Manche Auslaufmodelle sind einfach nicht totzukriegen – John Wayne
Bei meinem Treffen mit alten Freunden kamen wir – wie dies so ist unter Freunden – natürlich auch auf den ein- oder anderen aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis zu sprechen. Ich sprach dann über Konflikte, die aus dem Verhalten eines meiner Bekannten entstanden sind, sowohl in Bezug auf mich als auch auf einige andere. Es geht dabei um einen Mann, der genau das verkörpert, was man landläufig als Macho oder vielleicht auch einfach als Rüpel bezeichnet. Ein Mann, für den eine Diskussion nur dann eine Diskussion ist, wenn er diese mit kurzen und knappen Statements so schnell wie möglich beendet. Für den jedes fragende Nachhaken einen existentiellen Verlust der Männlichkeit darstellt.

Bei Diskussionen ist so ein Verhalten schon unangenehm genug. Wenn es um soziales Miteinander geht, dann wird es allerdings unerträglich. Grundsätzlich wird jede Form des Verständnisses für andere sofort als gefühlsduselig und lächerlich abgetan. Und grundsätzlich weiß der Typus des Machos genau, was richtig und falsch ist und reagiert äußerst ungehalten, wenn auch nur die kleinsten Zweifel an seiner Ansicht auftauchen. Er scheint unter einem unerklärlichen und extremen Zeitdruck zu stehen, der es zwingend erforderlich macht, sofort und auf der Stelle jeden und alles abzuwürgen. Ein kleiner John Wayne, der keine Zeit für Nebensächlichkeiten hat, weil er ja gegen feindliche Indianer, hinterhältige Banditen und gefährliche Pumas kämpfen muss. Und so gallopiert John Wayne dann mit einem Riesentempo munter über die Gefühle der anderen hinweg.

Meine Freunde bestätigten dies alles mehr oder weniger schulterzuckend und kommentierten, dass der Betreffende ja schon seit frühester Jugend so war. Was mir aber wohltuend im Gedächtnis geblieben ist, ist der Kommentar meines alten Freundes: „Es ist merkwürdig, dass manche immer noch nicht bemerkt haben, dass so ein rüpeliges und dominantes Verhalten schon lange nicht mehr als männlich gilt und die meisten darüber nur noch mitleidig den Kopf schütteln.“

Und genau das erstaunt mich auch. Wieso hält sich so ein Auslaufmodell so hartnäckig, wo doch jeder nur noch genervt oder gelangweilt darauf reagiert? Nicht, dass mir die Filme mit John Wayne nie gefallen haben – im Gegenteil, manche fand ich sehr spannend und ab und zu würde ich mir sogar auch wieder einen ansehen. Aber Film ist Film und in der realen Alltagswelt wirkt John Wayne wie ein prähistorisches Tier, das nicht mehr in seine Umwelt passt.

Wieso bekommt dieses Auslaufmodell bloß nicht mit, dass seine Zeit abgelaufen ist und ihn niemand mehr männlich, sondern nur noch peinlich findet?

Vielleicht liegt es daran, dass es auch immer noch weibliche Auslaufmodelle gibt, die zu diesem Rüpel mit großen Kulleraugen aufschauen. Jene Frauen, die auch aus der Zeit der Säbelzahntiger und Mammuts zu stammen scheinen und die einen Mann brauchen, der sie mit Keule und Faustkeil beschützt. Ja, so muss es wahrscheinlich sein und deswegen stirbt dieses Auslaufmodell auch nicht aus und wird uns – ähnlich wie ein resistenter Virus – noch bis ans Ende unserer Tage daran hindern, wirklich in der Zivilisation angekommen zu sein.




...vielleicht weil ihm das noch keine Person seiner Vertrauens schonend beigebracht hat....

Das ist gut möglich. Aber ich will dies auch nicht tun, denn John Wayne hält derartige Gesprächsthemen für überflüssig und mit dem Blick auf die Uhr wird er das Thema nach maximal zwei bis drei Minuten für erledigt erklären.

Normaaaaaal, denn John Wayne ist doch Mr. Perfect!