Unter freien Himmel…
…habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Zum einen liegt es daran, dass ich keinen Garten habe und zum anderen daran, dass in unseren Breitengraden die warmen Nächte äußerst selten sind. Vor vielen, vielen Jahren habe ich während eines Griechenlandsurlaubs draußen geschlafen. Wir hatten zwar auf Lesbos eine Behausung direkt am Strand, aber der Sternenhimmel war so schön, dass wir draußen schliefen und erst früh morgens, als es in der Sonne zu warm war, in unser Zimmer umgezogen. Am Ende des Urlaubs haben wir dann noch eine Nacht in einer menschenleeren Bucht auf Paros, die wir ganz für uns allein hatten, geschlafen. Es war Vollmond
und wir lagen mit unseren Schlafsäcken direkt am Meer. Dann habe ich vor etwa zehn Jahren eine Nacht in der Sahara verbracht. Dies war ebenfalls unbeschreiblich, da der wolkenlose Himmel voller Sternschnuppen war.

Vorgestern habe ich mir ein Herz gefasst und in der Lüneburger Heide auf dem Campingplatz meiner Mutter die Vollmondnacht auf der Hollywoodschaukel (ohne Dach) verbracht. Obwohl aufgrund der Laternen keine völlige Dunkelheit herrschte und der Himmel auch nicht völlig wolkenfrei war, war es wieder unbeschreiblich. Der Blick in den bestirnten Himmel, der aus Milliarden Galaxien besteht, die wiederum aus Milliarden Sternen besteht, lässt ein Gefühl dafür entstehen, dass unsere Erde und die eigene Existenz so ziemlich das Unbedeutendste ist, was man sich vorstellen kann. Und das hat eine ungemein beruhigende Wirkung.

Und wie es so ist mit den Zufällen, habe ich gestern, als ich mir schon mal für 2013 einen Lyrikkalender gekauft habe, auf der letzten Seite genau das entdeckt, was meine Empfindungen beschreibt:

Ich sehe oft um Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause wacht,
Die Stern' im Himmel an.

Sie gehn da, hin und her zerstreut
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und aufgereiht
Wie Perlen an der Schnur;

Und funkeln alle weit und breit,
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große Herrlichkeit,
Und kann mich satt nicht sehn…

Dann saget, unterm Himmels-Zelt,
Mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was Bessers auf der Welt
Als all ihr Schmerz und Lust.“

Ich werf mich vor mein Lager hin
Und liege lange wach,
Und suche es in meinem Sinn,
Und sehne mich danach.

Matthias Claudius (1740 – 1815)




Wunderbar.

Geht mir immer genau so. Man wird sich bewusst, dass man winzig klein wie eine Mücke, gehalten nur von der Schwerkraft, an der Erdenkugel klebt und hineinschaut in die unendliche, juwelenbesetzte Schwärze des Alls, und man fühlt sich klein und frei zugleich.

Ich beneide Dich da ein wenig um Deinen schönen Garten, in dem man bestimmt auch eine Sternennacht verbringen kann. Es gibt für mich kaum etwas Faszinierenderes als der Sternenhimmel und das All. Schon als kleines Kind habe ich mich gemeinsam mit meiner Freundin darüber unterhalten und gewundert, wo die Sterne herkommen und was "hinter" dem All kommt. Und eigentlich hat sich an der Verwunderung - trotz Physikunterricht - nicht viel geändert. Ich wollte als Kind auch unbedingt Astronautin werden.

Ja, sich einfach auf den Rücken legen und in den Himmel schauen zu können, ist was wunderbares. Zumal mein Mann ein ausgesprochener Astronomiefreund ist und wir beide Mitglieder im entsprechenden Verein, was uns auch mal Zugang zur Sternwarte erlaubt. Von all den Teleskopen, die er hier herumstehen hat mal sowieso zu schweigen.

Entgegen meiner ersten Vermutung entzaubert der tiefere Blick ins All mittels technischer Hilfsmittel die ganze Sache auch nicht, genau wie Du auch über den Physikunterricht schreibst. Im Gegenteil. Ich erinnere mich noch an mein ungläubiges Staunen, als ich erstmals die Ringe des Saturn und die Monde des Jupiter im Teleskop sah.

Allerdings ist es etwas schade, dass durch das neue Wohngebiet hinter unserem Garten und dessen Zuwege auch eine entsprechende Beleuchtung Einzug gehalten hat. Jetzt sind rundum recht grelle Straßenlampen, die den Blick in den Himmel erheblich trüben. Manche Kommunen machen sich die Mühe, durch entsprechende Technik die "Lichtverschmutzung" zu reduzieren. Unsere gehört leider nicht dazu. Aber wir wissen, wo wir hinfahren müssen, wenn wir mehr Sterne zu Gesicht bekommen wollen. Wir haben es da ja nicht weit.

Ich finde auch, dass das All durch technische Hilfsmittel nicht entzaubert werden kann. Eigentlich wird es sogar noch mysteriöser (liegt vielleicht daran, dass ich so wenig verstehe). Wobei ich mich manchmal wundere, dass Leben, so wie es hier auf der Erde besteht, von Physikern zwar grundsätzlich auch in anderen Galaxien vermutet wird, aber doch als eine eher seltene Erscheinung angenommen wird. Was ist, wenn Leben auch in einer völlig anderen Form – ohne die hier herrschenden Bedingungen (Sauerstoff, Wasser, Klimaverhältnisse) – möglich ist? Wir gehen immer nur von dem uns Ähnlichen aus. Vielleicht gibt es aber ja auch Bewusstseinsformen, die unter völlig anderen Bedingungen existieren können.

Wir sollten das zumindest in Betracht ziehen. Undenkbares zu denken ist allerdings immer ein bisschen schwierig. Bis auf die ganz Wagemutigen bringt das kaum jemand fertig. Der Mensch kann ja nur von dem ausgehen, was er kennt. Aber natürlich gibt es auch lustige Esoteriker, die in allem, was ihnen unerklärlich scheint, den Beweis außerirdischen Lebens sehen. Wie stark die Ergebnisse unserer Forschungen geprägt sind von den Erwartungen, die wir hegen, wird mir immer wieder klar, nicht nur im Bezug auf Astronomie. Die Frage ist interessant, wie viel uns aufgrund dieses eingeengten Blicks wohl entgehen mag.

Wenn Dein Mann so ein Sternenfan ist, werdet Ihr Euch ja sicher heute Nacht den Sternenhimmel ansehen. Wir wollen uns aufraffen (hoffentlich klappt es) und nachher in ein Naturschutzgebiet fahren, wo kein Licht ist.

Stimmt, dass einige Menschen regelrecht erpircht darauf sind, Spuren oder Zeichen außerirdischen Lebens zu finden. Aber ich muss gestehen, dass ich mir absolut nichts Aufregenderes vorstellen könnte, als wenn es tatsächlich mal ein Zeichen dafür geben sollte. Allerdings stelle ich mir dann immer vor, dass wir Menschen für Außerirdische wahrscheinlich nichts anderes sind als zurückgebliebene Wesen und somit allenfalls nur für Forschungszwecke interessant sein dürften.

Du meinst, Perseiden gucken? Hatten wir noch nicht dran gedacht, weil wir irgendwie heute recht faul am Sofa verhaftet sind. Aber gleich noch mal den Kopf in den Nacken legen - warum nicht.

Ich weiß gar nicht, wie ich das bewerten sollte, falls man tatsächlich mal auf Leben im All stieße. Jegliche Varianten von Kontakt sind ja in der Science Fiction schon durchgekaut worden, vom bösen Alien bis hin zum friedlichen, für alle erbaulichen Kontakt. Ich schätze, es würde ganz, ganz anders, als man sich überhaupt ausmalen könnte, und zu allererst müsste man wohl einmal verstehen lernen, sowohl im Bezug auf Kommunikation als auch dahingehend, den anderen wirklich überhaupt denken und begreifen zu können... Auch so etwas Undenkbares.

Hey, Du schreibst ja auch gerade, ich war noch gar nicht fertig, aber mein Abschnitt pass auf Deinen Kommentar:
Mir hat mal ein früherer Kollege erzählt, dass er früh morgens, als er von einer Fete auf der fast leeren Autobahn heimfuhr, plötzlich am Himmel mehrere, sich schnell bewegende „viereckige“ Wölkchen gesehen hat und dann erfuhr, dass anscheinend auch andere diese Beobachtungen gemacht und dann an irgendeinem Amt gemeldet hätten. Zuerst dachte ich, dass er mich ein wenig auf den Arm nehmen wollte, aber das war nicht der Fall. Ich habe mir dann aber eine ganz unspektakuläre Erklärung dafür gegeben: besagter Kollege hat gern mal einen über den Durst getrunken und auf einer Fete ist dafür die Versuchung ja besonders groß. Und irgendwie sind die Wölkchen dann viereckig geworden…

Solche Sichtungen gibt es immer wieder. Und natürlich gibt es auch allerhand Phänomene, für die es eine Erklärung gibt, die der Sichtende gar nicht kennt, die aber total plausibel ist. Bei uns in der Gegend werden die Scheinwerfer der zwei umliegenden Großdiskotheken gern mal für etwas gehalten, was sie nicht sind. Vor sechzig Jahren hätten die Menschen bei ihrem Anblick eine Krise gekriegt, weil sie aussehen wie Flakscheinwerfer, heute halten sie sie für außerirdische Leuchteffekte. Auch wieder so ein Zeichen dafür, dass jeder die Brille seiner Zeit aufhat.

Aber zu staunen gibt es immer was, Halos, leuchtende Nachtwolken, das aschfahle Mondlicht, Meteoritenschwärme. Hinschauen und genießen. Wozu wir übrigens nicht mehr kamen gestern - wir waren zu müde. Der Gatte hat aber in der vorletzten Nacht beim Geocaching noch die eine oder andere Sternschnuppe gesehen. Vielleicht werfen wir ja heute abend noch mal einen Blick.

Und, warst Du noch Sternegucken?

Ja, wir waren nachts noch Sterne gucken in einem Naturschutzgebiet hier in der Nähe. Da Du in Deinem Kommentar etwas von Perseiden geschrieben hast, habe ich vorher erstmal nachgesehen, was das überhaupt ist. Wir haben dann einige Sternschnuppen gesehen, aber auch zwei Sterne, die ganz langsam und gemächtlich runtersanken. Allerdings war es selbst in dem Naturschutzgebiet nicht völlig dunkel, da die angrenzenden Kleinstädte immer noch Lichtquellen darstellten.

Gestern habe ich dann mal in meinem Sternenatlas nachgesehen, aber ich muss ehrlich sagen, dass Astronomie nicht so leicht zu verstehen ist. Ich muss mich wohl damit begnügen, dass der Sternenhimmel einfach nur schön und mysteriös zu finden.

Wäre möglich, dass Ihr Satelliten oder gar die ISS gesehen habt.

Den Sternenhimmel einfach nur schön zu finden ist doch völlig in Ordnung. Man muss ja nicht alles in Formeln packen, Staunen reicht auch.

Aber verschwinden die Satelliten denn einfach so? Das war nämlich bei beiden der Fall.

Bei der ISS ist es so, dass sie sich irgendwann aus der Sonne dreht, glaube ich. Ich denke, bei Satelliten wird es nicht viel anders sein. Ganz sicher kann ich es Dir aber nicht sagen.

Ich kam auf Satelliten, weil ihr sie so lange sehen konntet. Sind sie denn auf einer konstanten Bahn gelaufen?

Einmal sank der Stern (oder was immer das war) langsam direkt nach unten und einmal schräg nach unten. Beide waren dann auf einmal verschwunden. Man bräuchte wohl tatsächlich ein Teleskop, um Näheres zu erkennen. Aber dafür bräuchte man wiederum einen Ort, von dem aus man gute Sicht hätte.

Es waren wohl wahrscheinlich Satelliten, die Ihr da gesehen habt. Der Gemahl meinte, die können dann recht schnell aus dem Blickfeld verschwinden, wenn sie sich aus der Sonne drehen und im Grunde also kein Licht mehr zu uns reflektieren. Das würde ihr schnelles Verschwinden erklären.

Die ISS wäre sehr hell gewesen, das wäre Euch sicher aufgefallen.