Donnerstag, 25. Juli 2019
Israel 2019 (2)
Jaffa, 29.07.2019
Da wir in drei Tagen nach Hause zurückfliegen (müssen), geht es heute zurück nach Tel Aviv, wo wir dann den Leihwagen zurückgeben müssen. Alles gestaltet sich viel länger als geplant, aber letztendlich müssen wir kaum mehr bezahlen, die Mitarbeiter der Leihwagenfirma sind ausgesprochen nett.

Die letzten Tage wollen wir einfach nur ausspannen und wir genießen den Strand von Tel Aviv mit seinen schönen Sonnenuntergängen. Am vorletzten Tag sehen wir uns den Carmel Market in Tel Aviv an. Der Beduinen Markt in Ber Sheba verblasst vor diesem bunten quirligen Markt und wir können uns gar nicht genug sattsehen an den Bergen von Gewürzen und Früchten. Wir wollen dann noch einmal ausgiebig „Shakshuka“ essen, das ist eine Tomaten-Eierspeise. Als ich im Internet nach Rezepten suche, stoße ich auf „Dr. Shakshuka“, der sich direkt bei unserem Guesthouse befindet und dessen Restaurant hochgelobt wird. Es zeigt sich, dass das Lob nicht übertrieben war und wir haben ein tolles Abschiedsmahl.

Tiberias/Galiläa, 27.07.2019
Aus der Stille der Negev Wüste sind wir gestern am See Genezareth in Tiberias angekommen. Die Strandpromenade erinnert mich ein wenig an unser Volksfest im Norden, den Hamburger Dom.
Gestern sind wir dann um den See Genezareth gefahren und ich habe mir die Orte angesehen, die ich beim letzten Mal nicht besichtigen konnte, weil mein Guesthouse ausgebucht war. Die Brotvermehrungskirche konnten wir auch diesmal nicht besichtigen, da sie nicht geöffnet war. Dafür haben wir aber die Petruskapelle und Kapernaum angesehen. Mehr oder weniger per Zufall gelangten wir dann auch an den Berg der Seligpreisungen. Da es kurz vor Schließung des Geländes war, war es angenehm ruhig und man konnte diesen idyllischen Ort wunderbar genießen.

Bei fast allen Orten bin ich persönlich nicht sicher, ob sie tatsächlich den historischen Stätten entsprechen. Bei Kapernaum aber ist es etwas anderes, denn dort haben archeologische Grabungen tatsächlich einen Teil der Siedlung freigelegt, die in die Zeit Jesus datiert wird. Es ist schon sehr beeindruckend, an so einem Ort zu sein.

Mit Schrecken habe ich gelesen, dass vor zwei Jahren von israelischen Siedlern ein Anschlag auf die Brotvermehrungskirche verübt wurde, bei dem Teile der Kirche zerstört wurden. Das Motiv für die Tat bestand darin, dass die Attentäter eine moralische Verpflichtung spürten, Israel von Orten des "Götzendienstes" zu reinigen. Mich erstaunt es immer wieder, mit wieviel Energie Menschen Andersgläubige zu verfolgen. Der monotheistische Gott scheint ein äußerst eifersüchtiger und unduldsamer Gott zu sein. Ist es Zufall, dass die Entstehung der Demokratie und der Republik in die Zeit des Polytheismus fiel?

Negev Wüste, 25.07.2019
Nach zwei Tagen am Toten Meer sind wir gestern mit einem Leihwagen in die Negev Wüste gefahren. Hier wohnen wir jetzt in einer kleinen Holzhütte auf einer Kamel Farm. Ich bin vor vielen Jahren schon einmal auf einem Kamel durch die Wüste geritten. Allerdings war das in der Sandwüste der Sahara und der Ritt verlief zu ebener Erde. Als wir gestern losritten, habe ich es zuerst bereut, denn es ging auf und ab und manchmal ging es an derart steilen Abhängen entlang, dass mir Angst und Bange wurde, zumal die Negev Wüste aus Felsen besteht und man da schon sehr hart fallen kann. Aber nach einiger Zeit wurde ich etwas ruhiger und es war ein einmaliges Erlebnis. Unsere Hütte hat zu allen Seiten Fenster und ich kann neben uns direkt auf die Kamele sehen.

Heute sind wir dann mit dem Wagen durch die Wüste gefahren und haben uns einen Beduinen Markt in Ber Sheba angesehen. Danach ging es dann zu dem Kibbuz Sede Boker, in dem Ben Gurion seinen Lebensabend verbracht hat. Sein Haus, an dem nach seinem Tod nichts verändert wurde, kann besichtigt werden und es gibt diverse interaktive Angebote, um sich über sein Leben zu informieren , die sich insbesondere auch an Kinder richten. Man kann sich sicher vorstellen , dass erheblich idealisiert und alles Negative entsprechend weggelassen wird . Dennoch ist es äußerst beeindruckend, sich anhand der Fotodokumentationen darüber zu informieren, mit welchem Enthusiasmus aus einem Stück Steinwüste eine Oase gemacht wurde. Auch Ben Gurion war damals von dem entstehenden Kibbuz so beeindruckt , dass er sich spontan entschloss, dorthin zu ziehen .
Israel steht an erster Stelle, was die Erforschung der landwirtschaftlichen Möglichkeiten in Wüstengebieten betrifft. Insbesondere spielt dabei auch die Entsalzung von Meerwasser eine große Rolle.

Ich werde gleich noch den Kamelen einen Besuch abstatten und dann die endlich einsetzende Abendkühler genießen.



Dienstag, 16. Juli 2019
Israel 2019 (1)
Jerusalem, 18.07.19
Manchmal korrigieren sich falsche Eindrücke bei einer Wiederholung . Als ich vor vier Jahren in Jerusalem war, gab es dort jede Menge ultraorthodoxe Juden und ich war jetzt erstaunt , dass dies diesmal überhaupt nicht der Fall ist . Aber im nachherein kann ich mir das erklären, denn damals fand gerade das große Sukot Fest statt und aufgrund dieses sehr wichtigen religiösen Festes waren alle Gläubiger nach Jerusalem unterwegs.

Und noch etwas war völlig anders , denn während im ersten Israelurlaub Jerusalem im Vergleich zu Jaffa eher ruhig war , gibt es diesmal eine Reihe von großen Konzerten . Das besondere ist, dass diese - übrigens phantastischen - Konzerte im Davidsturm, bzw. in der Zitadelle stattfinden, ein mehr als 2500 Jahre altes Gemäuer, das von einer riesigen breiten Mauer umrahmt ist, auf der man spazieren gehen kann . außerdem gab es überall Künstler , die ihre Werke präsentieren . Das Ganze bei Nacht und Vollmond und mit Licht-Illuminationen, die eine fast schon surrealistische Atmosphäre schaffen .

Shabbat direkt an der Klagemauer mitzuerleben, ist ein besonderes Erlebnis. Am Freitag Abend bei einsetzender Dämmerung füllt sich der Platz an der Mauer und auch der Vorplatz rasant schnell. Irgendwann sind es dann so viele Menschen, dass auch schon auf dem Vorplatz gebetet wird. Die Menge der Gläubigen könnte gar nicht unterschiedlicher sein: Orthodoxe, Ultaorthodoxe und Gläubige, die völlig modern nach der letzten Mode gekleidet sind und bei denen lediglich durch die Kippa die Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben erkennbar ist.

Jaffa, 17.07.19
Als wir gestern durch Jaffas Altstadt schlendern , entdeckte ich plötzlich eine Skulptur, die einen riesigen verbogenen Löffel darstellte. Dieser Löffel erinnerte mich unweigerlich an die Löffel , die Uri Geller in den 70er Jahren verbog und dies sagte ich auch laut . Daraufhin bemerkte jemand neben mir: "I am Uri Geller". Zuerst wollte ich das nicht so recht glauben , obwohl eine große Ähnlichkeit bestand. Daraufhin wurde mir angeboten, mir das einmal selbst anzusehen und wirklich - der schnell herbei geschaffene Löffel verbog sich wie von Zauberhand! Auch wenn ich immer noch nicht so ganz von telepathischen Fähigkeiten überzeugt war, so war dies doch eine witzige Begegnung, denn ich erinnerte mich an die damalige Fernsehshow , in der die Zuschauer aufgefordert wurden, kaputte Uhren zu berühren, während Uri Geller sich darauf konzentrierte , die Uhren wieder in Gang zu bringen. Damals funktionierte das trotz meiner Skepsis und natürlich sprach ich dies sofort im Physik Unterricht an. Ich werde nie vergessen , dass mein sonst so nüchterner Physiklehrer es tatsächlich für möglich hielt .

Jaffa, 16.07.19
Da mir Israel so gut gefallen hat, mache ich jetzt ein zweites Mal hier Urlaub, diesmal mit meinem Lebensgefährten. Die Anreise verlief chaotisch, denn als wir am Flughafen ankamen, wurde uns gesagt dass unser Flug nach Brüssel annulliert worden ist. Wir mussten also wieder nach Hause und am nächsten Morgen ein zweites Mal zum Airport.

Beim ersten Israelurlaub gefiel mir das Old Jaffa Hostel sehr gut, so dass es diesmal unsere erste Station ist. Wieder die wunderbare Dachterrasse und Gäste jeder Altersklasse und jeder Nationalität Als wir gestern Abend durch die Altstadt liefern, hörten wir plötzlich griechische (!) Musik. Es stellte sich dann heraus, dass es einen Old Jaffa Sommer gibt und jeden Montag gibt es "Greek Mondays" . Das letzte, was ich erwartet hätte, wäre hier in Israel Rembetiko Musik zu hören und ich konnte nicht an mich halten und musste tanzen. Ich habe mal nachgerechnet, dass ich das letzte Mal vor zwölf Jahren nach der wunderschönen Rembetiko Musik getanzt habe.

Gegessen haben wir dann im Restaurant "The old man and the sea" und zwar Mezze, das ist eine arabische Vospeisenplatte mit ungefähr 15 kleinen Schälchen mit Salaten, Cremes und Gemüse. Dazu hatten wir dann einen knallroten Sonnenuntergang. Was will man mehr an seinem ersten Urlaubstag?



Sonntag, 5. November 2017
Im Lande des Hightech IV – warum es einen Kulturschock darstellt, von Korea in den Süden Hamburgs zurückzukehren
Fortsetzung von hier.
Seit fast einem Monat sind wir nun schon von unserer Koreareise zurückgekehrt und diesmal war die Rückkehr anders als bei unseren vorherigen Asienreisen. Zuvor kehrten wir zwar auch immer wehmütig zurück, aber es war zugegebenermaßen auch nicht unangenehm, wieder alle Annehmlichkeiten der Zivilisation zu genießen, zu denen beispielsweise ein verlässliches öffentliches Verkehrssystem, Regeln im Straßenverkehr und last not least auch saubere Toiletten gehören. Korea steht jedoch in diesen Bereichen Deutschland in keiner Weise nach, was aber noch nicht den Kulturschock bei meiner Rückkehr erklärt, denn diesmal waren die Verhältnisse umgekehrt:

Während die Straßen und öffentliche Plätze Koreas sauber sind, sind die Straßen meines Wohnviertels vermüllt und verdreckt. In Korea wird überall sichtbar Mülltrennung praktiziert, den zu meinem Mietshaus gehörigen Mietern ist Mülltrennung völlig egal und Hausmüll wird in die Biotonne entsorgt während Plastik im Altpapiercontainer landet. Öffentliche sanitäre Anlagen waren in Korea immer sauber, während die öffentlichen Toiletten in Hamburg oftmals die Ekelgrenze überschreiten.

Zwischen dem Verkehrsverhalten der koreanischen Autofahrer und dem der Autofahrer im Süden Hamburgs liegen Welten. Hier ist das Straßenbild geprägt von getunten 3er-BMWs, deren hirnfreie Fahrer die Straßen als Rennpiste nutzen und die bei den nichtigsten Anlässen andere Straßenteilnehmer mit wüsten Beleidigungen und Drohungen bombardieren.

Besonders nachdenklich macht der Umstand, dass ich während meines ganzen Urlaubs nur zwei Bettler gesehen habe, wohingegen hier im Süden Hamburgs das Straßenbild von Bettlern geprägt ist.

In Korea gibt es im Straßenbild keine Geschlechtertrennung, Frauen und Männer bewegen sich gemeinsam in der Öffentlichkeit. Dies ist im Süden Hamburgs ein wenig anders, in sogenannten Kulturvereinen sind grundsätzlich keine Frauen erwünscht und wenn Jugendliche in Gruppen unterwegs sind, handelt es sich sehr oft um ausschließlich männliche Jugendliche. Übrigens sieht man in Korea im Gegensatz zu Hamburg keine Frauen in Vollverschleierung. In den Tempeln beten Frauen und Männer gemeinsam und die Zeremonie kann sowohl von einem Mann als auch von einer Frau angeleitet werden, was in vielen religiösen Einrichtungen Hamburgs undenkbar wäre. In Berlin hat die Praxis des gemeinsamen Betens und des durch eine Frau angeleiteten Gebets sogar zu massiven Morddrohungen und der Erfordernis eines ständigen Polizeischutzes für einen der Betreiber geführt.

Koreaner sind ausgesprochen höflich, kommt es ungewollt zu versehentlichem Anrempeln wird eine Entschuldigung lächelnd angenommen. An meinem Wohnort ist so eine Situation schnell mit einer latenten Bedrohung oder zumindest mit heftigen Beleidigungen verbunden.

Nein, Korea ist nicht perfekt und auch dort gibt es wie in jedem anderen Land auch Kriminalität, Korruption und soziale Ungerechtigkeit. Aber dennoch scheint dies nicht das gleiche Ausmaß wie bei uns zu haben und es ist eine äußerst spannende Frage, woran dies wohl liegen könnte. In meinem Reiseführer trägt das Kapitel über die Geschichte Koreas den Titel „Vom Armenhaus zum Tigerstaat“. Als ich vom Hamburger Flughafen wieder in mein Wohnviertel zurückkehrte fühlte ich das genaue Gegenteil: „Vom Tigerstaat ins Armenhaus“.



Montag, 2. Oktober 2017
Im Lande des Hightech - Korea III
Fortsetzung von hier
05.10.17 - zweitletzter Tag in Seoul
Heute haben wir uns die Festung Hwaseong bei Suwon angesehen. Um dort hinzugelangen, muss man erstmal über eine Stunde mit der U-Bahn fahren und dann ein Taxi nehmen. Als wir ankamen, begann gerade eine Probe eines koreanischen Theaterstücks inklusive Orchester und Tanzdarbietung. Obwohl wir kein Wort verstanden, war zu erahnen, worum es wohl ging, anscheinend um den Loyalitätskonflikt zwischen Mutter und Sohn, wobei am Kostüm des Sohnes erkennbar war, dass es sich wohl um einen Adligen in der Kaiserzeit handeln musste. Danach stiegen wir noch die endlos vielen Stufen zu einer riesigen Buddhastatue hoch und danach auf den höchsten Punkt des Berges, von dem aus man einen immensen Ausblick hatte. Der Ausdruck "schön" ist allerdings unzutreffend, denn Seoul besteht aus Unmengen von Wolkenkratzern.

Weil dies so ist, haben wir uns gestern ein bisschen Natur gegönnt und den Seouler Zoo besucht, der umgeben von Bergen und wie ein weitläufiger Park angelegt ist. Der Zoo wird von vielen koreanischen Familie besucht und dabei fiel mir auf, dass die meisten Eltern noch sehr jung sind und meist zwei Kinder haben, zwischen denen der Altersunterschied nur sehr gering ist.

02.10.17 Wieder in Seoul
Nachdem wir drei Tage an der Ostküste in Geoje vergeblich nach einem schönen Strand gesucht haben und es außerdem am letzten Tag in Strömen regnete, sind wir wieder nach Seoul zurückgekehrt. Sich als Ausländer mit dem riesigen U-Bahn Netz zurechtzufinden ist ein kleines Kunststück aber irgendwie haben wir es geschafft, zu unserem Hostel in Insa-dong zu gelangen. Insa-dong bzw. Jongno ist so, wie ich Asien eigentlich kenne: enge dunkle Gassen, kleine Restaurants, in denen auf dem Boden gegessen wird und winzige Geschäfte mit Kunsthandwerk oder allem möglichen Trödel. Gleich nach der Ankunft suchten wir den Jogyesa-Tempel auf, in dem gerade die Abendgebete stattfanden. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres und Friedvolleres, als einer buddhistischen Zeremonie beizuwohnen.

Im Anschluss wollten wir essen gehen und entschieden uns dann für ein typisch koreanisches Restaurant, in dem jeder Tisch einen offenen Grill in der Mitte hat. Man erhält geschnetzeltes Fleisch und jede Menge Beilagen. Ich habe das erste Mal einen kleinen Film mit dem Handy gemacht und hoffe, dass ich es schaffe, ihn hochzuladen und diesen Beitrag beizufügen. Den enormen Lärmpegel habe ich gut angefangen, was der Film nicht zeigen kann ist die riesige Hitze, die von dem Grill ausgeht. Ich war nach dem Essen verschwitzt und knallrot.
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Mittwoch, 27. September 2017
Im Lande des Hightech - Korea II
Fortsetzung von hier
28.09.17 Gyeongju
Gyeongju hat für Korea die gleiche Bedeutung wie Kyoto für Japan, beide Städte sind Unesco Kulturerbe und beide waren vor vielen hundert Jahren Hauptstädte und Sitz der Könige. Heute haben wir uns dann auch den Bulguksa-Tempel angesehen. So beeindruckend der riesige Tempelbau mit seiner langen wechselhaften Geschichte auch ist, der kleine Tempel von Bongjeongsa in seiner Stille und Abgelegenheit hat mich sehr viel mehr beeindruckt.
Auf dem Rückweg haben wir dann endlich einmal einen Markt entdeckt. Die asiatischen Märkte sind etwas ganz Besonderes. Kleidung, Küchengeräte, Gewürze, Fleischereien, Fischstände, Gemüse, Obst und Garküchen befinden sich auf engstem Raum und man gerät in einen Strudel aus Gerüchen, Geräuschen und Bildern. Während wir gestern aus lauter Not in einer Art koreanischen McDonald's gegessen hatten, haben wir heute endlich einmal wieder eine richtige Garküche genossen. Typisch für Korea sind die vielen Beilagen, die zu einer Mahlzeit gereicht werden. Vor uns auf dem Tisch standen ungefähr 20 Schüsseln mit verschiedenen Zutaten, die die Beilagen zu unserer Suppe bildeten.

27.09.17
Gestern haben wir das Kloster Bongjeongsa besucht, das ziemlich versteckt inmitten von Bäumen auf einem Hügel liegt. Schon beim Aufstieg hörte man das rhythmische Schlagen auf die hölzerne Gebetsglocke, die die monotonen Gesänge der Mönche begleitet. Außer mir, meinem Freund und Mister Kim Jong gab es keine anderen Besucher. Während ich der Gebetsrezitation zuhörte, sah ich auf einem Stein vor mir eine riesige Gottesanbeterin, die allerdings nicht wie normalerweise still verharrte, sondern die sich rhythmisch hin und her schwank. Inmitten der Stille hatte das Ganze etwas fast schon Magisches. Nach dem Kloster Besuch suchten wir gemeinsam ein traditionelles koreanisches Restaurant auf. Mister Kim Jong erklärte uns, dass das Restaurant auf die Feiern von sogenannten Gedenktagen spezialisiert ist. Diese Gedenktage dienen dem Andenken an Verstorbene.

24.09.17
Nachdem wir drei Tage in Daegu waren , sind wir gestern in Angong angekommen . hier wohnen wir in einem sogenannten Hanokstay, das ist ein traditionelles Haus, in dem es nur Futon Matratzen und vielleicht noch einen kleinen Schrank gibt . unser Vermieter ist unheimlich nett und hilfsbereit . Da das Haus sehr abgelegen ist , hat er uns zu dem nächsten Restaurant gefahren , von dem er meinte, dass es uns gefallen würde, nämlich das "French Brunch". Mister Kim Jong (er heißt wirklich so!) macht sich nämlich große Sorgen , dass uns das Essen zu scharf wäre. Wir essen allerdings sehr gerne koreanisch und betonen immer wieder, dass wir gern "spicy" essen, aber er glaubt es uns nicht so recht.

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Dienstag, 19. September 2017
Im Lande des Hightech - Korea
20.09.17 - Alles très chic!
Nach einem Tag mit Fieber im Zimmer sind wir heute durch das Viertel von Itaewon gestreift. Unser Spa Guesthouse liegt direkt an einem Rotlichtviertel, das teilweise stark an die Hamburger Herbertstrasse erinnert. Aber weiter ins Zentrum wird es dann ausgesprochen schick, jede Menge ausländischer Restaurants und Bars. Was mich völlig erstaunt, ist die Tatsache, dass man erheblich weniger Armut als in Hamburg sieht - keine Bettler, keine Clochards und keine Menschen, die irgendwie heruntergekommenen aussehen. Ein absolut krasser Gegensatz zu Hamburg, vor allem zu dem Viertel, in dem ich lebe. Ich hatte mir elegantere Klamotten mitnehmen sollen....

19.09.17
Nach 10stündigen Flug sind wir gestern in Seoul in Korea angekommen. Schon vom Flugzeug aus sah man Unmengen von Hochhäusern. Das Guesthouse hatten wir für die ersten beiden Tage schon von zu Hause aus gebucht. Was sehr irritierend war, war der Umstand, dass mein Freund und ich getrennte Treppen benutzen mussten. Dies ist jedoch erklärbar dadurch, dass das Guesthouse gleichzeitig auch ein riesiger Spa ist, in dem es getrennte Bereiche für Frauen und Männer gibt. Nutzt man also den falschen Aufgang, kann es passieren dass man in eine Etage mit lauter nackten Männern kommt.

Als wir in unser Zimmer kamen, waren wir zuerst erfreut über den schönen Ausblick auf einen Tempel, aber dann stellte sich heraus, dass es lediglich ein Fake war, denn der Tempel war nur an die Wand gemalt. Mit anderen Worten: wir haben ein Zimmer ohne Fenster und Belüftung. Aber so etwas kennen wir schon von früheren Reisen und nehmen es relativ gelassen.

Koreaner sind wahre Spa-Fans und verbringen nicht nur einige Stunden dort, sondern die ganze Nacht. Hierzu gibt es entweder eine Halle mit einem Marmorboden, auf dem mit oder ohne Matte geschlafen wird, oder aber ūbereinander gebaute Schlafnischen, die an riesige Schließfächer erinnern. Für das Duschen wird sich hier wesentlich mehr Zeit genommen denn es geschieht im Sitzen. Daher sieht die sanitäre Anlage aus wie die einer Kita, denn es gibt hier sehr tief angebrachte Waschbecken mit Spiegeln und einer Handdusche, vor denen winzige Plastikschemel stehen.

Es gilt hier als sehr große Unschicklichkeit, sich öffentlich die Nase zu putzen. Ich habe mich im Flugzeug fürchterlich erkältet, also bleibe ich vorerst im Zimmer und schlafe mich aus.
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Mittwoch, 21. Oktober 2015
Israel (7) – Vertriebene
Fortsetzung von Fortsetzung von Israel (6)
Seit zwei Wochen bin ich wieder zuhause und komme jetzt endlich dazu, ein paar meiner Fotos in meine Beiträge einzufügen. Unweigerlich ruft dies jede Menge Erinnerungen hoch. Etwas war diesmal anders als bei meinen bisherigen Reisen, allerdings kann ich dies nur schwer benennen. Ist es die große Widersprüchlichkeit dieses Landes? Man könnte diesen Widerspruch vielleicht so formulieren, dass ein Volk, dessen Geschichte aus Verfolgung und Vertreibung bestand, jetzt selbst Menschen vertreibt. Aber dies ist eben nur zum Teil zutreffend, denn ein großer Teil der Israelis lehnt die Behandlung der Palästinenser ab und steht der Siedlungspolitik äußerst kritisch gegenüber. Die KZ-Überlebende Esther Bejarano kehrte beispielsweise unter anderem auch wegen der Unterdrückung der Palästinenser wieder aus Israel nach Deutschland zurück. Und die Philosophin Hannah Arendt bezeichnet die Gründung des Staates Israel sogar als „Selbstüberschätzung des Judentums“. Der jüdische Schriftsteller Arthur Koestler beschreibt die im Jahr 1917 erfolgte Balfour-Deklaration kritisch als eine Erklärung „ in der eine Nation einer zweiten Nation das Land einer dritten verspricht.“

Während meiner Jugend trugen viele meiner Bekannten ein Palästinensertuch und es war klar vorgegeben, dass man sich solidarisch mit den Palästinensern zu zeigen hatte, denn schließlich waren es die Schwächeren. Und die Schwächeren waren unhinterfragt immer diejenigen, die im Recht sind und denen genauso unhinterfragt jegliches Mittel zur Gegenwehr zugestanden wurde. Als dann im Jahr 1977 die Landshut entführt wurde und drei der palästinensischen Flugzeugentführer bei der Befreiung getötet wurden, bestand demzufolge bei vielen meiner Bekannten die Reaktion auch eher aus Bedauern als aus Erleichterung. Für mich war das tiefe Mitleid mit Menschen, die ohne Skrupel bereit sind, andere Menschen in die Luft zu jagen, kaum nachvollziehbar. Die Schilderungen der Geiseln in Bezug auf den Anführer skizierten von diesem ein Bild, das man ohne Übertreibung als die arabische Version eines Obersturmführers bezeichnen könnte. Als ich dann erst vor kurzem Einzelheiten über die Entebbe-Flugzeugentführung Entführung las, bei der jüdische und nichtjüdische Passagiere selektiert wurden, empfand ich einfach nur noch tiefe Abscheu.

Es steht für mich außer Frage, dass man Menschen nicht einfach aus ihrem Land vertreiben darf und der Anspruch auf ein Land nicht einfach aus dem Umstand abgeleitet werden kann, dort vor über 2000 Jahren ansässig gewesen zu sein. Aber für mich steht genauso außer Frage, dass es nichts gibt, mit dem man Flugzeugentführungen, Bombenattentate und Massakrierungen rechtfertigen kann. Die eigentliche Tragik an dem Palästinakonflikt besteht darin, dass es auf beiden Seiten durchaus viele Menschen gibt, die sich eine friedliche Lösung wünschen, deren Stimme jedoch weitgehend unbeachtet bleibt.

Ich habe mich immer wieder gefragt, welche Rolle bei all der Gewalt die Religion spielt. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, fundierte Kenntnisse über die jüdische Religion zu haben, aber für mich ist es erstaunlich, welch himmelweiter Unterschied zwischen orthodoxen und säkularen Juden besteht. Orthodoxe Religiosität stellt immer einen anachronistischen Aspekt dar, nicht nur im Judentum. Allerdings gibt es beim Vergleich zu anderen Religionen etwas, das darüber hinausgeht. Ausgehend von meinen ganz persönlichen Erfahrungen will ich den Versuch machen, dies in Worte zu fassen. Wenn ich zum Beispiel an die Begegnung mit einer in einer Hütte (oder war es eine Höhle?) lebenden hinduistischen Eremitin auf Bali zurückdenke, dann stellt deren Leben selbstverständlich einen riesigen Kontrast zu meinem Leben dar. Aber trotz dieses Kontrastes gibt es etwas, das ich zumindest teilweise nachvollziehen kann, nämlich den Wunsch nach einem spirituellen Leben in der Natur fernab von Technik und Ablenkung. Das gleiche gilt für die vielen buddhistischen Mönche, die mir in Klöstern begegnet sind, die für sich den Weg der Kontemplation gewählt haben.

Wesentlich schwerer fällt es mir jedoch nachzuvollziehen, dass es aus religiösen Gefühlen wichtig sein kann, an bestimmten Tagen keinen Fahrstuhl zu fahren, kein Einschreiben anzunehmen, das Licht nicht an- oder auszuknipsen oder sich nicht mit dem Rollstuhl fortzubewegen. Mir ist noch gut in Erinnerung, dass während meiner Kindheit die Sonntage auch mit bestimmten Geboten belegt waren – man trug festlichere Kleidung, die Geschäfte waren geschlossen und es gab etwas Besonderes zu essen. Dennoch besteht für mich ein Unterschied zwischen den Sonntags- und Sabbatsbräuchen, denn auch wenn es bestimmte verbindliche Sonntagsbräuche gab, so herrschte dennoch eine relative Toleranz gegenüber denjenigen, die diese Regeln nicht einhielten. Und vor allem gab es nicht die merkwürdige Praxis, dass man für bestimmte, am Sonntag unübliche Verrichtungen Andersgläubige beauftragte. Dies ist jedoch durchaus gängig unter ultraorthodoxen Juden, die am Sabbat jemanden – meistens Araber – beispielsweise damit beauftragen, jemanden ins Krankenhaus zu fahren, das Licht anzuknipsen oder die Klimaanlage einzuschalten. Diese Eigentümlichkeit wird noch merkwürdiger dadurch, dass auch hierbei ein wenig getrickst wird, denn eigentlich darf man den jüdischen Vorschriften zufolge für verbotene Tätigkeiten nicht einfach jemanden um deren Ausführung bitten und so wird der Wunsch nach einer Dienstleistung zum Beispiel umgesetzt durch die Mitteilung, jemand sei krank und im Schlafzimmer sei es zu hell oder zu heiß.

Ich will mit meiner Kritik nicht dem allgemein üblichen Brauch anschließen, sich über religiöse Regeln lustig zu machen, mir geht es um etwas anderes, nämlich darum, mir näher anzusehen, was durch bestimmte Regeln erkennbar wird. Wenn eine religiöse Einstellung nur dann konsequent umsetzbar ist, wenn man sich derer bedient, die diese Einstellung nicht haben, bekommt diese Einstellung zwangsläufig etwas Fragwürdiges. Wobei betont sei, dass dies nicht nur im Judentum der Fall ist, sondern derartiges auch in anderen Religionen vorkommt. So ist zum Beispiel in vielen buddhistischen Strömungen der Beruf des Schlachters verpönt, aber dennoch wird dessen Fleisch gekauft und gegessen. Im Hinduismus ist beispielsweise der Beruf des Bestatters sehr schlecht angesehen, aber selbstverständlich werden dessen Dienste in Anspruch genommen.

Ein System, in dem Regeln und Gebote nur dann funktionieren, wenn es dort Menschen gibt, für die diese Regeln und Gebote nicht gelten, offenbart ein elitäres Wertesystem, in dem die Vorstellung von der Gleichheit unter Menschen kein anzustrebendes Ziel darstellt. Für Religionsgegner mag dies der eindeutige und unwiderlegbare Beweis dafür sein, dass Religion sowieso nur Übel mit sich bringt und Religiosität nicht mit Intelligenz und Aufklärung vereinbar ist. Für mich hingegen besteht die Lösung nicht in der Abschaffung der Religion (was wohl auch kaum gelingen dürfte….), sondern darin, Religion immer wieder zu hinterfragen. Es mag sein, dass bestimmte Regeln und Gesetze zu früheren Zeiten sinnvoll waren, es jedoch heute nicht mehr sind. Und dies wird man nur dann herausfinden, wenn man sich immer wieder kritisch mit ihr auseinandersetzt. Für ein vertriebenes und verschlepptes Volk mag es durchaus überlebenswichtig gewesen zu sein, sich seine Identität über die Betonung seiner Stammeszugehörigkeit und die Aufrechterhaltung seines Brauchtums zu bewahren. Aber wenn die Situation sich geändert hat, sollte dies auch wahrgenommen werden und darf sich nicht in das Gegenteil – die Vertreibung anderer – verkehren.

Ich schließe mich der Ansicht des (jüdischen) Philosophen Ernst Bloch an, der davon sprach, man müsse die christliche Religion „beerben“. Diesen Ausspruch halte ich für so wertvoll, dass ich ihn noch dahingehend erweitern möchte, jede Religion zu beerben in Bezug auf diejenigen Werte, die dem Streben nach Gerechtigkeit und friedlichem Zusammenleben dienlich sind. Und genauso, wie man sich nach dem Antritt eines Erbes der unbrauchbaren Anteile entledigt, so sollte man auch mit den Anteilen verfahren, die mit dem Anspruch auf Gerechtigkeit und friedlichem Miteinander unvereinbar sind.

Toleranz2
Diese witzige Zeichnung habe ich im Schaufenster einer kleinen Galerie in Jaffa entdeckt.



Dienstag, 13. Oktober 2015
Israel (6) – ein orangefarbener Hoffnungsschimmer
Fortsetzung von Israel (5)
Eine Frage, die mich während meiner ganzen Reise beschäftigt hat, ist die Frage, ob es jemals Hoffnung auf Frieden für Israel geben wird. Obwohl ich schon vor meiner Reise sehr viel über Israel und Judentum gelesen habe, habe ich keine Antwort auf diese Frage gefunden. Allerdings gab es eine kleine Begebenheit an meinem letzten Tag in Israel. Beim Schlendern durch die Stadt sah ich vor mir zwei Jugendliche in leuchtend orangen T-shirts auf denen zu lesen war „jews and arabs in coexistence“. Die beiden Jugendlichen verschwanden zu schnell aus meinem Blickfeld, als dass ich sie hätte ansprechen können – was ich liebend gern getan hätte. Aber auch wenn dies nicht möglich war, so wecken diese fünf Worte Hoffnung. Es gibt sie also – Menschen, die die gegenseitige Zerstörung beenden wollen und auf Frieden setzten.
Jews and Arabs
Fortsetzung Israel (7) hier



Israel (5) – ein wenig wie Klassenreise
Fortsetzung von Israel (4)
Old Jaffa Hostel, 09.10.2015
Das kann in Israel passieren, wenn man nicht vorher bucht – mein Einzelzimmer war nur für 2 Tage frei und zunächst sieht es so aus, als ob noch nicht einmal ein Dormitory frei ist, aber dann bleibt doch noch ein Bett unbelegt. Ich ziehe also in ein Zehnbettzimmer um, das genau über einer Restaurantzeile liegt. Das letzte Mal habe ich im Alter von 19 in einer Jugendherberge übernachtet. Schon die beiden letzten Nächte konnte ich nur mit Ohrstöpseln schlafen, die allerdings auch keine vollständige Stille verschaffen. Heute Nacht kommt dann noch eine Schlafmaske hinzu, weil die helle Außenbeleuchtung das Zimmer fast taghell scheinen lässt. Mit diesen Hilfsmitteln lässt es sich dann aber wider Erwarten doch ganz gut schlafen. Old Jaffa Hostel Übrigens unterscheiden sich sowohl das jetzige Hostel als auch das Fauzi Azar in Nazareth optisch sehr von unseren Jugendherbergen, denn sowohl Gemeinschaftsräume als auch Einzelzimmer sind nicht so nüchtern wie bei uns gestaltet, sondern mit Unmengen von alten Schwarzweiß-Familienfotos dekoriert. Dadurch fühlt man sich ein bisschen wie jemand, der privat bei einer Familie zu Gast ist.

Ich stelle mir unweigerlich die Frage, ob ich nicht doch etwas zu alt für solche Art zu reisen bin. Aber ich bin längst nicht die Älteste hier, da ist zum Beispiel noch die 82jährige Südafrikanerin Ruth, die zuvor sogar auf dem Boden (!) der Dachterrasse geschlafen hat. Ruth hat bis vor kurzem ehrenamtlich in der Armee im Bereich des Recyclings gearbeitet. Sie ist überzeugte Christin und möchte Israel unbedingt unterstützen. Es ergibt sich ein lebhaftes Gespräch zwischen uns beiden, bei dem deutlich wird, dass Ruth trotz ihres proisraelischen Engagements die Behandlung der Palästinenser verurteilt. Wir unterhalten uns auch über ihre Situation in Südafrika und sie sagt mir, dass die Gewalt gegen Weiße so zugenommen hat, dass sie sich dort nicht mehr wohl fühlt und so manche jüngere Menschen jetzt Südafrika verlassen. Sie erzählt auch von der dortigen hohen Vergewaltigungsrate und dass immer wieder sogar Babys vergewaltigt werden, weil noch an Magie geglaubt wird, der zufolge Sex mit einem Baby Aids heilen würde. Es ist ein sehr düsteres Bild, das Ruth zeichnet und auch wenn ich nicht in allem zustimme, wird für mich verständlich, warum sie vor dem Hintergrund ihres südafrikanischen Lebensalltags Israel als weitaus weniger unsicher empfindet.

Auch mit anderen Reisenden ergeben sich kurze Gespräche und eine junge Hamburgerin teilt meinen Eindruck, dass hier viel mehr ältere Reisende unterwegs sind als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Südostasien. Ich mache mir Gedanken über die möglichen Gründe. Mein Eindruck ist, dass ein Teil der Israelreisenden sehr geschichtsinteressiert ist und ein weiterer Teil das Land wegen der christlichen Stätten bereist. Leute, die einfach nur Fun haben wollen, wie man sie manchmal in Thailand oder Bali trifft, findet man hier hingegen weniger. Dies liegt mit Sicherheit auch daran, dass Israel ein enorm teures Reiseland ist, das das Budget von Studenten schnell übersteigt. Allerdings wird auch hier in Israel jede Menge Unterhaltung geboten, wie zum Beispiel auch hier in Jaffa, dessen Restaurantzeile mich an das Szeneviertel der Hamburger Schanze erinnert. Als äußerst angenehm empfinde ich die Musik, die hier gespielt wird. Weder Techno noch House, stattdessen Blues- und Rockraritäten.

Wider Erwarten habe ich doch ein paar Stunden fest durchgeschlafen und freue mich auf die schöne Dachterrasse auf der ich meine letzten Stunden vor dem Abflug verbringen werde.

Noch ein paar Worte zu Jaffa: genau wie in Jerusalem gibt es eine kleine Altstadt, die aus vielen kleinen Treppen und engen Gassen besteht. Allerdings ist hier erfreulicherweise nicht alles mit Souvenirshops übersäht, sondern es gibt kleine Galerien und echtes Kunsthandwerk. Viel zu teuer zum Kaufen, aber wunderschön anzusehen. Jaffa liegt direkt am Meer und es gibt einen kleinen Hafen und beim Schlendern stoße ich auf die St. Peters Church. In der Kirche, deren Wände aus rötlichem Marmor bestehen und deren Fenster bunt schillernd Heilige darstellen, werden Choräle gespielt und ich bleibe mindestens eine halbe Stunde, um diese meditative Atmosphäre zu genießen.
Fortsetzung Israel (6) hier



Montag, 12. Oktober 2015
Israel (4) - It's just a normal thing here
Fortsetzung von Israel (3)
Jaffa,06.10.15
Nach den 2 unfreiwilligen Tagen in Tiberias bin ich heute Mittag in Jaffa angekommen. Ich hatte zuerst ein wenig gehadert mit der Tatsache, in Tiberias festzusitzen, denn außer der Lage am schönen See Genezareth ist Tiberias mehr oder weniger langweilig. Aber am letzten Abend wog dann ein Erlebnis das Ganze wieder auf. Als ich nach dem Abendessen noch etwas an der Strandpromenade schlenderte, hörte ich von weitem einen ohrenbetäubenden Lärm. Als ich mich näherte, sah ich, wie vor einem als Sabbathaus ausgeschilderterten Gebäude Männer um einen Tisch mit zwei Thorarollen tanzten. Ich hatte so eine Zeremonie einige Tage zuvor schon einmal in einer Synagoge gesehen. Tora TanzDies hier unterschied sich jedoch erheblich davon, denn während in der Synagoge nur gesungen wurde, wurde hier als Begleitung zum Tanz sehr laute Musik vom Mischpult gespielt. Allerdings nicht, wie man vielleicht erwarten würde, die typischen traditionellen religiösen Gesänge, sondern eine ziemlich schrille Mischung aus einer Art orientalischem Pop und Techno! Und der Tanz wurde auch nicht gemaechtlich und gesittet aufgeführt, sondern erinnerte mehr oder weniger an etwas, das man am ehesten als einen fröhlichen Hexenkessel bezeichnen könnte. Beeindruckend war vor allem, dass es sich keineswegs nur um junge "moderne" Männer handelte, sondern auch einige ältere orthodoxe Gläubige unter den Tänzern waren, die mit ihren klassischen traditionellen schwarzen Mänteln, großen Hueten, Stirnlocken und Bärten zu der äußerst modern und schrill anmutenden Musik mindestens genauso ausgelassen wie die Jungen mittanzten.

Nach einer Weile wurden die beiden Thorarollen von dem Tisch genommen und abwechselnd von den tanzenden Männern herumgereicht, wobei die Rollen dabei immer wieder auch kurz zu den Aussenstehenden gehalten wurden, die die Rollen dann küssten. Bei der Zeremonie handelte es sich um den letzten Tag des Sukkot, also des Laubhüttenfestes, bei dem die Lesung der Thora ihren Abschluss findet und gleichzeitig den Beginn für die neue jährliche Thoralesung bildet.

Ich kann nur schwer beschreiben, welch überaus glücklicher Ausdruck sich während dieser Zeremonie in den Gesichtern der Menschen widerspiegelte. Tora Tanz2 Es war offensichtlich, dass die beiden Thorarollen für die Anwesenden etwas unvergleichbar Glueckbringendes und Seligmachendes darstellten. Entsprechend wurde der Tanz auch immer ausgelassener und wilder.

Wie bereits erwähnt, hat mich die Tatsache, Zeugin eines sso beeindruckenden und unvergleichlichen Ereignisses sein zu dürfen, mit dem ungeplanten Aufenthalt in Tiberias versöhnt.

Tiberias o4.10.2015
Ich habe von den Gewalausschreitungen in Jerusalem erst vor kurzem erfahren, als ich mich noch in Nazareth aufhielt. Da ich nicht ständig online bin und außerdem seit gestern abend damit beschäftigt war , meine Weiterfahrt nach Tiberias zu organisieren, wurde ich erst durch eine SMS von Zuhause darüber informiert.

Es ist nicht nur am Sabbat fast unmöglich, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, sondern an diversen anderen Feiertagen auch. Und heute ist immer noch Laubhüttenfest, das Sukkot, und aus diesem Grund fahren bestimmte Busse nicht, so dass ich notgedrungen ein Taxi nehmen musste, das mich dann zu einer 12 km noerdlich von Tiberias gelegenen Jugendherberge fuhr, die von meinem Reisefuehrer verheißungsvoll als "schönste Jugendherberge Israels" beschrieben wurde. Diese war jedoch ausgebucht und somit musste ich wieder nach Tiberias zurück fahren, obwohl ich eigentlich überhaupt nicht vorhatte, dort zu bleiben. Ich hatte zwar vorab die schönste Jugendherberge Israels angemailt und daraufhin auch eine Antwort erhalten. Diese war allerdings etwas missverstaendlich, so dass ich nochmals nachfragte. Leider erhielt ich aber die zugesagte Antwort nicht. Der Mitarbeiter an der Rezeption begründete dies dann lapidar mit: "Am Sabbat arbeiten wir nicht." See Genezareth Nun bin ich also nicht im Norden Galiäas, aber immerhin am See Genezareth, an dessen Strandpromenade ich ein fürstliches Mahl zu mir nehme.

Aber zurück zu den Ereignissen hier. Als ich mich mit dem sehr hilfsbereiten Mitarbeiter meines Hotels über die Anschläge unterhielt, antwortete er mir lächelnd: "It's just the normal thing here." Es könne auch an jedem anderen Platz etwas schlimmes passieren, letztendlich liegt es nicht in unseren Händen, fügte er noch dazu.

Ich lese während meiner Reise ein wenig über die jüdische Religion und vor diesem Hintergrund kann ich diese Haltung besser verstehen, auch wenn es mir schwerfaellt, jegliches Geschehen als gottgegeben anzusehen. Letztendlich bleibt aber den Menschen, die hier in Israel leben - egal welcher Glaubensrichtung sie angehören - gar keine andere Wahl, als die allgegenwärtige Gewalt hinzunehmen.
Fortsetzung Israel (5) hier