Wie so oft zeigt sich hier, dass jemand, wenn er über etwas redet, das er nicht wirklich kennt und von dem er vielleicht auch wenig Ahnung hat, er meist nicht über die Sache spricht, sondern viel mehr etwas über sich selbst aussagt.

Wunibald Müller (geb. 1950)

Das ist es wohl, was die menschliche Kommunikation so unerträglich macht. Gleichzeitig gibt der Ausspruch den Hinweis darauf, was unerlässlich ist, wenn man wahrhaft kommunizieren will: man muss sich die Mühe machen, etwas zu ergründen, bevor man sich dazu äußert. Man muss wirkliches Interesse haben am Anderen. Interesse daran, vorgefertigte Bilder immer wieder zu korrigieren. Und man kommt auch nicht umhin, sich über sich selbst Gedanken zu machen. Über die Gründe für Abneigungen, Ängste und Unsicherheiten. Nicht immer einfach. Andere Menschen können dabei hilfreich sein und ich habe solche Menschen gefunden. Aber dennoch ist es auch viel schwieriger, als ich es mir wünsche. Denn im Grunde brauche ich meine Helfer jeden Tag und nicht nur für ein paar Wochenenden im Jahr.

Kehrt man Wunnibald Müllers Ausspruch um ins Positive und ersetzt „Sache“ durch „Mensch“, dann lautet er ungefähr so:

Wie so oft zeigt sich hier, dass jemand, wenn er über jemanden redet, den er wirklich kennt und von dem er vielleicht viel weiß, er etwas über diesen Menschen aussagt und nichts über sich selbst.

Das ist dann die Form der Kommunikation, in der das Gegenüber Subjekt ist und nicht zum Objekt degradiert wird. Die Kommunikation, wie sie von Martin Buber als dialogisches Prinzip zwischen "Ich und Du" beschrieben wird. Derjenige, der sich nicht die Mühe macht, sein Gegenüber kennenzulernen, wird immer auf sich selbst bezogen kommunizieren. Wir erfahren dann viel über die Projektionen desjenigen. Das war's dann aber auch schon. Wirkliche Interaktion findet nicht statt. Und ein Lernprozess erst Recht nicht.