05.08.2013 Inle-See
Urlaubslektuere
Ich habe es vor diesem Urlaub endlich einmal geschafft, mir ein Buch zu besorgen, das von dem Land handelt, in das ich reise. "Das Herzenhoeren" erzaelt die tieftraurige Liebesgeschichte von zwei besonderen Menschen - die Seelenzwillinge Tin Win und Mi Mi - die fuereinander bestimmt sind, aber durch widrige Umstaende getrennt werden. Erst nach 50 Jahren, als Mi Mi im Sterben liegt, findet Tin Win zu ihr und beide finden im Tod zusammen. Es gibt ein altes burmesisches Maerchen, das aehnlich endet wie es im Buch beschrieben wird. Dieses Maerchen wird von den Europaeern als ungluecklich endend empfunden, waehrend die Burmesen es als einen ausgesprochen gluecklichen Umstand empfinden, im Tod vereint zu sein.

Das zweite Buch habe ich hier geschenkt bekommen: "Tage in Burma" von Georges Orwell. Waehrend ich das erste Buch sehr schnell verschlungen habe (obwohl dies bei mir sehr unueblich ist, denn ich lese fast nur noch Sachbuecher), geht es mit Orwells Buch langsam voran. Es handelt von den waehrend der englischen Kolonialzeit in Burma lebenden Englaendern und gibt ein sehr erschreckendes Bild von der Einstellung gegenueber den Einheimischen ab. Es ist kaum ertraeglich, ueber viele Seiten hinweg mit durch und durch unsympathischen Charakteren konfrontiert zu sein. Vergleichbar ist dies fuer mich nur mit E. Brontes "Strumhoehe", in dem ein Charakter widerlicher als der andere war, weswegen ich den grossen Erfolg des Buches auch nicht nachempfinden konnte.

Ein Buch nimmt den Leser oftmals mit in eine andere Zeit, zu anderen Menschen oder in eine andere Gesellschaft. Und in der Gesellschaft der Englaender im Burma des Jahres 1927 fuehle ich mich nicht wohl. Es gibt lediglich eine literarische Figur - John Flory - der so etwas wie Achtung und Sympathie fur die Burmesen empfindet. Aber da er gleichzeitig sehr feige ist und die Konfrontation mit den anderen Englaendern scheut, faellt er seinem burmesischen Freund in den Ruecken. Mir fehlt in dem Buch ein Lichtblick. Es tritt zwar irgendwann eine Englaenderin auf, in die Flory sich verliebt, aber diese stellt sich ziemlich schnell als mindestens genauso rassistisch heraus wie die uebrigen Englaender.

Georges Orwell wollte mit dem Buch seine Abneigung gegen den Imperialismus ausdruecken, was ihm zweifelsohne auch gelungen ist. Er hat auch irgendwann die Konsequenz seiner Einstellung gezogen und seinen Dienst in den Kolonien quittiert.

Ich denke, ich werde aber trotzdem durchhalten und das Buch zuende lesen.




Oh, ich kenne das Problem. Unter dem Jahr kann man jedes Buch anfangen zu lesen. Wenn es einem nicht gefällt, kann man jederzeit aufhören mit dem Lesen. Doch in den Urlaub nimmt man nur Bücher mit, die man wirklich lesen kann und will. ZUviel Bücher mitzunehmen lässt den ohnehin zu vollen Koffer sprengen ...

Ich habe das Buch aber dennoch zu Ende gelesen und es auch nicht bereut. Auch wenn es keine Lektüre zum Enspannen war, so habe ich einiges über die Zeit des Kolonialismus in Burma gelernt.