischen Meer, bei dem man im wahrsten Sinne des Wortes eintaucht in eine andere Zeit.
Sonnenuntergang2
Und ich habe jetzt ganz hautnah erfahren, was ein sogenannter Tigerstaat ist – nichts, was sich grundlegend von einem westlichen Industriestaat unterscheidet! Wolkenkratzer, High Tech Produkte an jeder Straßenecke, Handy und Laptop als selbstverständliches Accessoire und jede Menge Verkehrsstaus. Asien ist angekommen in der Moderne. Aber dennoch möchte ich erwähnen, dass ich in der Millionenstadt Kuala Lumpur erhebliche weniger Bettler gesehen habe, als in meiner Heimatstadt Hamburg.
Drachenfrucht
Der Kontakt zu anderen Reisenden – immer wieder ein hochinteressanter Austausch. Ein Australier, der schon vor zwanzig Jahren auf Perhentian war und vor rund dreißig Jahren in China und uns dies interessant beschreibt. Zwei Deutsche, die nahezu schon überall waren und von denen einer uns von seiner fünfzehn Jahre zurückliegenden Burmareise erzählt, so dass wir erfahren, was wir alles versäumt haben. Ein Austausch über die Eindrücke der seltsamen und manchmal befremdlichen Bestattungsrituale im Torajahochland auf Sulawesi. Außerdem ein junges holländisches Pärchen, dass sich auf Bali nach einem Tauchcrashkurs weder von 25 Meter Tiefe noch von Haien abschrecken ließ. Dank Digitalkamera und hatten wir Einblick in die abenteuerlichen Unterwasseraufnahmen.
Sonnenuntergang
Sicher, man kann sich mittlerweile auch die entferntesten Plätze im Fernsehen oder im Internet ansehen. Aber der direkte Austausch mit anderen haucht dem erst Leben ein. Und es bringt soviel Spaß, Eindrücke und Erlebnisse auszutauschen.
Schiff
Und ich habe den riesigen Luxus eines quasi Privatflugs genossen. Ein Erkundungsflug über Borneo fast zum Nulltarif. Irgenwie war ich beim Einstieg in das Flugzeug genauso aufgeregt, wie vor vielen Jahren, als ich als kleines Kind das erste allererste Mal Karussel fahren durfte. Auf dem kleinen Film, den mein Freund machte, sehe ich irgenwie auch aus wie ein glückliches Kind.

Nicht zu vergessen auch die Reiselektüre - Sabriye Tenberken: "Mein Weg führt nach Tibet" - bei der man nur noch darüber staunen kann, was Mut alles zustande bringen kann. In Ermangelung von weiterer Lektüre habe ich meinen Burma-Reiseführer mehrmals gelesen. Und dabei erfahren, dass auch strenggläubige Buddhisten nicht immer friedlich sind und auch sie anderen Menschen Leid zufügen. Prinz Thibaw, der Nachfolger von König Mindon, hat bei dessen Tod im Jahr 1866 alle anderen Kinder seines Vaters - 80 Prinzen und Prinzessinen - hinrichten lassen. Prinz Thibaw hat vor seiner Krönung lange Jahre als Mönch gelebt!
Blumen
Ein Tapetenwechsel tut immer gut, selbst wenn er anstrengend ist. Und so ein Ausflug in andere Welten ist unerlässlich, um nicht den Sinn für die Vielfalt des Lebens zu verlieren. Es ist eine Wohltat, zu erleben, dass es so viel mehr gibt, als nur die graue Bürowelt mit ihrer lächerlichen Hierarchie und Aufgeblasenheit. Eine Erinnerung daran, dass es auch noch Menschen gibt, die noch andere Theman als Geld & Prestige kennen.

Mein Reise-Resümee besteht darin, mich wieder daran zu erinnern, dass die Welt bunt ist. Und nicht nur grau. Eine bunte Welt der Vielfalt mit spannenden Orten und interessanten Menschen.
Opfergaben

Und hier nochmal die vollständige Reiseroute:

Ankunft in Kuala Lumpur. Nach zwei Tagen (Hotel Sempurna) weiter mit dem Bus nach Kuala Terengganu (Ping Anchorage). Am nächsten Tag von dort weiter nach Kota Bharu und von dort mit dem Boot nach Perhentian. Nach vier Tagen wieder zurück und eine Nacht in Kota Bharu und dann wieder mit dem Bus nach Kuala Lumpur, dort eine Nacht. Am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Kota Kinabalu auf Borneo, dort eine Übernachtung. Vor dort nach Sandakan und danach direkt zum Jungel-Resort. Nach sieben Tagen zurück und drei Nächte in Kuala Lumpur im FirstInn.



Samstag, 25. September 2010
Und doch noch ein Tempel
25.09.10
Nachdem wir unseren ganzen Urlaub ueber keinen Tempel gesehen haben, wurden wir heute, einen Tag vor dem Rueckflug nun doch noch fuendig.
Tempel
Nach einem ziemlich langen Fussmarsch durch Chinatown sind wir auf einen Hindu-Tempel gestossen. Und nicht nur das, sondern wir hatten auch das grosse Glueck, dass wir Zeuge einer sehr beeindruckenden Zeremonie sein konnten. Es waren gleich mehrere Hindupriester anwesend, die Gebete rezitierten. Hauptperson war eine aeltere Frau mit ihrem Sohn. Nachdem eine ziemlich lange Weile gesungen und rezitiert wurde, wurde in einem extra dafuer vorgesehenen Platz ein Feuer entfacht und Opfergaben (Fruechte, Blumen) dort verbrannt. Zuletzt gab die Frau dem Priester ein Buendel, das dieser segnete und dann ebenfalls verbrannte.
Verbrennungszeremonie
Dann begaben sich wieder alle in die Mitte des Tempels, wo sich inzwischen immer mehr Menschen angefunden und auch vier Musiker niedergelassen hatten, die zu spielen begannen. In dem Tempelraum gab es drei kleine Altarraeume, in denen sich jeweils eine Goetterstatue befand. Nacheinder begaben sich die Priester und die Glaeubigen zu den Goetterstatuen und schuetteten abwechselnd Gefaesse mit verschiedenen Flussigkeiten ueber die Statuen aus, wobei jedesmal im Anschluss eine Schale mit Feuer ueber der Statue geschwenkt wurde. Bei den Fluessigkeiten handelte es sich um Wasser, Milch sowie stark gefaerbte Fluessigkeit. Nach jedem Schwenken der Feuerschale hielten die Glaeubigen betend ihre Haende in die Hoehe.
Zeremonie
Es ist schwer zu sagen, um was fuer eine Zeremonie es sich genau handelte, aber ich vermute, dass es sich vielleicht um eine Zeremonie zu Ehren eines Toten (des Ehemannes der Frau und Vater des jungen Mannes?) handeln koennte. Bei der anschliessenden Zeremonie handelte es offensichtlich um Opfergaben und um Reinigung.

Auf jeden Fall war die Zeremonie ein Fest fuer alle Sinne: farbenpraechtige Statuen und Blumengdekorationen, eine Wolke von Raeucherstaebchenduft und dazu die lebhafte Musik.
Altar



Freitag, 24. September 2010
Wieder in K.L.
Gestern haben wir unser Dschungelparadies verlassen und sind wieder in Kuala Lumpur - von den Einheimischen K.L. genannt - angekommen.
Twin towers
Die Adresse unseres jetzigen Homestays haben wir in aller Schnelle aus einen deutschen Malaysien-Reisefuehrer rausgeschrieben. Als wir dann nachts gegen 1.30 Uhr ankamen, hatten wir grosse Schwierigkeiten, das Homestay zu finden, da es sich im zweiten Stock befindet und alle schon geschlafen haben. Wir sind dann mutig die Stockwerke hochgestiegen und haben einen Eindruck in das chinesische Wohnen erhalten, denn die zum Treppenhaus gelegene Seite der Wohnung hat keine Wand (!) sondern nur ein Gitter. Ensprechend sahen wir dann auch jede Menge schlafende Chinesen, auf dem Sofa, auf dem Boden oder sitzend auf einem Sessel.

Schliesslich kamen wir dann aber doch an. Die Kueche, das Clo und die Dusche sind unsagbar schmuddelig, aber wir haben ein relativ ruhiges und sauberes Zimmer. Ich habe mich jetzt endlich mal darauf eingelassen, morgens kein Fruehstueck "Westernstyle" zu mir zu nehmen, sondern eine chinesische Fischballsuppe gegessen. Sehr lecker!!
Nachtmarkt



Samstag, 18. September 2010
Menschen des Waldes und falsche und richtige Schlangen
23.09.10
Vorgestern haben wir eine Bootsfahrt auf dem Kinabanotang-River gemacht. An diesem Fluss gibt es die nur in Borneo lebenden Langnasenaffen, von denen wir auch tatsaechlich einige gesehen haben. Die ebenfalls nur in Borneo lebenden Zwergelefanten und das Sumatra-Rhinozeros haben wir leider nicht gesehen. Allerdings einen Lizard, der voellig bewegungslos auf einen Baum lag. Ich war ein bisschen verwundert, dass der Guide den Lizard, der sich kaum von dem Baumstamm unterschied, sofort entdeckt hatte und das Boot zielstrebig dorthin steuern liess.
Flussfahrt
Als mein Freund gestern ein zweites Mal im Orang Utan Reservat war, hat er dort wie schon beim ersten Besuch eine gruene Viper gesehen und fotografiert. Es war erstaunlich, dass die Viper wieder an dem absolut gleichen Platz lag. Wieder im Hotel verglich er die Fotos vom ersten und zweiten Besuch und beide unterschieden sich kaum. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Viper mehrere Tage an der gleichen Stelle in der haargenauen Position verharrt, kann man wohl mit einiger Sicherheit sagen, dass es sich um eine Attrappe handeln duerfte.
Schlange
Anscheinend wollen die Tierpfleger uns erwartungsvollen Touristen auch etwas bieten und da sich die Orang Utans nicht immer zum Erscheinen bewegen lassen, ist zumindest eine Viper staendig praesent. Die Guides weisen auch sofort eifrig darauf hin, dass nach einem Biss nur 15 Minuten verbleichen, "then you dead". Nach unserer Enddeckung des Schummels war ich mir ploetzlich sicher, dass auch der Lizard ein Fake war. Aber irgendwie bin ich nicht boese drueber - was soll man schliesslich tun, wenn die Tiere keine Lust auf Touristen haben?

Aber es gab trotzdem auch eine "richtige" Schlange - und zwar in dem Bastsonnenschirm direkt ueber unserem Kopf! Der Hotelangestellte holte sie mit einem Sitzkissen herunter. Sehr beeindruckend war, dass er bei dieser Aktion sein Handygespraech nicht unterbrach, sondern dieses die ganze Zeit am Ohr behielt und sich von der Schlange nicht im geringsten von seinem - offensichtlich sehr komischen Gespraech - ablenken liess.

18.09.2010
Orang Utan heisst auf malaisch "Mensch des Waldes" (Uebrigens heisst Deutscher dementsprechend "Orang germani") und man hat auch irgendwie den Eindruck von menschlichen Zuegen.
Orang Utan
Wir wohnen z.Z. im "Sepilog Jungle Resort" und dies ist etwa 300 m vom Orang Utan Rehabilitation Center entfernt. Das Center wurde gegruendet, um zuvor in Gefangenschaft gehaltene Orang Utans wieder auszuwildern. Gruenderin war die Kanadierin Berute Galdikas, von der aber merkwuerdigerweise ueberhaupt nirgendswo etwas erwaehnt wird.
Dschungel
Ich habe schon vor vielen Jahren Orang Utan Rehabilitationscenter besucht und war sehr beeindruckt. Es gibt nur auf Sumatra und auf Borneo Orang Utans und entsprechende Center.



Endlich Borne0
Bevor ich ueber Borneo schreibe, muss ich erst einmal vom aufregendsten Flug meines Lebens berichten. Von Kuala Lumpur sind wir nach Kuala K. geflogen und das war ein ganz normaler Flug wie immer. Aber der Flug von Kuala K. nach Sandakan war alles andere als normal, wir waren naemlich die einzigen Passagiere! Das Flugzeug war winzig und es gab nur 19 Sitze und noch nicht einmal eine Stewardess. Statt dem obligatorischen Snack gab es nur ein Kaugummi vom Copiloten. Wir sassen direkt hinter den Piloten, die die Schiebetuer zum Cockpit aufliessen und somit konnten wir alles, was dort so vor sich ging, genau beobachten.
Cockpit
Aber das war nicht das einzige Aufregende. Unser Flugzeug flog bei weitem tiefer als die normlen Maschinen. Und so hatten wir dadurch einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft. Dschungel, Meer, Sandbaenke, Delphine, kleine Siedlungen - alles aus der Vogelperspektive. Nach der Landung wurden wir mit Handschlag von den beiden Piloten verabschiedet.
Luftbild
Wenn man bedenkt, dass ich ja eigentlich voll und ganz auf Burma eingestellt war, ist es ja alles voellig anders gekommen. Und in der malayischen Zeitung habe ich dann mein Horoskop gelesen, das sonderbar zutreffend ist:

",This is some of those tricky periods during which even the simplest of plans aren"t likeley to last as you first organized them. However much of a nuisance these changes are, the more you learn about the reason for making these changes, which are both exiting and unanticipated, the less you mind!"

Ja, es kommt irgendwie doch alles anders, als man es plant. Auch auf meine Arbeitssituation bezogen (mir gelingt es leider auch auf meiner Reise nicht, die Arbeit voellig auszublenden) kommt alles etwas anders als erwartet. Waehrend mir diejenigen Kollegen, von denen ich mir eigentlich Rueckhalt erhofft hatte, mit Karacho in den Ruecken fallen, habe ich einen Tag vor dem Abflug eine mail von jemanden erhalten, der mir schrieb, dass es nicht stimmt, dass ich voellig allein dastehe! Ich kann kaum beschreiben, wie gut dies tut. Ich habe dann uebrigens am gleichen Tag auch noch ein langes Telefonat mit demjenigen (den ich zuvor noch nie persoenlich gesprochen hatte) gefuehrt, was mir ebenfalls sehr gut tat. Allerdings habe ich wider Erwarten mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass sich letztendlich auch voellig allein etwas durchstehen laesst.

Und so bringt das Horoskop dies auch ganz gut auf den Punkt: man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Erwartungen sich erfuellen. Aber dennoch kann stattdessen etwas voellig Unerwartetes eintreten. Mit anderen Worten: man kann sich zwar auf nichts verlassen, aber zumindest darauf ist Verlass!



Freitag, 10. September 2010
Erstens kommt es anders und...
12.09.2010
Heute habe ich mir endlich Maske und Flossen geliehen und habe geschnorchelt. Schwaerme von gelbgestreiften Fischen, weisse Saegefische, Seegurken, Seeigel und metallisch blauschillernde Fische. Vorsorglich hatte ich ein paar Kekse mitgenommen, die zwar aufgeweicht waren, aber trotzdem ihren Dienst erfuellten: alles kam auf mich zugeschwommen und ich konnte die Fische so richtig schoen aus der Naehe sehen. Ausserdem habe ich auch einen Unterwasserfotoapparat gekauft. Ich habe starke Zweifel, ob der tatsaechlich funktionierte (Made in Mexico) - aber wir werden sehen.

Fast noch schoener als die Fischschwaerme war der Strand, den man vom Wasser aus sah: Kokospalmen und Bananen- und Ananasstauden dicht an dicht.
Strand
Unser letztes Abendessen auf Perhentian haben wir in unserem Lieblingsrestaurant eingenommen. Ein paar Meter vom Meer entfernt sind dort Tische im Sand aufgestellt und alles ist nur mit Kerzen beleuchtet. Kingprawns, Mixed Seafoodplate, dazu frischen Fruittcocktail - ich schreibe dies lieber gleich auf, damit ich es nach dem Urlaub auch wirklich glaube.
Essen
An einem anderen Teil des Strandes stehen kleine Tonnen, in denen ein Feuer brennt. Dadurch wirkt der Strand - der ansonsten ziemlich dunkel ist - ein wenig gespenstisch. Die Regenzeit ist immer noch nicht beendet und so kann es passieren, dass es ploetzlich und unvermutet in Stroemen giesst. Was allerdings kaum wirklich stoert, da der Regen warm wie Badewasser ist und schon nach kurzer Zeit wieder die Sonne hervor kommt.

Bleibt noch zu erwaehnen, dass die Musik hier merkwuerdigerweise genau meine Musik ist, obwohl die Leute hier alle einige Jaehrchen juenger sind. Was ist passiert? Ist hier im Paradies die Zeit stehen geblieben ?

09.09.2010
...zweitens sind wir auf Perhentian gelandet. Wir wollten dort gar nicht hin, aber da wir den Bus in die falsche Richtung - genauer gesagt die entgegengesetzte - genommen haben, sind wir jetzt hier. Bei der Ankunft des Busses nahmen wir uns verzweifelt erstmal ein Taxi zum Hafen. Dann lief ploetzlich alles wie von selbst. Jemand nahm uns beim Aussteigen unser Gepaeck ab und sagte nur "Lets go". Und dann wurden wir in eine winzige Nussschale verfrachtet und los gings. Mitten auf See wurde dann - ohne dass irgend jemand auch nur die leiseste Idee hatte warum - das Boot gewechselt. Von einer wackeligen Nussschale in die andere zu klettern habe ich mich nur deswegen getraut, weil ich mir gesagt habe, dass ich ja schliesslich schwimmen kann.
Perhentian
Vor uns das an die Suedsee erinnernde himmelblaue Meer und hinter uns der Dschungel. Der long Island Beach ist ein Treffpunkt fuer Schnorchler und Taucher. Die ueberall aufestellten Fotos machen auch deutlich, dass dies der geeignete Platz fuers Tauchen und Schnorcheln ist. Bunte Fischschwaerme, Korallenriffs. Ich habe gestern das erste Mal einen Schwarm fliegende Fische gesehen. Dies sah aus wie eine Silberwolke ueber dem Wasser.

Man kann mit dem Boot bestimmte Punkte ansteuern: Turtle point, Corall point und shark (!)point. Letzteres werde ich ganz bestimmt nicht ansehen ( hoechstens vom Boot aus).

Wir wohnen in einem Holzhaus auf Stelzen am Rand des Dschungels. Elektrizitaet gibt es nur bis 3.00 Uhr nachts. Dann ist es auch wundervoll ruhig. Abgesehen von den Geraeuschen, die es im Dschungel immer gibt - Gezirpe in allen Tonlagen.
Unser Haus
Eben habe ich einen Leguan gesehen. Der Laptop, an dem ich hier sitze, gehoert zu einem Dschungelrestaurant. Mal sehen, was der morgige Tag bringt. Vielleicht mache ich eine Bootsfahrt. Vielleicht sogar zu den Haien?
Leguan



Dienstag, 7. September 2010
Orang Utans statt Pagoden
09.09.2010
Gestern sind wir in Terengganu angekommen. Wie es aussieht, werden wir wohl nach Kapas uebersetzen. Bis jetzt habe ich keinen Reisefuehrer gefunden, so dass wir uns auf die Reiseprospekte und einige Internetinformationen verlassen muessen - fuer mich sehr ungewohnt.

Der Nachtmarkt hier in Terengganu ist wohl der groesste, den ich je in Asien gesehen habe. Und obwohl ich mittlerweile schon etliche Male in Asien war, gibt es immer wieder neue kulinarische Entdeckungen. Es gibt Staende, die jede Menge Spiesse mit gegrillten Fleich, Fisch oder Gemuese anbieten, und alles mehr als lecker.
Markt
Eigentlich hatte ich ja buddhistische Moenchsgesaenge erwartet, aber hier ruft in steter Regelmaessigkeit der Imam zum Gebet - heute morgen sind wir schon um 5.00 Uhr damit geweckt worden und gestern abend gab es eine mehrstuendige Einlage.
Moschee
Ich habe vorgestern uebrigens doch noch einen Burmesen kennengelernt. Als ich meine mails ansah, hoerte ich jemanden vor mir auf Deutsch fluchen. Als ich lachte, drehte sich derjenige um und fragte, ob ich Deutsche sei. Es handelte sich um einen jungen Burmesen, der in Koeln studierte und am naechsten Tag seine Heimat besuchen wollte. Er war sehr betroffen, als er hoerte, dass wir kein Visa erhalten hatten und bat uns sofort seine Hilfe an.
Terenganu
08.09.2010
Nachdem uns Burma nun nicht reingelassen hat, haben wir die Plaene geaendert. Morgen mit dem Bus zur Ostkueste und dann eine Woche spaeter Flug nach Sabah, Borneo. Dort befindet sich das Orang Utan Reservat. Anscheinend wurde das Vorortvisa von Burma nur fuer 4 Monate erprobt und ab September wurde dann wieder die alte Regelung eingefuehrt. Schade, denn ich hatte mich schon sehr auf die Pagoden gefreut. Aber vielleicht sollte man wirklich nicht in ein Land reisen, in dem es keine Meinungsfreiheit gibt und jemand wie Aung San Suu Kyi unter Hausarrest gestellt wird

Uebringens hat die Flugzeugcrew mit allen Mitteln versucht, uns ueber die Enttaeuschung hinwegzuhelfen (obwohl die natuerlich ueberhaupt nicht verantwortlich war). Nachdem die Crew voellig erstaunt war, dass wir nach kurzer Zeit wieder eincheckten, und man uns sicher ansah, wie enttaeuscht wir waren, wurden wir sofort in die erste Klasse umgesetzt. Dann wurde wir alle Viertelstunde gefragt, ob wir etwas wuenschen. Und obwohl dies nicht der Fall war, habe ich jede Menge Schokolade, Kekse und anderes bekommen. Kurz vor Landung sah man mir anscheinend an, dass ich fror und umgehend holte mir die Stewardess eine Decke. Bei Ende des Fluges wurden wir per Handschlag verabschiedet. Es haut mich manchmal schlichtweg um, dass es noch Menschen gibt, die etwas fuer andere tun, ohne dass sie dies eigentlich muessten.

Heute war ich im Time-Square-Shoppingcenter. Im Vergleich dazu ist das deutsche Karstadt ein Tante-Emma-Laden. Das ganze Center geht ueber 7 Stockwerke und ist voll mit der neuesten Mode und der neuesten Elektronik. Wir wohnen aber ein wenig abseits, im chinesischen Viertel. Als wir gestern voellig uebermuedet die Tuer zu unserem Hotelzimmer oeffneten, fielen wir fast aufs Bett, denn das Zimmer ist nur ungefaehr einen knappen Quadratmeter groesser als das Bett. Einer von uns muss sich entweder ins Bett legen oder aber ins Bad gehen, damit der andere ans Gepaeck kommt. Aber ein Bett ist ein Bett und nach dem ganzen Hin- und Her von Flugplatz zu Flugplatz weiss ich das sehr zu schaetzen.

Ich war schon zweimal in Malaysia und habe Kuala Lumpur vermeidet, so wie ich meist versuche, grosse Staedte zu umgehen. Und das war auch richtig, denn ein Wolkenkratzer steht neben dem anderen. Und die Twin-Tower sind im Orginal genauso haesslich wie auf den Fotos.

In ein- oder zwei Tagen ist Ende des Ramadans und entsprechend viele Muslime sind unterwegs. Die jungen malaischen Musliminnen sind uebrigens sehr ungewoehnlich gekleidet. Fast immer ein Kopftuch, aber ansonsten hypermodern. Und einen Freund zu haben und mit dem Hand in Hand zu gehen, ist anscheinend auch nichts Ungewoehnliches.



Samstag, 4. September 2010
Und los geht's!
Der Rucksack ist gepackt und in ein paar Stunden sitzen wir im Zug nach Frankfurt. Fast sah es so aus, als ob mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machen könnte, aber jetzt geht's wieder. Liegt vielleicht auch daran, dass ich noch eine ganze Menge Unterstützung erhalten habe - habe ich auch mehr als gebraucht.

Bin schon gespannt auf Burma.



Mittwoch, 18. August 2010
Reisefieber
Eine Reise beginnt für mich immer mit einem Ritual: dem Kauf eines Stefan Loose Reiseführers. Für Menschen, die auf eigene Faust ein Land bereisen eine große Hilfe, denn es werden günstige Guesthouses genannt, Verkehrsverbindungen aufgezeigt und außerdem viel Interessantes über das Land mitgeteilt. Auf diese Weise beginnt meine Reise schon vor den eigentlichen drei Wochen. Selbst das lässtige Impfen ist für mich auch schon etwas, was mein Reisefieber steigert.

Da ja selbst ich mittlerweile mit dem Internet vertraut bin, habe ich auch schon für die ersten 3 Nächte ein Guesthouse gebucht. Auch ich werde langsam bequemlicher und genieße es, mich bei der Ankunft erstmal um nichts kümmern zu müssen. Und wir haben schon eine sehr nette Rückmeldung erhalten, die unsere Vorfreude steigert.

Und das ist es - unser Guesthouse in Yangon für die ersten 3 Nächte:



Ich freue mich schon unendlich...