Bullen und Juden
„Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine. Wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, kein Mensch. Und so haben wir uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden. Und natürlich kann geschossen werden.“
Ulrike Meinhof 15.06.1970

„Erklären uns die Juden […] den Krieg - und das haben sie bereits getan -, so haben wir die bei uns befindlichen Juden genauso zu behandeln, wie man Angehörige einer kriegführenden Macht zu behandeln pflegt.“
SS-Organ „Das schwarze Korps“ 03.11.1938




Es zeigt sich, dass eine menschenverachtende Geisteshaltung in allerhand unterschiedlichen Gewändern daherkommen kann. Das heißt nicht, dass sie dadurch weniger menschenverachtend wäre.

Hass schafft Ähnlichkeiten
Ich sehe Ideologien tatsächlich auch nur als Gewänder, hinter denen de facto oft einfach nur die gleiche Menschenverachtung steht. Mir hat jemand zu Bedenken gegeben, dass man ein SS-Organ und Ulrike Meinhof nicht vergleichen kann. Grundsätzlich kann man aber – und sollte es sogar – alles vergleichen. Und natürlich gibt es enorme Unterschiede in der Entwicklung, die zur Menschenverachtung geführt hat. Aber gerade eine Ulrike Meinhof mit ihrer Sensibilität für gesellschaftliche Missstände und ihrer Gabe der scharfen Analyse hätte sich nicht zu dem Punkt bewegen dürfen, an dem ein Mensch nicht mehr als Mensch angesehen wird, sondern als Tier.

Erschreckend ist immer wieder die Ähnlichkeit, die zwischen sich bekämpfenden Gruppen zutage kommen kann. Andere Ziele – dennoch gleiche Mittel. Was dabei herauskommt, ist eben auch das erschreckend Gleiche.

Ja!

Was war es, was fehlte??
Das ist zwar nur ein Minimalkommentar, aber der reicht schon aus, um mich zu einem weiteren Kommentar zu ermutigen (man wird ja anspruchslos…). Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass es die menschliche Dummheit ist, die das Zusammenleben zerstört. Aber diese Ansicht kommt langsam ins Wanken. Denn was immer man Menschen wie Ulrike Meinhoff oder Gudrun Ensslin (Baader übrigens nicht, der war ziemlich dämlich) vorwirft – Dummheit kann man nicht unterstellen.

Gestern las ich zufällig ein Wort Ingeborg Bachmanns: „Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht“. Da hat Ingeborg Bachmann aber wahrscheinlich geirrt. An Worten und an Sprache mangelte es Menschen wie Ulrike Meinhoff und Gudrun Ensslin wirklich nicht. Beide waren höchst gebildet und wortgewandt. Es muss etwas anderes als Worte und Sprache sein, das fehlte.

Vielleicht Menschlichkeit??