Ein Argument, das ich nicht mehr hören kann
Zum x-ten Mal habe ich vorgestern bei einer Talkshow ein Argument gehört, das mir schon aus den Ohren herauskommt. Es ging um Prostitution. Im Zusammenhang mit diesem Thema wurde wieder einmal darauf hingewiesen, wie wichtig Prostitution doch als Mittel zur Verhinderung von Vergewaltigung sei. Wo leben eigentlich diejenigen, die so einen Unsinn von sich geben? In unserer Gesellschaft boomt Prostitution und trotzdem gehen Vergewaltigungen keinen Deut zurück. Warum auch? Der Mann, dem es gefällt, eine Frau zum Sex zu zwingen, kann dieses Bedürfnis bei einer Prostituierten gar nicht erfüllen, die denn die ist ja absolut allem bereit, was entsprechend bezahlt wird.

Sex gegen Bezahlung und Sex gegen den Willen der Frau sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Fassen wir einmal zusammen:

Es gibt Männer, die zu Prostituierten gehen und trotzdem vergewaltigen.

Es gibt Männer, die vergewaltigen und noch nie zu einer Prostituierten gegangen sind.

Es gibt Männer, die zu Prostituierten gehen und noch nie jemand vergewaltigt haben.

Es gibt Männer, die weder zu Prostituierten gehen, noch vergewaltigen.

Jede Kombination ist möglich und es gibt nicht den allerkleinsten Hinweis darauf, dass Prostitution etwas an der hohen Quote sexueller Gewalt ändert.

Genauso, wie sich der Mythos von der Prostitution als Vergewaltigungs-Prophylaxe hartnäckig hält, so hält sich auch unerschütterlich der Mythos vom armen Vergewaltiger, der grottenhäßlich ist und hinkt und stottert. Viele Vergewaltiger sind durchaus attraktiv und haben kein Problem im Kontakt zu Frauen. Jedenfalls nicht, was die Fähigkeit anbetrifft, Kontakt zu Frauen aufzubauen. In Hinsicht auf die Akzeptanz eines klaren „Nein“ hat diese Spezies allerdings schon handfeste Probleme. Nur die werden eben nicht durch Prostituierte gelöst, denn wie bereits erwähnt, sagen Prostituierte bei entsprechender finanzieller Gegenleistung zu allem Ja.

Man sollte also endlich aufhören, Prostitution als etwas anderes darzustellen, als das, was es letztendlich ist – reiner Business und keine Wohltätigkeitsveranstaltung.