Samstag, 1. Dezember 2012
Wahrheit und Zynismus
"Ein Feigling ist ein Mensch, bei dem der Selbsterhaltungstrieb noch normal funktioniert."
Ambrose Bierce (1842-1914)


Das hieße im Umkehrschluss, dass ein Mensch, der nicht feige ist, keinen intakten Selbsterhaltungstrieb mehr besitzt. Und das wiederum ist gleichbedeutend damit, gegen die Widrigkeiten des Lebens schlechter gewappnet zu sein. Es sind die Feiglinge, die überleben werden. Oder zumindest besser und länger leben.

Keine rosige Aussicht. Aber ich befürchte, es steckt eine tiefe Wahrheit in diesem Spruch des ausgesprochenen Zynikers Bierce. So wie er ja selbst auch Zynismus definiert: „Ein Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht, wie sie sind, statt wie sie sein sollten."

Ich glaube, ich muss mir Bierce "Wörterbuch des Teufels" mal näher ansehen.



Donnerstag, 16. Februar 2012
Straf-Steuer für die genusssüchtige Party-Generation
Ich habe gerade erfahren, dass ich zur Gruppe der „Genusssüchtigen Party-Generation“ gehöre, da ich keine Kinder habe. Selbst in einer Pro- und Kontra Kolumne wird dieser Begriff tatsächlich ohne Gänsefüßchen geschrieben. Na klar, für Kinderlosigkeit gibt es nur einen einzigen Grund, nämlich Bock auf Feiern, Feiern, Feiern!

Wir – also die "genussüchtige Party Generation" – sind Schuld am Kollaps unseres Pflege- und Rentensystems. Es ist eigentlich zu dämlich um darauf zu antworten. Aber man sollte spaßeshalber mal auf dem gleichen Niveau bleiben, und kontern, dass wir – also wieder die "genusssüchtige Party-Generation" – unserem Staat auch keine Kosten für Schulen, Kindergärten, Kinder- und Erziehungsgeld, Familienhelfer, Jugendwohngruppen, Sozialpädagogen und Erzieher e.t.c. verursachen.

Aber mal im Ernst – es gibt eine Unmenge von Gründen, keine Kinder zu haben. Übrigens sind auch längst nicht alle "genusssüchtigen Partygänger" kinderlos. Und wenn der Staat mit dieser Steuer ein Zeichen setzen will, dann setzt er es auch in die Richtung der immer zahlreicher werdenden Menschen, die Kinder in die Welt setzen, ohne diese auch eigenständig und eigenverantwortlich aufziehen zu können.

Nur so nebenbei: die Rechnung, dass Eltern für jedes Kind etwa 122 000 Euro bis zum 18. Lebensjahr zahlen, trifft auf die unteren Lohngruppen nicht zu. Dort wird wohl kaum ein Betrag von rund 560,00 Euro pro Monat und pro Kind übrig sein. Aber von diesen Einkommensschichten wissen unsere Politiker ja ohnehin nicht allzu viel.



Donnerstag, 1. Dezember 2011
Mit Kanonen auf Spatzen schießen – oder mit Fischfutter auf Wendehälse
Wundern tut’s mich nicht, dass jemand wie der Grünen-Politiker Ströbele einem Blogger seinen Beitrag verbieten lassen will. Schließlich ist es ja auch ziemlich peinlich, dass jemand, der früher jede Form der staatlichen Macht radikal abgelehnt hat, jetzt wegen einer Lappalie eben jene staatliche Macht zur Hilfe ruft.

Da wird jemand in einem Angelteich von Anglern mit Fischfutter beschossen. Würde mich übrigens auch aufregen und ich würde mir diejenigen höchstwahrscheinlich vorknöpfen. Allerdings würde mir wohl nicht die Idee kommen, deswegen eine Strafanzeige zu machen. Schon gar nicht, wenn diejenigen minderjährig wären.

Für Ströbele scheint dies jedoch eine völlig angemessene Reaktion zu sein. Anscheinend aber wiederum nicht so angemessen, dass jemand darüber schreiben darf. Da wird dann ein zweites Mal staatliche Hilfe in Anspruch genommen und nach einem Verbot geschrien. Wär’ ja noch schöner, wenn jemand einfach über etwas, das real passiert ist, auch schreiben darf.

Ja, was denn nun, Herr Ströbele? Sie waren doch früher mal ein Verfechter der freien Presse! Und zudem ein erklärter Sympathisant der Anarchie.

Irgendwie passt das nicht zusammen. Aber irgendwie dann wieder doch. Denn ist es ja nun mal etwas völlig anderes, wenn jemand selbst betroffen ist.

Und dabei hat Ulrike Meinhof 1970 doch ausdrücklich formuiert: " Und natürlich kann geschossen werden.“



Donnerstag, 24. November 2011
Gibt es Contrarys unter uns?
Endlich habe ich einen Erklärungsansatz für das Phänomen gefunden, dass so mancher Betreiber einer Homepage sich völlig anders darstellt, als er tatsächlich ist. In meiner Erklärung muss ich dafür etwas ausholen:

Unter den nordamerikanischen Indianerstämmen gab es den kuriosen Typus des sogenannten „Contrary“. Gemeint ist damit jemand, der seine Verhaltensweisen in den genauen Gegensatz verkehrt und ausführt. Charakteristisch ist dabei eine ins Gegenteil verkehrte Sprache, bei der die tatsächliche Bedeutung umgekehrt, gewendet wird. Beispielsweise bedeutet diesem Prinzip zufolge "Nein" grundsätzlich "Ja" und "Guten Tag" bedeutet "Auf Wiedersehen!" Die verkehrte Sprache beinhaltete auch eine sogenannte „umgekehrte Reaktion“, das heißt, dass genau das Gegenteil von dem getan wird, was andere verlangen. Ruft zum Beispiel jemand, der nach dem Prinzip des Contrary handelt, "Komm näher“", so meint er jedoch, dass derjenige sich entfernen solle.

Und als ich dies las, fiel es mir schlagartig wie Schuppen von den Augen, dass es nicht nur unter den Cheyenne, Sioux oder Kiowa Menschen gibt, die das genaue Gegenteil von dem tun, was sie sagen – nein, auch mitten unter uns in unserer abendländischen zivilisierten Hightechgesellschaft ist dieser merkwürdige Typus in allen Bereichen präsent.

Und genauso wenig, wie man sich auf die Aussage eines Contrary verlassen sollte, genauso wenig sollte man sich auf Aussagen so mancher Websitebetreiber verlassen. Aber ist man erstmal mit dem Begriff des Contrary vertraut, dann hat man jetzt zumindest eine Richtlinie dafür, wie man mit den Contrarys unter uns umgehen sollte. Attribute wie „hochqualifiziert“ und „engagiert“ kann man jetzt getrost gemäß ihrem Antonym verwenden, was bedeutet, dass es sich um jemanden handelt, der mittelmäßig ist und Dienst nach Vorschrift macht.Und die Aussage eines Contrarys: „Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt“ heißt nichts anderes, als dass es um alles Mögliche geht, aber ganz sicher nicht um den Menschen. Will man wissen, woran man wirklich ist, sollte man einfach die Contrary-Übersetzung anwenden.

P.S.: wer’s nicht glaubt, dass Contrarys tatsächlich existierten: der auf nordamerikanische Indianerkulturen spezialisierte Anthropologe Julian Steward hat die Rolle des „Contrary“ wissenschaftlich untersucht. Vielleicht haben auch manche von den Älteren unter uns schon mal Arthur Penns „Little big man“ angesehen, in dem ein Contrary sehr eindrucksvoll dargestellt wird.



Sonntag, 13. November 2011
Ist ein schlechter Witz trotzdem ein Witz?
Wir verkloppen jeden Juden. Ab jetzt ist es Hardcore, du Opfer.

Mit dem Schwanz in der Hand, steh ich vor dir, du Neger. Mit der rechten wird’ ich wichsen, mit der linken dich schlagen.
.

Da hat sich natürlich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Keine Panik, alles im grünen Bereich, denn Bushido hat ja nur „Schwuchteln“ und nicht „Juden“ gesungen; nur „Bitch“ und nicht „Neger“. Es gibt also gar keinen Grund zu Aufregung.

Es gab immer eine Hierarchie und es wird immer eine Hierarchie geben, wenn es um den Kampf gegen Diskriminierung, Hetze und Gewalt geht. Geht es „nur“ um Frauen, dann wird schon mal ein Auge zugedrückt. Nicht, dass es im Selbstverständnis der sich als-ach-so-kritisch und ach-so-engagierten linken Männer keinen Platz für die Problematik der Gewalt gegen Frauen geben würde. Nein, natürlich hat jeder schon mal todesmutig Front gegen Frauendiskriminierung gemacht und hat natürlich auch die obligatorischen Bücher – Schwarzer, Beauvoir, Millet – im Bücherregal stehen. Aber natürlich kann man das nicht vergleichen mit der Diskriminierung von Ausländern oder anderen Randgruppen. Und irgendwie muss man ja auch mal sehen, dass das eine privat und das andere eben gesellschaftlich ist.

Man sollte ihm nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, diesem Mann, der ständig von seiner Mama spricht und dem man beileibe nicht anmerkt, dass er angeblich kurz vor dem Abitur stand. Im Grunde könnte man auch darüber lachen, dass jemand, dessen Texte grottenschlecht sind, einen Beitrag zur Integration geleistet haben soll. Entsprechend dem urkapitalistischen Grundsatz, dass alles, was sich gut verkauft, auch gut sein muss, hat man kommerziellen Erfolg mit Qualität gleichgesetzt. Und weil Bushido ein „Mensch mit Migrationshintergrund" ist, ist sein kommerzieller Erfolg mit Integration gleichgesetzt worden. Er hätte im Grunde auch genauso gut weiter mit Drogen dealen können und – vorausgesetzt er hätte dadurch Reichtum erlangt – dies wäre dann auch ein Beispiel für gelungene Integration gelobt worden.

Aber da ich am Anfang so gemein zwei Schimpfwörter einfach gegen zwei andere Schimpfwörter ausgetauscht habe, hier ein Originalauszug eines Interviews mit unserem Integrationsspezialisten:

Jeder weiß, dass man mich über meine Mutter auf jeden Fall provozieren kann. Und ich hab halt keinen Bock, dass ich dann halt mit Alice Schwarzer da sitze und sie merkt dann, ich krieg den halt nicht über die Macho-Schiene und auf einmal sagt sie: „Wie waren denn die Titten damals von deiner Mutter, als du als kleiner Junge dran gesaugt hast?“ So, das wäre dann ein Punkt gewesen, da hätte ich ihr gesagt: „Weißt du was, ganz ehrlich, fick dich ins Knie du Fotze!“ so. Hätt’ ich auch so gesagt, ja klar, das wär’ dann auch’n Punkt, wo ich dann nicht drauf achte, nach Motto hey, lass uns jetzt gut miteinander reden, denn wenn dieser Punkt eintritt, dann gibt’s nix mehr von wegen Zeiten ändern dich und reif und überlegt und entspannt dann sag ich ihr ganz ehrlich: „Fick dich ins Knie!“

Eines sollte man noch anmerken: Bushido hat in seiner Rede anlässlich der Bambi-Verleihung gesagt, dass sich Menschen ändern und er heute nicht mehr die gleichen Dinge sagen würde wie vor zehn Jahren. Das vorab zitierte Interview gab er anlässlich seines Films im vergangenen Jahr – wahrscheinlich muss man jetzt noch neun Jahre warten, ehe er uns nicht mehr mit seinen geistreichen „Fick dich ins Knie“ Kommentaren beglückt. Zeiten ändern sich, das mag wohl sein. Aber Bushido nicht.

Einen Echo, einen MTV-Avard, ein Bambi – kommt als nächstes das Bundesverdienstkreuz? Oder vielleicht doch lieber der Friedensnobelpreis?



Sonntag, 7. August 2011
Der himmelweite Unterschied zwischen Lehrer und Oberlehrer
Um ein gleich vorab zu sagen – ich habe mit Lehrern überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Nicht unbedingt in der Grundschule, aber später auf dem Gymnasium und auf der Fachoberschule. Bei den meisten handelte es sich hauptsächlich um junge Lehrer, die mit viel Idealismus und Spaß an ihr Werk gingen und dabei viel frischen Wind an die Schule brachten – immer dem Prinzip folgend, dass Lehren heißt, die Individualität und die Selbstbestimmtheit eines Schülers zu achten und zu fördern. Lehrer, die fernab von Dogmatik an den Grundsatz glaubten, dass viele Meinungen gleichberechtigt nebeneinander bestehen können.

Und das ist er dann auch schon – der riesengroße Unterschied zum Oberlehrer. Der ist nämlich zutiefst davon überzeugt, dass es nur eine Wahrheit gibt und das ist selbstverständlich die, die von ihm selbst vertreten wird. Der Oberlehrer reagiert mit Unverständnis darauf, dass es Menschen wagen, eine völlig andere Meinung als die seine zu vertreten. Und da es nur eine Wahrheit gibt – nämlich die von ihm vertretene – braucht er die Einteilung in richtig und falsch. Und weil diese Einteilung für ihn so wichtig ist, braucht er wiederum Schubladen, in die er all die verschiedenen Meinungen einsortiert. Ein buntes Nebeneinander gibt es bei ihm nicht, er will seinen Kategorien gemäß zuordnen, damit er am Ende das vorfindet, was ihm so wichtig ist: die Bestätigung der Richtigkeit seiner Ansichten.

Der eigentliche Unterschied zwischen Lehrer und Oberlehrer ist, dass ein Oberlehrer nicht lehren will, sondern be-lehren. Sein Ziel ist kein anderes als die uneingeschränkte Zustimmung. Ganz anders als ein Lehrer, der Spaß am Lehren hat, weil er es als spannend empfindet, was sich in den Köpfen der Schüler abspielt. Dieser Typus wird treffend dargestellt durch den Lehrer Mr. Keating in dem Film „Der Club der toten Dichter“. Mr. Keating antwortet auf die Frage, warum er Lehrer geworden sei, schlicht und einfach: „I like teaching“. Und damit ist gemeint, jungen Menschen dabei zu helfen, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen und dementsprechend den eigenen Weg (nicht zwangsläufig den von Mr. Keating!) zu finden.

Im Gegensatz dazu erinnert der Oberlehrer viel mehr an den Typus des Gymnasialprofessors Crey - genannt Schnauz - aus dem Film „Die Feuerzangenbowle“, der mit Vorliebe auf sich selbst als Quelle hinweist. Ob's gefällt oder nicht - er läßt keine Gelegenheit aus, aus seinem Buch „Die Gerechtigkeit des Lehrers“ zu zitieren, da er sein Buch für eine Art Bibel hält. Ein weiteres Merkmal des Oberlehrers ist, dass er ungeachtet der Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit weder französisch noch lateinisch spricht, mit Vorliebe französische Bonmots oder lateinische Sprichwörter zitiert.

Mit Andersdenkenden geht der Oberlehrer nicht gerade zimperlich um und lässt dabei schon mal – obwohl er für sich selbst ein hohes Niveau in Anspruch nimmt – sowohl Respekt als auch Differenziertheit vermissen. Was allerdings nicht bedeutet, dass er anderen dieses Recht auch zugesteht. Im Gegenteil – hochbeleidigt reagiert er so, als würde es sich um eine Menschenrechtsverletzung handeln.

Ach ja – es ist ein Kreuz mit den Oberlehrern. Und deswegen bin ich auch froh, dass mir diese Spezies nach der Grundschule erspart geblieben ist. Allerdings ist ein Zusammentreffen im Leben nach der Schule trotzdem unvermeidlich. Insbesondere bei bestimmten politischen Seminaren – in die man anfangs naiv stolpert – ist der Oberlehrer wieder mit Leib und Seele dabei. Aber auch in Diskussionen, Foren und in Blogs taucht er immer wieder auf. Und nach bekannter Manier wird ohne Wenn-und-Aber jedes Argument niedergemacht, das der von ihm als Wahrheit angesehen Theorie scheinbar widerspricht. Man fühlt sich wieder an die Grundschule erinnert, in dem man stur Gedichte, Geschichtszahlen oder die zehn Gebote auswendig lernen musste – nur dass es sich jetzt eben nicht um Gedichte, Zahlen oder Gebote handelt, sondern um politische Glaubenssysteme. Und das Merkwürdige – aber wiederum auch völlig Logische – ist, dass sich die Oberlehrer trotz vermeidlich völlig konträrer Glaubenssysteme zum Verwechseln ähnlich sind. Im Grund könnten beide – Jobsharing machen!



Donnerstag, 21. Juli 2011
Und wieder eine Eva Braun
Gestern las ich in der Zeitung, dass bei der richterlichen Anhörung von Rupert Murdoch jemand aus dem Publikum versuchte, den Medienmogul mit Farbe zu bespritzen. Sofort stürzte sich die Ehefrau Wendi auf den Anreifer und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

Da haben wir es wieder: das Eva-Braun-Syndrom. Was immer für Schweinereien der Gatte verursacht hat – Eva verteidigt ihn wie eine Löwin ihr Junges. Sie ist grundsätzlich und prinzipiell von der Unschuld ihres Schatzis überzeugt. Wer es wagt, auch nur die geringste Kritik an ihrem unfehlbaren Mann zu äußern, bekommt ihren ungezügelten Zorn zu spüren.

Ein anderes Beispiel - vor kurzem sah ich eine Doku über Frauen, die einen Mörder als Partner haben und es wurde über eine Frau berichtet, deren Mann fünf Frauen umgebracht hat. Trotz einwandfreier DNS-Beweise und der Tatsache, dass der Ehemann anfangs alle Morde gestanden hatte - die Ehefrau ist felsenfest von seiner Unschuld überzeugt. Er war doch immer gut zu ihr - und dies reicht ihr als Unschuldsbeweis.

Egal, was ihr Schatz verbrochen haben mag – Eva verzeiht es ihm. Ob Bespitzelung, Erpressung, Mord, Kinderpornos, Bestechung, Betrug oder gefälschte Vergütungsabrechnungen (auch hier gibt es Eva Brauns!) – wer eine Frau mit Eva-Braun-Syndrom an seiner Seite hat, lebt mit einem uneingeschränkten Freibrief für alles, was er jemals getan hat und noch tun wird. Und es gibt so viele Evas…



Mittwoch, 26. Januar 2011
Virtuelle Hochstapelei – von potemkinschen Dörfern zu potemkinschen Websites
Potjomkin goes online...

Potemkinsche Dörfer gibt es heute nicht mehr. Potjomkins kleiner Schwindel war in dieser Form wohl mehr oder weniger einmalig in der Geschichte. Die Potemkinschen Dörfer haben sich nicht bewährt, da bei längerer Betrachtung der Attrappenschwindel auffliegt und dadurch dessen Erbauer unglaubwürdig wird.

Aber den Wunsch, etwas vorzutäuschen, wo gar nichts ist, gibt es nach wie vor – vielleicht sogar noch viel stärker denn je. Und das Vortäuschen ist einfacher geworden. Der Bau von Holzkulissen hat immerhin noch Arbeitskraft, Zeit und Material gekostet. Heute hat man es da einfacher. Heute es gibt Websites.

Websites erfüllen ihre Funktion genauso wie potemkinsche Dörfer. Nach dem gleichen Prinzip der Vortäuschung von etwas gar nicht Vorhandenem. Würde man nämlich ehrlich sagen, dass man einfach nur Geld verdienen will und sonst gar nichts, wäre dies nicht besonders werbewirksam sondern abschreckend. Aber mit Hilfe von Websites kann man auch dann ein nettes und ansprechendes Bild von etwas vortäuschen, wenn es gar nichts Nettes und Ansprechendes gibt. Man spricht beispielsweise vom Menschen, der im Mittelpunkt stehen würde, obwohl dort einzig und allein das Geld steht. Man behauptet, seine Arbeit an den Wünschen des anderen auszurichten, obwohl in Wahrheit bereits alles nach den eigenen Vorstellungen fest geplant ist. Kurzum – man täuscht Interesse für den Käufer vor, obwohl das Interesse lediglich seinem Geld gilt.

Zwei Dinge haben Potemkinsche Dörfer und Websites aber immer noch gemeinsam: einer näheren Betrachtung halten sie nicht stand. Früher oder später fliegt die Hochstapelei auf. Und – sie haben keinerlei Nutzwert.



Mittwoch, 22. Dezember 2010
Man hat im Leben die Wahl...
wofür man sein Geld ausgeben will:






Montag, 8. November 2010
Homo homini lupus
Der Homo oeconomicus sieht in jedem sich selber. Er leugnet die Artenvielfalt und wähnt sich überall und immer unter gleichen. Sein ständiger Begleiter ist die Angst, von anderen so behandelt zu werden, wie er selbst andere behandelt.

Der Homo oeconomicus wittert Betrug auch da, wo keiner ist. Der Homo oeconomicus ist entweder auf Nahrungssuche oder aber auf der Lauer vor Konkurrenten von denen er sich umzingelt fühlt. Oder aber er verteidigt sein Territorium, das ihm nie groß genug ist. Er faucht und knurrt und fährt die Krallen aus, wenn er sich bedroht fühlt – und das fühlt er sich fast immer. Man kann sich ihm nur unterwerfen oder flüchten.

Der Homo oeconomicus und der Mensch – das wird nie passen. Und einer von beiden muss verschwinden. Den wird man dann allenfalls noch im Zoo besichtigen können. Als Erinnerung an unsere menschlichen Wurzeln.

Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf – das war nur der Anfang. Bald werden wir es mit dem Lupus oeconomicus zu tun haben und uns nach den Wölfen zurücksehnen.