Sieht so Integrationsarbeit aus? Wie passen diese beiden Aussagen zusammen?
Die NSU Massentötungen dieser Menschen zeigt, wie tief der Rassismus in Deutschland, in die Institutionen, in die staatlichen Behörden nach wie vor Bestand hat. Entnazifizierung hat in Deutschland nie stattgefunden. Die Feindseligkeit gegen Türken und Islam ist so tief in dieser Gesellschaft verankert, NSU zeigt, ganz offen die staatliche Haltung, der diesen Hass maßgeblich schürt. Ausreden über Ausreden, die Ausreden sind viel schlimmer, als die Taten selbst, obwohl diese Morde für sich selbst ein SKANDAL ist.

"Diese Schlampe mit dem Namen Deutschland hat uns den Krieg erklärt – und wir schweigen immer noch…Erhofft sich die Türkei etwas von dieser Köterrasse?...Ihr nennt uns Verbrecher und wir sollen dazu schweigen. Ab jetzt könnt Ihr was erleben, Ihr Köterrasse.

Woher stammen diese beiden Aussagen? Die erste Aussage stammt aus einem Gästebucheintrag zur Sendung über rechte Gewalt in „hart aber fair“ vom 04.04.16 und die zweite Aussage stammt aus einem kürzlich geposteten Facebook Eintrag und bezieht sich auf die Resolution des Deutschen Bundestages zum Völkermord an den Armeniern 1915/1916. Die zweite Aussage wird dabei noch ergänzt mit einer Äußerung über die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz: „Eine Lügnerin ohne Scham, die bereit ist, alles, aber auch alles für Armenien zu geben. Wir wollen diese Verräter nicht, wir hassen sie. Das Vaterland ist uns heilig, diese Verräter gehören nicht zu uns.“

Das eigentliche Erschreckende an den beiden Aussagen ist der Umstand, dass sie von ein und demselben Autor stammen, bei dem es sich um Malik Karabulut handelt. Mir wäre es die Zeit nicht wert, hierüber hier zu schreiben, wenn Karabulut irgendeine Privatperson wäre, die im Internet hetzt, denn derer gibt es viele. Aber bei Malik Karabulut handelt es sich um einen Funktionär des Türkischen Elternbundes in Hamburg, der außerdem auch Integrationspartner der Stadt ist und in dieser Funktion die Aufgabe hat, Gespräche über die Integration türkischer Kinder zu führen.

Ich teile die von ihm vertretene Entrüstung über die feigen Morde der NSU und sehe die Entnazifizierung nach dem Krieg auch sehr kritisch. Ich bin auch der Meinung, dass die vielen Fehler bei den Ermittlungen gegen die NSU nicht zu rechtfertigen sind.

Was mich jedoch zutiefst schockiert, ist die Tatsache, dass derselbe Mann, der von einer „den Hass schürenden Haltung von Seiten des Staates gegenüber Türken und Islam“ schreibt, es als eine Kriegserklärung Deutschlands einstuft, dass der Völkermord an den Armeniern auch als solcher benannt wird. Und derselbe Mann entblödet sich nicht, eine Integrationsbeauftragte als Lügnerin und Verräterin zu beleidigen, nur weil sie nicht bereit ist, den nachweisbaren Genozid an den Armeniern als Verschwörungstheorie abzutun.

Es gibt auch heute noch Menschen in Deutschland und anderswo, die den Holocaust als Lüge darstellen, welche nur dem Zweck der Verleumdung der Deutschen dienen würde. Glücklicherweise gibt es aber genug Menschen, die hierauf sofort reagieren und diese Darstellung als das bekämpfen, was sie ist: eine Diffamierung der Opfer. Die Aussagen, die den Völkermord an den Armeniern als Lüge bezeichnen, fallen in die gleiche menschenverachtende Kategorie wie die Holocaustleugnung – allerdings mit dem Unterschied, dass der Protest gegen die Abstreitung des Völkermordes an den Armeniern wesentlich leiser ausfällt und im Übrigen diese Ansicht sogar von höchster Stelle des türkischen Staates vertreten wird und nicht nur von einigen Wenigen.

Es erfüllt mich mit tiefem Entsetzen, dass jemand, der in einer so verächtlichen und primitiven Weise über geschichtliche Fakten redet, allen Ernstes als „Integrationspartner“ fungiert. Aber weitaus mehr bestürzt mich, welche tiefsitzende Menschenverachtung hinter den von Karabulut vertretenen Ansichten steckt, denn ganz offensichtlich schert es ihn einen feuchten Dreck, ob Menschen ermordet werden, solange es sich dabei um Menschen handelt, die nicht seiner Nationalität oder Religion angehören. Da wird dann plötzlich nicht von Rassismus gesprochen, sondern von Lügen und Verrat. Und es ist diese Einteilung in schützenwertes und in unwertes Leben, die man nur mit allergrößter Sorge betrachten kann. Nimmt man dann noch den unseligen Hass auf Meinungsfreiheit, die Bedrohung Andersdenkender, sowie den hartnäckigen Versuch, ausnahmslos jede kritische Betrachtung in die Nähe von Pegida und AFN zu rücken hinzu, dann kann einem angst und bange werden.

Ich möchte abschließend noch erwähnen, dass es sich bei Malik Karabulut nicht um einen Menschen ohne Bildung und ohne Qualifikation handelt – Karabulut ist Diplom-Betriebswirt.




Danke für Ihre Recherche.
Wirklich schockierend, da gebe ich Ihnen Recht. Ich verstehe noch nicht so ganz, was in den Köpfen solcher Leute abgeht. Mit der deutschen Nazi-Szene habe ich mich auseinandergesetzt, ich weiß auch, dass es überlal auf der Welt Faschisten gibt, oder Menschen, die in der Nähe faschistischer Denkweisen anzusiedeln sind. Aber dieses Messen mit zweierlei Maß, diese Betriebsblindheit bei gebildeten Menschen, das erschließt sich mir einfach nicht. Wie kann man dem noch beikommen?

Gut recherchiert! Erschreckend wie schnell die Opfer-Karte gespielt wird, obwohl man selbst nur Hass verbreitet.

Nun, gebildet ist nicht dasselbe wie intelligent ...

Nein, aber...
... Bildung gilt als das Rezept gegen um sich greifende Radikalisierung und ich glaube auch immer noch daran. Wer viele relevante Informationen bekommt, wird auch bei begrenzter Auffassungsgabe nicht umhinkommen, das eine oder andere zu verarbeiten und entsprechende Schlüsse zu ziehen. Vermutlich wäre ohne Bildung alles noch schlimmer.

Hm, ich glaube nicht ganz daran
Es gibt zuviele gebildete Radikale. Radikalismus basiert auf Angst und Emotionen, nicht auf rationellem Denken. Gebildete Menschen sind nicht zwangsläufig rationeller im Denken als ungebildete, das hängt vom Einzelnen ab. (Meine Meinung)

Der Grund, warum ich am Ende des Beitrags erwähnt habe, dass es sich bei Karabulut nicht um jemanden ohne Bildung und Qualifikation handelt, liegt darin begründet, dass mangelnde Bildung immer und überall als Argument herhalten muss, wenn es zu verbalen Entgleisungen oder physischer Gewalt kommt. Dies habe ich ja auch im vorherigen Beitrag beschrieben. Bei Gewalt oder Hetze kommt unweigerlich das Argument, es handele sich um Menschen ohne Bildung, die deswegen keine Perspektive haben und denen somit gar nichts anderes übrig bleiben würde, als gewalttätig zu werden. Ich werde irgendwann auch noch mal einen Extrabeitrag zu dieser Einschätzung schreiben, da es für mich eines der irreführendsten und auch gefährlichsten Argumente darstellt.

Ich habe als Sozialarbeiterin immer wieder auch mit Menschen zu tun, die sehr wenig Bildung haben und zum Teil noch nicht einmal Lesen und Schreiben können. Und dies hat überhaupt nichts mit der Gewaltbereitschaft zu tun – im Gegenteil, ich erinnere mich an manchen meiner Klienten, der trotz fehlenden Schulabschluss ausgesprochen friedfertig war und dem es beileibe nicht an Sozialverhalten mangelte. Im Gegenzug gibt es ja en masse Beispiele zu Menschen, die trotz hoher Intelligenz und Bildung zu verbaler oder physischer Gewalttätigkeit neigen.

Ihr habt ja alle Recht
trotzdem führt Unwissen und mangelnder Horizont gelegentlich zu eklatanten Fehleinschätzungen, so dass die von der Gesellschaft Abgehängten ihren wahren Feind nicht mehr erkennen. Gewaltbereits Arschlöcher gibt es überall, in jedem Bildungs- und Einkommensegment. Bei den Reichen und Schönen ist die Quote m.E. besonders hoch, sonst wären die nicht so reich.

Manche Entschuldigungen sind schlimmer als die zugrunde liegende Beleidigung
Jetzt hat sich Karabulut also entschuldigt. Und seine Entschuldigung ist ein Paradebeispiel dafür, dass eine Entschuldigung noch viel schlimmer sein kann als die ihr zugrundeliegende Beleidigung. Er sei durch persönliche Erlebnisse betroffen – nun ja, das dürfte wohl meistens der Fall sein, wenn jemand beleidigt wird, zumal wenn man sich dabei wie Karabulut nicht nur auf die Gegenwart bezieht, sondern auf einen weit vor der eigenen Geburt liegenden Zeitraum. Durch Karabulut lernen wir dann sogar, dass gerade eine Beleidigung ein Beispiel für Mitmenschlichkeit sein kann:

"Welche Reaktion kann von solch einem Menschen in exakt meiner Lage, mit der Verbindung (Verwandte – Bundestagsabstimmung) erwartet werden?"", fragt er und fügt hinzu: "Ist eine Überreaktion tatsächlich und gänzlich abwegig? Wäre eine überzogene Reaktion in meiner Situation nicht mehr im Rahmen der Menschlichkeit?"

Geht’s eigentlich noch? Das eigentlich Widerwärtige an der ganzen Sache ist, dass sich Karabulut nicht bei den eigentlich Beleidigten entschuldigt, das sind nämlich nicht die Deutschen, sondern – die Armenier! Und dies macht deutlich, was die häufigste Ursache für Entschuldigungen sind: der Wunsch, sich Unannehmlichkeiten zu ersparen.Karabulut lebt nicht unter Armenieren, sondern unter Deutschen, also müssen hier die Wogen geglättet werden. Taktik nennt man dies.

Karabulut hat sich übrigens auch für die Mitarbeit bei den Grünen interessiert. Was mich betrifft – ich möchte solche Menschen nicht in der Politik sehen, zumal sein Nationalismus doch eher in eine andere politische Richtung geht als ausgerechnet zu den Grünen.

http://www.abendblatt.de/hamburg/article208513221/Tuerkischer-Funktionaer-entschuldigt-sich-fuer-Hetze.html

Und auf solche "Brücken" zwischen den Kulturen sind wir angewiesen... Leider fallen auch unsere Politiker sehr häufig in diese Falle und betonen, wie toll die Zusammenarbeit mit dem oder anderen "modernen" Islamfunktionär läuft, bis sich herausstellt, welche Ansichten derjenige privat (oder zumindest nicht in der breiten Öffentlichkeit) vertritt.

Ich finde übrigens auch die Aussage zum NSU sehr bezeichnend: Schon die Formulierung "Massentötungen" bei einer Mordserie mit zehn Opfern (eins davon übrigens eine "Biodeutsche" aus dem Umffeld der Täter) ist eine geschickte kleine Übertreibung, dann gleich die übliche Pauschalisierung mit dem institutionellen Rassismus, die ja nicht ganz falsch ist, aber davon ablenkt, dass es sich um konkrete Täter und Unterstützer handelt (ja, einige davon waren auch für den Staat tätig), die man auch konkret ermitteln sollte, endlich der Angriff auf den Staat als ganzen. Das ist die übliche Demagogen-Art, tatsächliche Missstände zur großen Verschwörung hochzureden. Das schürt Hass und nutzt neben den Deutschland-Hassern auch den Nazi-Tätern - wenn der Staat tatsächlich den Hass geschürt hätte, dann könnte sich Andreas Temme unschuldig fühlen.

Über die Wortwahl „Massentötungen" bin ich zuerst gar nicht gestolpert, da ich erstmal den Begriff „Köterrasse“ verdauen musste. Aber es ist natürlich völlig irrsinnig, für eine Mordserie den Begriff „Massentötungen“ zu verwenden, vor allem vor dem Hintergrund, dass dieser Begriff für die Tötung der Hundertausenden von Armeniern vehement als bewusste Übertreibung abgelehnt wird. Wenn der fünfzigjährige Karabulut dann auch noch durch den Hinweis auf seine eigene Betroffenheit um Verständnis für seine heftigen verbalen Entgleisungen wirbt, erweckt er damit den Eindruck, dass es sich bei seiner Betroffenheit um ein Unrecht handeln muss, dass seinen Angehörigen erst vor kurzem zugefügt wurde. Da der betreffende Zeitraum jedoch mehr als hundert Jahre zurückliegt, können weder er noch seine Eltern davon unmittelbar betroffen sein, sondern allenfalls seine Groß- oder Urgroßeltern. Bei all dem scheint Karabulut auch noch völlig zu entgehen, dass dann konsequenterweise auch die Armenier zu solchen Hasstiraden berechtigt wären.

Karabulut zeigt ein Verhalten, das ich immer wieder erlebe: zum einen die völlige Unfähigkeit, sich mit Kritik auseinanderzusetzen, ohne dabei sofort lauthals über eine gezielte Verschwörung und tiefverwurzelten Hass zu jammern, zum anderen die egomanische Ausklammerung der Rechte derjenigen, die nicht zum eigenen Kulturkreis gehören. Der Begriff „Islamophob“ fällt genau in dieses Verhaltensmuster – wer kritisiert, kann natürlich nichts anderes als die Vernichtung der Muslime und des Islams im Hinterkopf haben. Und darüber hinaus gibt es im Selbstverständnis derer, die so gern mit dem Begriff der Islamphobie argumentieren auch überhaupt keinen Grund, etwas zu kritisieren, da der Islam eine unbezweifelbare Wahrheit verkörpert und somit perfekt ist. Auseinandersetzung und Diskussion hat in so einer Schwarz-Weiß-Weltanschauung keinen Platz.

Ich vermute, dass es mit dem uns eher fremden Verständnis der Ehre zusammenhängt. Ähnlich wie Sie in Ghana ziemlich auf die Nase fallen können, wenn Sie jemanden nach dem Weg fragen (jeder wird sie irgendwohin führen, weil er nicht zugeben kann, dass er nicht helfen kann - das ist sehr lieb gemeint, kann aber Stunden unnötigen Rumlaufens bedeuten), haben Menschen - besonders Männer - aus den arabischen Ländern sehr große Schwierigkeiten, zuzugeben, dass sie etwas nicht können / falsch gemacht haben. Ich glaube, dass es sich in diesen Kulturen "nicht gehört", Schwäche zu zeigen. Ich habe das oft bei arabischen Kollegen beobachtet, die mit der Zeit meistens von allen als nett, engagiert und sehr kollegial wahrgenommen werden. Die Anfänge sind aber häufig von solchen Missverständnissen geprägt. Vielleicht trägt dieses Ehrveständnis auch ein bisschen zum unangemessen Umgang mit Kritik bei?

Anscheinend geht es nicht ohne Gewaltreaktion
Das mit der falschen Auskunft, wenn man nach dem Weg fragt, kenne ich auch aus meinen Asienurlauben, wo die Menschen auch Angst haben“ das Gesicht zu verlieren“, wenn Sie einfach sagen, dass sie den Weg auch nicht kennen. Aber ich glaube diese Alltagssituationen sind nochmal ein anderes Thema als der Umgang mit dem Islam an sich. Der muslimische Religionsunterricht besteht in erster Linie aus Auswendiglernen der Suren und dem sogenannten Rezitieren, wie mir auch Muslime bestätigt haben. Wenn ich da an meinen Konfirmandenunterricht denke, der ja nun schon ewige Zeiten zurückliegt, dann wurde schon damals auch viel Kritik geäußert und viele Dinge infrage gestellt. Und auch in der katholischen Kirche gibt es ja durchaus auch sehr kritische Stimmen wie zum Beispiel Eugen Drewermann und Ute Ranke-Heinemann. Sicher, beiden wurde wegen ihrer Einstellung der Lehrstuhl entzogen, was belegt, dass Kritik immer noch ein wunder Punkt ist und unter Umständen sogar den Job kosten kann. Aber keiner von beiden wurde jemals bedroht und wird daran gehindert, seine Bücher zu verlegen. Weder Drewermann noch Ranke-Heinemann sind leise geworden, sondern beide äußern sich nach wie vor kritisch.

Und darin sehe ich eben einen sehr wichtigen Unterschied im Umgang mit Kritik, denn bei Kritik am Islam kann es sehr schnell zu Beschimpfungen und Gewalt kommen und oftmals sogar zu Todesdrohungen und dadurch macht man jede kritische Stimme mundtot und erstarrt in Dogmen. Fairerweise muss man sagen, dass dies nicht nur auf den Islam oder den Bereich der Religion allgemein zutrifft, sondern auch auf den Bereich der Politik. Der Sozialismus hatte niemals eine wirkliche Chance, weil man in Dogmen erstarrte und jede noch so geringe Kritik sofort als Generalangriff gewertet und geahndet hat. So hat man jede Chance auf Weiterentwicklung und Reformen im verschenkt und im Keim erstickt.
Edit:
Eben gerade habe ich ein wenig über Mouhanad Khorchide gelesen, ein Islamwissenschaftler und Religionspädagoge, der versucht, einen gewaltfreien Islam zu lehren und zu vermitteln. Dies hat ihm nicht nur Proteste der muslimischen Verbände eingebracht (z.B. der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland), sondern auch - wie üblich - Morddrohungen, so dass er unter Polizeischutz steht. Khorchide ist gläubiger Muslim, aber wird dennoch von vielen Muslimen als Abtrünniger und Feind des Islams angesehen, den man unschädlich machen muss. Liest man dann noch ein paar Ergebnisse seiner Dissertation "Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft: Einstellungen der islamischen ReligionslehrerInnen an öffentlichen Schulen“ bekommt man es mit der Angst zu tun. Ich möchte nochmals betonen, dass Khorchide ein gläubiger Muslim ist, der nicht gegen den Islam zu Felde zieht, sondern lediglich das Recht der freien Meinungsäußerung beansprucht, den Islam gewaltfrei zu interpretieren!

Ich sehe es auch so, dass dieser verkrampfte Umgang mit der Kritik ein wesentliches Problem in der Modernisierung des Islam darstellt. Ich habe auch häufig gelesen, dass sich der Koranunterricht auf Auswendiglernen beschränkt, in den Ländern, die kein Arabisch sprechen, wie Pakistan, führt es sogar zur absurden Situation, dass der Koranlehrer die Suren zwar vorlesen und auf Urdu sagen kann, was dort ungefähr steht - Arabisch spricht er dennoch nicht.

Ich fand das Buch Generation Allah von Ahmad Mansour in diesem Kontext sehr interessant. Er schreibt, dass die Erziehung in den muslimisch geprägten Ländern auf Gehorsam und Angstpädagogik basiert. Gehorsam und bedingungsloser Respekt gegenüber den Älteren/Vorgesetzten (damit sie die Ehre nicht verlieren) scheint auch zur wirtschaftlichen Stagnation im Nahen Osten beizutragen - diese Themen werden häufig angesprochen, wenn es darum geht, warum es diesen Ländern schlechter geht als vor 50 Jahren, besonders im Vergleich mit Ländern wie Südkorea.