Ein Juwel
Eigentlich wollte ich meinen Blog für eine Weile nicht mehr öffentlich machen, weil ich mir die Art des Umgangs miteinander anders vorgestellt habe. Aber eben bin ich auf dieses Video gestoßen. Ich liebe dieses Gedicht von Paul Celan - obwohl es nicht im eigentlichen Sinne Liebe ist, sondern vielleicht mehr Ehrfurcht. Und es ist tatsächlich von Paul Celan selbst gesprochen, so dass es mir noch viel mehr Gänsehaut verursacht als dies schon beim Lesen der Fall ist. Und da ist die Lust einfach zu groß, weiterzumachen und ich kann der Versuchung nicht widerstehen, hier auf dieses Juwel hinzuweisen. Todesfuge:

Übrigens hat dieses Video bei YouTube einen schauerlichen Kommentar erhalten (wobei mir bei Youtube schon sehr oft fürchterliche Kommentare aufgefallen sind). Vielleicht eine Erinnerung daran, dass man Kommentare einfach nicht immer so ernst nehmen sollte...




Ehrfurcht
Habe gerade gelesen, dass 1952 beim Schriftstellertreffen der Gruppe 47 Paul Celan und sein Gedicht Todesfuge verhöhnt wurden. Es macht mich einigermaßen sprachlos. Die Gruppe 47, die sich als Avantgarde der Erneuerer der deutschen Literatur begriff, konnte also mit der Todesfuge nichts anfangen. Merkwürdig – ich bin sehr viel weniger belesen und mir geht die Todesfuge unter die Haut. Besonders wenn man weiß, dass Paul Celan selbst in Arbeitslager war und seine Eltern im KZ umgekommen sind. Das wussten mit Sicherheit auch die Avantgardisten der Gruppe 47. Fanden's aber trotzdem komisch. Nun gut, Geschmäcker sind eben verschieden.

Paul Celan hat sich das Leben genommen. Ich bin nicht der Meinung, die in meinem beruflichen Umfeld vertreten wird – wer sterben will, soll doch sterben. Ich bin der Meinung, dass ein so zerbrechlicher Mensch wie Paul Celan gar nicht sterben wollte, sondern einfach nur den Zustand der Verzweiflung über das ihm zugefügte Leid beenden wollte. Das hat nichts mit Sterbenwollen zu tun, sondern mit dem Wunsch nach Schutz vor der eigenen Zerbrechlichkeit. Damit, sich nicht mehr ausliefern zu wollen. Paul Celan hätte ein Recht auf Leben gehabt.

Dein Goldenes Haar Margarete
Dein Aschenes Haar Sulamith


Wer so schreibt, weiß, was Leiden bedeutet. Wer so schreibt, verdient Ehrfurcht.

kann man nicht höchste achtung vor dem leben und dem leid eines menschen haben und trotzdem einige seiner schriftlichen niederlegungen als nicht gut bewerten?
für mich ist da vorerst kein widerspruch...

ps. die schriftlichen niederlegungen von celan, die ich las, bewegen mich...wenn diese von anderen als nicht bewegend beurteilt werden kann ich damit leben...