Na also, geht doch!
Dass es nicht immer zu unerfreulichem Schlagabtausch kommen muss, wenn es um Religion geht, habe ich vor kurzem bei dem Treffen mit meinem früheren Kollegen erfahren. Ich erwähnte ihm gegenüber, dass ich von Zeit zu Zeit Seminare mache, in denen es um Meditation geht. Allerdings nicht um buddhistische – das wäre für viele völlig in Ordnung – sondern um christliche. Und siehe da, obwohl mein Gesprächspartner selbst nichts mit Religion anfangen kann und bewusst aus der Kirche ausgetreten ist, musste ich mir weder Vorträge darüber anhören, wie dämlich es ist, gläubig zu sein, noch musste ich Belehrungen über mich ergehen lassen, wie übel die Kirche doch sei.

Man glaubt es kaum – aber es war möglich, sich völlig gelassen über das Thema Glauben auszutauschen. Ich empfinde dies als Respekt, der einem Andersdenkenden entgegengebracht wird. Und erst dieser Respekt macht es möglich, bei der Auseinandersetzung über das Thema Glauben in die Tiefe zu gehen und zu erfahren, was Glauben denn überhaupt für das Gegenüber bedeutet. Die Gottesvorstellung von jemand, der nicht gläubig ist, stimmt nur selten mit der desjenigen überein, der gläubig ist. Belässt man in einer Diskussionen bei der Projektion der eigenen Vorstellungen, ist dies einem wirklichen Austausch wenig nützlich. Aber um wirklichen Austausch geht es eben manchem auch gar nicht, sondern mehr um selbstgefälliges Dozieren, in welchem sowieso schon feststeht, was richtig und was falsch ist.

Würde man dieses Gespräch auf die übergeordnete Ebene des Dialogs der verschiedenen Glaubensrichtungen übertragen, könnte man tatsächlich doch so etwas wie Hoffnung auf Verständigung entwickeln. Und die wird man bei dem Konfliktpotential, das zwischen den Kulturen besteht, mehr denn je brauchen.